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Der Unterschied zwischen Italienern und Deutschen am Beipsiel einer schwäbischen Verkehrsinsel

Auf meinen Reisen in den Süden mache ich mir oft genug Gedanken, was uns Italiener von den Deutschen unterscheidet. Ich suche nach typischen Merkmalen, nach sichtbaren Unterschieden und bemerke: Nicht einfach, will man Klischees vermeiden.

Ich gebe zu, Vergleiche anzustellen kann beim Leser Unmut hervorrufen. Deutsche essen Sauerkraut und lieben Gartenzwerge. Bayern tragen Lederhosen und einen Gamsbart am Hut. Italienische Männer sind die besseren Liebhaber, telefonieren unablässig mit ihrem Handy und tragen mit Vorliebe goldene Halskettchen um den Hals. 

Gern werden auch Behauptungen aufgestellt, Frauen aus Niedersachsen, Westfalen oder Mecklenburg-Vorpommern wären vorwiegend blond, blauäugig und blutarm, während die Damen aus Rom, Messina oder Brindisi rassig, glutäugig und temperamentvoll sind und von morgens bis abends an Amore denken. Beliebt ist besonders das Beispiel, der herkömmliche Deutsche sei im Durchschnitt hässlicher als ein Italiener. Das mag zwar zutreffen, bringt aber den Ethnologen auf die Palme.

Es liegt mir fern, einen nationalen Wettstreit zwischen zwei grandiosen Nationen auszulösen, obwohl Italien durch seine geographische Lage bevorzugt und seiner Kultur wegen, eine große Anziehungskraft auf Deutsche hat. Ich will auch nicht bestreiten, dass wir Italiener reihenweise Pizzerien in Deutschland eröffneten – schon, weil es in meinem Land keinen Platz für noch mehr Restaurants gäbe. Der Beobachter muss sich auf eine Ebene begeben, die zwar typisch, aber bislang wenig beachtet wird.

Italien wäre beispielsweise ohne seine Ruinen längst ruiniert. Oder werfen wir einen Blick nach Neapel. Es ist eine von vielen Städten, deren Häuser mit Wäscheleinen zusammengebunden werden. Man könnte beliebig fortfahren. Wie ich bereits sagte, ich dachte während meiner Fahrt über die Unterschiede nach. In Remstal-Murr angekommen fiel es mir schlagartig auf! Ab dem Trentino in Richtung Süden stehen bei uns auf den Mittelstreifen der Autobahnen Oleander. Rot-, gelb-, zyan- und weiß blühende - und das bis Sizilien. 

Italiener finden solche naturgegebenen Farborgien ganz wunderbar und wir lassen den Dingen ihren Lauf. Überquert man die Alpen von Süden kommend, ändert sich das Bild schlagartig. Es herrscht Ordnung bei der kommunalen Bepflanzung. Sogar auf Mittelstreifen der Autobahnen, an Straßenrändern oder an zwangsbegrünten Verkehrsknotenpunkten.

Doch keine dieser Oasen gen-optimierter Hybrid-Züchtungen, geschaffen, gepflegt und kultiviert durch Volkes Hand, und somit jeden schnöden Blick auf entgegenkommenden Verkehr beschränkend, schien mir als Beispiel geeigneter, den Unterschied zweier Kulturen herauszuarbeiten. Ich befand mich im Niemandsland zwischen Oberbopfingen und Beutelsbach, im schwäbischen Niemandsland - also just dort, wo kein Mensch freiwillig hinfährt, es sei denn, dort lebt eine rassige Sizilianerin. Unvermittelt tat sie sich vor mir auf, die Größe der Natur, mit grünem Daumen dreistufig angerichtet, erhaben, adrett gestutzt und jedes Gemüt erhebend. Eine Verkehrsinsel!

Vom Nachtschattengewächs über Bodendecker strebte ein „Crescendo Furioso“ über handabgezupfte Rosenbäumchen hinweg bis zu den Bananenstauden, den Exoten, die wie auf einem Feldherrenhügel thronten. Jene Insel Mainau öffentlich-rechtlicher Botanik, jenes Chlorophyll gewordene Sehnen und Trachten, dieses Aufgehen deutscher Kultur im Schönen, Wahren und Guten, dabei eine Verschwisterung fremder Rassen wagend (da stand tatsächlich eine Bananenstaude) –, der Schwabe schaut hin und ist entzückt, findet nur noch alles gut in dieser blühenden Landschaft. 

Selbstredend gibt es Deutschland natürlich auch Wunderliches, womit ein Italiener nicht zurechtkommt, sollte er es ihn versehentlich mit einem Fahrrad auf eine deutsche Landstraße verschlagen haben. Gut, gut..., Italiener fahren in Deutschland niemals Fahrrad, es sei denn, die Tour de France führt durch teutonisches Gebiet. Nichtsdestoweniger ist alles geregelt, koste es, was es wolle, auch wenn man nicht immer einen Sinn hinter all den Vorschriften erkennen kann. Dennoch, die drakonische Straßenverkehrsordnung macht den Deutschen niemand nach. Zurück also zur schwäbischen Verkehrsinsel. 

Staunend umrundete ich den Kreisverkehr ein zweites Mal, bewundere das grüne Kunstwerk disziplinierten Wachstums. Perfektes Verkehrsinsel-Design kommt mir in den Sinn, als ich ein überdimensionales Fahrrad entdecke, mit Blumenkörben behängt. Bemoost übrigens! Die Rabatten frisch geharkt, distelbefreit und gedüngt, rankte sich reguliertes Grün vorschriftsmäßig gen Himmel.

Beim Anblick des adrett gestylten Verkehrsregulativs in Form einer DIN-kultivierten Grünanlage kam mir in den Sinn, solange sich der Deutsche solche Verkehrsinseln leisten kann, ist verdammt noch mal mit diesem Land alles in bester Ordnung. Bankenpleiten hin, Wirtschaftskrisen her! Und wenn Bürger jammern, dann immerhin auf dem Niveau behördlich normierten Blattwerks.

Ich wills mal so sagen: Italiener können nichts dafür, dass sich der Oleander auf ihren Mittelstreifen und Verkehrsinseln vermehrt wie Unkraut, oder dass Bananenstauden wie von selbst gedeihen. Wo kämen wir hin, wenn wir auch noch regelnd eingreifen wollten? Wir haben andere Probleme. Über Straßen gespannte Wäscheleinen, um Häuser zusammenzuhalten, Sandstrände, die nachts von MacDonalds-Tüten und Coladosen befreit werden müssen, Berlusconi und die Mafia.

Nun ja, Bunga-Silvio ist ja inzwischen unter der Erde, Gott hab ihn selig, aber wir Italiener verfügen über jede Menge Ressourcen. Ach, was sag ich, – wir sind Berlusconi! Nicht zu vergessen, um auf den geregelten Bewuchs zurückzukommen, wir haben wirklich anderes zu tun, zum Beispiel auch mit unseren unzählbaren Ruinen, die Heerscharen von Kassierer ernähren. Da bleibt für ordnungsgemäßes Wachstum – womöglich DIN-genormt, absolut keine Zeit. Ich glaube, hierin liegt ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Nationen.

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