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Habecks Philosophie der Eskalation in der Gas-Krise

Tja, das Gas muss in Rubel bezahlt werden. Putin will das so. Anderenfalls gibt’s nichts. Herr Habeck allerdings weigert sich. Wir zahlen nur in Dollar. Und da nun beide Seiten auf ihrem Standpunkt verharren, müssen Deutsche voraussichtlich nicht nur frieren.

 


Gestern hat unser Vizekanzler erklärt, die Energieversorgung sei gesichert, aber dennoch müsse man die Versorgungsmaßnahmen erhöhen. Und da nun mal dieser Herr Habeck „im Namen des Volkes“ entschieden hat, dass er in Kauf nähme, die gesamte deutsche Wirtschaft in den Graben zu fahren, weil der Russe ohne Rubel nicht liefern will, dürfen wir uns schon mal warm anziehen. Ich sehe die Familien schon bibbernd in Pelzmäntel eingehüllt in ihren  Wohnzimmern sitzen, während sie sich vor dem Campingkocher zusammendrängen und die Hände wärmen.

Denn die verschwurbelte Botschaft, die irgendein grüner Aktivist im Staatsdienst mit großem semantischem Aufwand in hoffnungsvolle Worte gekleidet hat, lautet: „Wir müssen für den Fall einer Eskalation seitens Russlands gewappnet sein.“ Selbstredend vermutet der herkömmliche Fernsehzuschauer in dieser Botschaft keine Gefahr und gerät auch deshalb nicht in Panik. Insofern biete ich eine Erklärung für schlichtere Gemüter an.

Wenn Herr Lehmann aus Recklinghausen früh morgens 15 Semmel für seine hungrige Familie kaufen und beim Bäcker partout mit Israelischen Schekel bezahlen will, darf sich nicht wundern, wenn er mit knurrendem Magen wieder nach Hause gehen muss. Aber darin eine Eskalation des Bäckers zu sehen, halte ich für schwierig. Nur weil der Bäcker, bei dem er schon seit Jahren sein Brot holt, dem Nachbarn eins über die Rübe gezogen hat, weil er von ihm provoziert wurde, aus Solidarität nur noch mit Schekel zu bezahlen, halte ich für übertrieben.

Die Problematik des hungrigen Herrn Lehmann besteht allerdings darin, dass es im Umkreis von 800 Kilometer keine anderen Bäcker gibt, die ihm 15 Semmel geben würden, obwohl er mit seinen Euros in der entfernten Backstube kein Problem hätte. Standpunkt ist eben Standpunkt. Ganz egal, ob im Vorratsschrank nur noch ein Paar Schnitten Toastbrot herumligen oder nicht. Dann muss die Familie eben mal kürzer treten und hungern. Nun stellt sich die Frage an den Herrn aus Recklinghausen, ob er dämlich oder verblödet ist. 

Wie sagte Herr Habeck so knackig im Interview? "Um für diese Situation vorbereitet zu sein, habe ich heute Morgen die Warnstufe nach der Gasverordnung ausgerufen." Es werde ein Krisenteam eingerichtet, das die Lage täglich bewerte. Natürlich könnte Herr Lehmann aus Recklinghausen auch einen Krisenstab einrichten und die Lage bewerten, bevor er bei seiner hungrigen Familie zuhause eintrifft. Denn bis er Semmel in den USA bestellt hat und diese auch geliefert werden, das kann dauern.

Und während Herr Habeck die Wirtschaft und die Verbraucher vorsorglich aufruft, Gas und Energie insgesamt zu sparen, wird Herr Lehmann seiner Familie erklären, dass jede Semmel, die ab sofort weniger gegessen wird, eine gute Semmel ist. Doch Herrn Habeck wie Herrn Lehmann sind die Konsequenzen Wurscht. Im ersten Fall hängen an der Versorgung der Industrie mit Gas und Öl unsere Industrie und die Produktionen. Im Falle von echten Engpässen, und davon sind wir nicht mehr weit entfernt, müssen die meisten Unternehmen ihre Betriebe herunterfahren oder gar einstellen. Die schiere Not wird ausbrechen, das ist sicher.

Für Herrn Lehman sind die Risiken, ohne Semmel nachhause zu kommen, nicht weniger gravierend. Mama Lehmann reagiert mit Sex-Entzug, geht in den Streik und lässt den Haushalt verrotten, die hungrigen Kinder brüllen wie am Spieß, die Schwiegermutter macht ihm rund um die Uhr die Hölle heiß und Opa nässt aus Protest die Windeln ein. Das wird für Herrn Lehmann auch kein Spaß.

Ich hoffe, irgendjemand sagt diesem Herrn Habeck, was ihn erwartet, sollte er auf seinem Standpunkt bestehen. Denn Herr Putin macht es garantiert wie der Bäcker. Der gibt ihm keine Semmel. Man möchte den derzeit hektisch agierenden Politikern angesichts der Versorgungskrise mit Gas und Öl zurufen: Quidquid agis, prudenter agas et respice finem!

Man kann das berühmte lateinische Sprichwort auch so übersetzen: Bei allem, was man tut, ist man hinterher immer klüger, weil man später genau weiß, wie man es vorher hätte anstellen sollen, damit es so gewesen wäre, wie man es ursprünglich geplant hatte. Würde man aber all das, was man am Anfang bedenkt, gar nicht erst tun, wäre es am Ende trotzdem nicht so, wie es am Ende hätte sein sollen.

Man könnte allerdings gleich am Anfang alles rückgängig machen, damit man danach alles so einrichten kann, wie man es zwar vorher gar nicht haben wollte, hinterher aber erst recht nicht.

Zwar müsste man im Anschluss alles wieder verwerfen, was man ursprünglich vorgehabt hatte, obwohl es eigentlich klüger gewesen wäre, erst dann damit zu beginnen, wenn man gewusst hätte, dass hinterher sowieso alles Kacke ist. Gut, gut..., man wäre auf diese Weise nicht viel weitergekommen, aber hätte mehr Zeit gehabt, alles noch einmal ganz genau zu überdenken, bevor man einen Staat regiert. Ich fürchte allerdings, Scholz, Habeck oder Baerbock wären intellektuell bereits beim ersten Satz gescheitert. Allerdings hätten wir jetzt genug Gas und Öl.

 


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