Natürlich haben die zwei Politiker nicht gemeinsam in einem lauschigen Ristorante, sich unter Absingen schmutziger Lieder, den Stoff hinter die Binde gegossen. Zum einen ist Putin zurzeit schwer damit beschäftigt, seine Generäle an der Front auszutauschen, zum anderen muss er darüber nachdenken, auf welchen karibischen Banken er die gewaltigen Überschussgewinne seiner Gasverkäufe nach Indien und China bunkern soll.
Doch bei all dieser vielen Arbeit darf man konstatieren. Wladimir vergisst trotz all des Pulverdampfes, Raketeneinschlägen und der gegen ihn verhängten Sanktionen keine Geburtstage, jedenfalls keine von guten Freunden. Dreißig Flaschen Vodka, – und zwar die Marke der ganz kostbaren Sorte aus Novosibirsk, lagen auf Silvios Präsentetisch zu seinem 86.sten. Immerhin wollte sich Wladimir nicht lumpen lassen, hatte ihm doch wenige Wochen zuvor sein Kumpel aus Italien drei Kisten Lambrusco zukommen lassen. Nicht irgendeine Plörre, nein…, es handelte sich dabei um ein besonders edles Tröpfchen. Flüssige Wertschätzung - das hat was.
Wie sagt man so schön? Gleich und gleich gesellt sich gerne. Unter Milliardären ist das nicht anders wie unter Proleten oder ungebildeten Politikern. Stallgeruch verbindet eben.
Doch der Austausch von – ja, man darf sagen -, bemerkenswerten Tröpfchen, fällt, das hat Frau von der Leyen nun explizit hervorgehoben, fallen sie doch unter das „fünfte Sanktionspaket“, in dem Im- und Export von Spirituosen und Weinen enthalten sind. Die Sanktionen beträfen - so die italienische Sprecherin bei der EU Arianna Podesta flüssige Geschenke, die den Wert von 300 Euro übersteigen. Nun fragt sich nicht nur Silvio, ob die Einschränkung des Wertes für die Flasche oder für die Kiste gilt. Egal -, Hauptsache er schmeckt.
Klar ist, Brüssel achtet auf jede kleinste Zuwendung, die aus Russland kommend auf Geburtstagstischen landet. Doch so lächerlich wie die Meldung sein mag, so hohe Wellen schlägt sie auch. Freundschaften zwischen EU-Bürgern mit Russen gehören seit 8 Monaten zu gesellschaftlich unerwünschten, menschlichen Beziehungen, die schon beim Austausch von telefonischen Geburtstagsglückwünschen in den Geruch von Staatszersetzung und Konspiration mit dem Feind geraten.
Propaganda und mediale Feindbildpflege haben nicht nur die User in unseren sozialen Netzwerken in die Lage versetzt, täglich mit wüsten Verunglimpfungen, Diskreditierungen und aggressiven Beleidigungen übereinander herzufallen, sobald sie Reizworte wie Russland oder Ukraine in ihren Postings verwenden. Ich wills mal so sagen: Sogar ein ehemaliger DDR-Bürger mit Russischkenntnissen lebt gefährlich, sollte er in Chemnitz oder Dresden von einem Besucher aus Smolensk nach der Uhrzeit gefragt werden. Da wundert es auch nicht, wenn Liebesbeziehungen zwischen einer jungen Moskauerin und einem Berliner beispielsweise schon als verdächtig und gelten und sie als eine pervertierte Liaison veruteilt wird.
Doch zurück zu den mittlerweile 5 Sanktionspaketen der EU. Wie wir inzwischen alle wissen, stehen Öl, Gas, Kohle, Lambrusco und Vodka auf dem Index. Bei Letzteren sind wir noch nicht sicher, wie hoch der Flaschenpreis sein darf, um nicht von Frau von der Leyen und den EU-Kommissaren als Renegat bezeichnet zu werden und man beim Leeren eines Glases die volle Härte des Gesetzes erleiden muss. Gut, gut..., es handelt sich ja bei Putin und Berlusconi nicht um Menschen. Jedenfalls nicht um Gewöhnliche. Sie sind irgendetwas zwischen Symbolfigur und Ergebnis eines kosmetischen Kraftaktes italienischer Chirurgen.
Doch die Sache mit den Sanktionen, Feindbildern und rhetorischer Verdammnis eines ganzen Landes ist so einfach nicht, zumal das Szenario eines herannahenden Weltkrieges durch ständige, gegenseitige Provokationen bittere Realität geworden ist. Nun ist diese in Deutschland heraufbeschworene Kriegsfreude keineswegs auf dem Mist hiesiger Bäckermeister, Krankenpfleger oder Bandarbeiter in einer Fabrik gewachsen, sondern sie hat sich in der geistigen Kloake einer völlig vernachlässigbaren Anzahl von grünen Menschen in Regierungsämtern entwickelt, ohne dass man sie von eben jenen Normalbürgern in ihre Schranken gewiesen worden wären.
Aber es scheint hoffnungslos, dass irgendjemand in unserem Land noch zur Besinnung kommt. Und die Medien tun alles, damit der Irrsinn weiter Fahrt aufnimmt. Was russisch klingt oder danach aussieht, riecht, schmeckt oder sich wie russisch anfühlt, steht auf dem Index völliger Missachtung. Ganz egal, um was es sich handelt. Russische Ehrenmale, Denkmäler oder Straßennamen in Berlin und anderswo werden rückstandslos geschleift. Schließlich haben die Büsten und Statuen von Karl Marx auch reihenweise dran glauben müssen, als die Mauer fiel.
Und weil wir in Deutschland stets Nägel mit Köpfen machen, hat man die russische Opernsängerin Anna Netrebko vor einem Jahr an die frische Luft gesetzt, bevor sie in München an der Staatsoper das erste russische Hohe C singen konnte. Vielleicht sollte man unseren intellektuell benachteilgten Politikern in Berlin vorschlagen, Fjodor Dostojewski, Alexander Puschkin, Leo Tolstoi und Anton Tschechow aus den Staatsbibliotheken zu verbannen, bevor dort das Literaturklima völlig versaut wird. Selbstredend könnte man über die gesamte trällernde Opernmischpoke wie Galina Wischnewskaja, Jelena Obraszowa, Igor Morosow und Dmitrij Chworostowskij ein weltweites Sing- und Auftrittsverbot verhängen.
Und
da wir schon beim Ausmerzen russischer Kulturgüter sind, könnte man auch gleich
die russisch-orthodoxen Kirchen und historischen Kleinode in unserem Land dem
Erdboden gleichmachen. Und wer sich kulturell am Abend im heimischen
Wohnzimmer mit der Nussknackersuite von Tschaikowsky entspannen will, läuft
Gefahr, zum Staatsfeind erklärt zu werden. Da heißt es, der vielen Dunzianten wegen, vorher Türen und Fenster abdichten. Wir werden wohl auch die Werke von
Modest Mussorgsky mitsamt seinem Boris Godunow einstampfen müssen, wenn wir
noch als regierungskonforme Bürger gelten wollen.
Bald
können nicht nur die Tesla-Fahrer ihre Autos spazieren schieben, jedenfalls so
lange, bis Habeck seine 7.000 Quadratkilometer – genauer gesagt, 2 Prozent der Fläche
Deutschlands –, mit Windrädern ausgestattet hat, um von Russland unabhängig zu
werden, selbst, wenn der Wind von Osten her weht. Den grünen Polithasardeuren wird’s recht sein, wenn der
herkömmliche Autofahrer zuhause bleibt, mit oder ohne "E-Vehikel". Insofern wäre es nicht nur
logisch, sondern auch nachhaltig, würde man auf sämtlichen Landkarten das
russische Territorium tilgen, zumindest aber schwärzen, bevor jemand auf die
Idee kommt, die russische Taiga mit seinem Tesla und deutscher Strombetankung besuchen
zu wollen.
In unserer Ukraine-Rettungs-Euphorie dürfen auch Petitessen wie einen Atomkrieg auf deutschem Boden keine Rolle spielen, solange es gewährleistet ist, dass heimische Getränkelieferanten den Krimsekt aus ihren Regalen samt und sonders verbannt haben. Ich wills ja nicht auf die Spitze treiben, aber von nun an können sich nicht einmal mehr die in Deutschland lebenden Ukrainer, die Putin am liebsten hinterrücks meucheln würden, richtig besaufen.
Doch eines dürfen wir nicht aus den Augen verlieren: Hauptsache ist, dass der gewöhnliche Russe in Wladiwostok, Irkutsk oder Atschinsk am eigenen Leibe spürt: Mit euch wollen wir nichts mehr zu schaffen haben. Auch nicht auf unseren Fußballplätzen. Ab sofort heißt es nicht mehr „Nastrovje“, jetzt werden „opportunistische Verdienstmedaillen“ an engagierte C-Promis bei Anne Will ausgegeben, sofern sie eine gut sichtbare Anstecknadel in den ukrainischen Landesfarben am Revers tragen.
Jetzt haben wir den Salat. Sollten demnächst Geburtstage bei unseren Ministern anstehen, dann muss sich jeder Gratulant darüber im Klaren sein, auf welcher Seite er steht und welche Flasche er aus dem Regal seiner bevorzugten Vinothek nimmt und sie auf Annalenas Gabentisch platziert. Denn es könnte durchaus sein, dass eine Flasche Lambrusco – beispielsweise von einem AfD-Abgeordneten -, das Aus der politischen Karriere von Annalena Baerbock bedeuten könnte. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, aber vielleicht wird dem einen oder anderen Leser die Perversion unserer Welt ein wenig deutlicher.
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