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Anne Will, Luschen-Laschet und die Sehnsucht nach der Kanzlerschaft

Da saßen sie bei Anne Will wieder einmal zusammen, die politische Creme der Talk-Show-Experten, Lichtgestallten der Möchtegerns, die Highflyer gepflegter Plattheiten. „Lockert Deutschland die Corona-Einschränkungen zu schnell“, war das Leitthema des munteren Polit-Talks, das mittlerweile bei den meisten Bürgern nachhaltige Aggressionen auslöst.


Geladen waren der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen Armin Laschet (CDU), der FDP-Chef Christian Lindner, Gesundheitsguru Karl Lauterbach (SPD) und die, der grünen intellektuellen Elite angehörende Annalena Baerbock. Es kam, wie es kommen musste. Luschen-Armin legte sich so sehr ins Zeug, dass er seine Kanzlerkandidatur durch den berühmten Schornstein jagen kann. Nicht etwa, weil er forsch, vielleicht zu forsch, auf die millionenfache Arbeitslosigkeit verwies und seine Überzeugung wiederholte, Deutschland könne sich einen länger andauernden Shutdown nicht leisten. Seit wann er das wohl weiß?

Schon vor einer Woche hatte die Kanzlerin, Vorsitzende des absolutistischen Himmelstribunals in Berlin, Armins vorwitzige Lockerungswünsche und dessen Profilierungsklimmzüge mit einer göttlichen Ächtung gerügt, was für die süffisant lächelnde Anne Will ein gefundenes Fressen war. Wenn alle Stricke reißen, kann Armin ja immer noch als Karnevallsprinz in Aachen in die Bütt gehen. Da hat er was fürs Leben.

Zu allem Überfluss bekam er es mit dem Talk-Show-Rekordhalter Lauterbach zu tun, der Laschet Ahnungslosigkeit bescheinigte, zumal dieser mit Infektionszahlen hausieren ginge, die er gar nicht kenne. Das war ein Tiefschlag, an dem Armin sichtlich kauen musste. Bei Lauterbachs 200.ten Talkshow, die er demnächst feiern darf, dürfte ihm vermutlich der Lorbeerkranz für die Verdienste an der Talkfront sicher sein. Überhaupt, sieht man sich die alternativen Fakten staatlich verordneter Auflagen und Freiheiten in unseren Städten an, ist bis heute nicht klar, wer, wann, was, wo und wie lange darf oder nicht. 

Schon deshalb muss man sich Laschets brillianten Hinweis auf der Zunge zergehen lassen. „Man muss die Schäden abwägen“, so sein Talk-Show-Mantra, fehlte nur noch: Kölle Alaaf! Er hätte dann aber auch abwägen sollen, welche Schäden beim TV-Konsument entstehen, der sich versehentlich die Sendung zu Gemüte geführt hat. Längst haben die Bürger begriffen, dass sie sich selbst und andere schützen müssen. Aber sie haben keine Lust mehr, sich von Politclowns, die auf Basis von Nichtwissen, Vermutungen, Einschätzungen oder Annahmen drakonische Maßnahmen anordnen, die man eher der Willkür und weniger reflektierte und logischer Konsequenzen zuordnen kann.

Und wieder einmal stritt man um des Kaisers Bart hinsichtlich Tests und deren Verfügbarkeit, Validität und fehlender Verlässlichkeit, um Maskenpflicht und leere Intensivbetten, um sinkende Fallzahlen und Entkeimungsaktionen. Annalena Baerbock, die bereits in zurückliegenden Talkshows mit überragendem Allgemeinwissen über den frevelhaften Abbau von „Kobold“ in Afrika glänzte und die Maßeinheit der Energieabgabe von Windkraftwerken in „Gigabyte“ festlegte, ließ den TV-Zuschauer ein weiteres Mal an der Strahlkraft ihrer Inkompetenz teilhaben. Schulen seien nicht ausreichend auf die Lockerungen vorbereitet und es fehlten dort „Desinfektationsmittel“. Da fragt man sich mit Recht, ob Lehnchens Oberstübchen nur ein Hohlraum ist.

Immerhin konterte Armin mit einem seiner berüchtigten „Nullsätzen“. Seine Schulministerin habe persönlich Seife besorgt und sie mit dem Auto in die Schulen gebracht.  Und überhaupt würde sich die deutschen Virologen und Epidemiologen alle Nase lang widersprechen und neue Berechnungsmethoden unter die Leute bringen. Da könne man auch durchaus auch Bundesligaspiele ohne Zuschauer durchführen. Immerhin hätten die Vereine plausible Desinfektions- und Testkonzepte entwickelt, was Lauterbach, Chefarzt der SPD, vehement kritisierte.

Nun ja, wenn es auf den bekanntermaßen weitläufigen Golfplätzen der Betrieb verboten ist, obwohl man sich schon aus Platzgründen weiträumig aus dem Weg gehen kann, solange es untersagt ist, dass man auf einer einsamen Parkbank kein Buch lesen oder ein Wanderer in den Alpen seine einsam gelegene Berghütte nicht aufsuchen darf, scheint mir bei den Beamtenhirnen, die sich solche Verfügungen ausdenken, so Einiges nicht in Ordnung zu sein.  Lauterbachs Prognosen, dass wir wahrscheinlich erst 2020 zur Normalität zurückkehren könnten, scheint er, was die Konsequenzen für Gesellschaft und Wirtschaft angeht, selber nicht mehr zu überreißen. 

Die provokative Frage von Anne Will, ob es denn dann eine gute Idee sei, die Fußballbundesliga am 9. Mai wieder beginnen zu lassen, wollte Laschet nicht eindeutig beantworten. Er „schwurbelte“ sich mit Sätzen ohne Inhalt durch die Sendung und orakelte mit nichtssagenden Erklärungen. Auch Christian Lindner sorgte für Stimmung im Saal, als er sich mit Annalenchen fetzte und Lauterbach in die Parade fuhr. "Mich überzeugt nicht, dass in Leverkusen bei Herrn Lauterbach die Hotels geschlossen werden müssen, weil es einen Corona-Ausbruch in Passau gibt. Da hat er ja irgendwie recht.

Baerbock wollte deshalb wissen, warum Fußball darf und nicht Handball nicht. Lindner kurz und bündig: Der Handballbund ist leider nicht so „kapitalstark“. Ah, ja!  Mit anderen Worten, man kann sich auch von Corona freikaufen. Angesichts solcher Sendung kann man nur eine seufzende Bilanz ziehen. Den Abend der allgemeinen Selbstdemontage darf man getrost als Unterhaltungssendung bezeichnen, sofern man als Zuschauer masochistische Neigungen hat und sich im Anschluss einen Film von Rosamunde Pilcher reinzieht.



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