Nicht die Hochrechnungen, nicht die Wahlergebnisse und nicht die desaströsen Koalitionsperspektiven waren die Highlights bei dem thüringischen und sächsischen Wahlgemetzel, bei dem die Koalitionäre zu einer angemessenen Bedeutungslosigkeit zusammengeschrumpft wurden. Die "Brandmauerpolitik" der Parteien mündete unmittelbar in den Doppelwumms für den weitsichtigen Kanzler und seine Kumpane und hat jetzt einen tiefen Krater hinterlassen. Die bunten Zwerge sind plötzlich unter sich. Was nach dem relativ sicher stehenden Endergebnis gegen 21 Uhr folgte, durfte der Wähler als echtes Live-Entertainment einordnen, sofern er zur Spezies der Schadenfreudigen gehörte. Dass die AfD in den beiden Bundesländern jeweils satt über 30 Prozent erreichen würde, war abzusehen. Dass die AfD in Thüringen und in Sachsen stärkste Kraft würde, hatten viele gehofft, aber auch viele befürchtet. Jene ideologischen und alles besser wissenden Lebensformen, die sich am allermeisten vor dem unabwendbaren
Die Grenzen zwischen Meinungsfreiheit und Rücksicht werden von der Verantwortung bestimmt. (Claudio Michele Mancini)