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Olaf – der begnadete Kryptomane

„In den Ostländern der Republik ist die SPD dramatisch abgestürzt.“ Mit dieser Feststellung konfrontierte der Chef des ARD-Hauptstadtstudios Markus Preiß unseren Kanzler und versuchte unseren verflucht geschickten Rhetoriker Olaf ein paar wichtige Schachtelsätze zu entlocken. 

Schließlich will das fernsehende Volk wissen, wie unser aller Regierungschef den massiven Wählerschwund bewertet und ob das "braune Gesindel" im Osten richtig damit lag, den roten Genossen an der Wahlurne spontan die Freundschaft zu kündigen. Die Antwort bestand wie üblich aus nicht endenwollenden Aneinanderreihungen von verbalen Kontrollverlusten, überdies geschickt mit Konjunktiven verschlüsselt. 

Im Vergleich zu Olafs anspruchsvollen Statements sind schwere Frontalunfälle auf Berliner Kreuzungen geradezu harmlos. Man könnte Olafs verheerende Wortgeflechte auch mit der nicht entschlüsselbaren Keilschrift der alten Sumerer vergleichen, sofern die begabten Steinmeisler über eine phonetische Form der vor 3.000 Jahren in Mesopotamien entstandenen Verständigungsmöglichkeit verfügt hätten. Die Historiker wissen es nicht, die Bürger sowieso nicht – und Olaf übrigens auch nicht.

Dennoch, Markus Preiß ließ sich nicht beirren. Er hielt sich streng an die vorher abgesprochenen Interview-Regeln und vermied es, Olafs Wortungetüme zu hinterfragen, zumal in unserem Land kein Mensch Sumerisch versteht und niemand in unserm Land den schwer deutbaren scholz’schen Konjunktiven gewachsen ist. Deshalb mussten auch die interessierten TV-Konsumenten hinnehmen, dass sich des Kanzlers Analyse der Ampel-Wahlniederlage jedweder Interpretationsfähigkeit entzog und sich an den Gestaden der Spree im nebulösen Dunst des Ungefähren verflüchtigten.

Natürlich schwang im Interview mit Blick auf Ostdeutschland auch die Schuldfrage hinsichtlich der dramatischen Wahlverluste der Ampel-Koalition mit. Ich wills mal so sagen: Der Verlust von Wählerstimmen korreliert hoch mit der Wählerschuld und der Unübersichtlichkeit der Stimmzettel. Wenn sich unser Kanzler im Interview kategorisch weigert, die enormen Waffenlieferungen und die Hilfsgelder an die Ukraine herunterzufahren, obwohl 71 Prozent der Ostdeutschen dies verlangen und sich deshalb der AfD zuwenden, dann, so erläutert Olaf im Stil spätrömischer Auguren, hat der ostdeutsche Wähler etwas nicht verstanden.

Es liegt auf der Hand, und da stimme ich Olaf Scholz völlig zu: Der Deutsche, insbesondere der Ostdeutsche aus Chemnitz, Halle, Leipzig oder gar Dresden, der versteht in der Tat nicht, dass die Sozialdemokraten gerade darüber debattieren, wie und auf welche Weise deutsche Soldaten den Russen auf dem Schlachtfeld niedermetzeln und wann unsere Truppen endlich mal wieder in Richtung Stalingrad marschieren. Aber wir müssen schließlich nicht alles verstehen. Wir müssen ja nur wählen.

Natürlich liegt es auf der Hand, dass ein relativ dummes Volk den Worten des verbeamteten Hohepriesters im Kanzleramt nur unzureichend oder gar nicht folgen kann. Umgekehrt übrigens auch nicht, aber ich will hier nicht abschweifen. Kommen wir also zurück zur wesentlichen Frage unseres Interviewers der ARD an den Kanzler: „Was, wenn bei den kommenden Landtagswahlen im Osten die AfD punktet und ein Ministerpräsident aus den Reihen der AFD gestellt wird?“

Antwort ZITAT: 

„Ich bin ganz zuversichtlich am Ende, dass bei den nächsten Wahlen, wo dann am Ende die wissen, ich wähle hier die Regierung, dass das schon dazu führt, dass Parteien, die nicht die AfD sind, die mehreren sind in den Landtagen.“ 

An diesem Satz scheitern selbst versierte Kryptologen. Ja, solche Satz-Konstrukte lassen sich nicht einmal ins Englische oder Französische übersetzen, was auf der anderen Seite natürlich ein Vorteil ist. Ich habe mich daher für meine Leser der hermeneutischen Mühe für eine sinnhafte Deutung unterzogen. Hier meine Lösung: „Am Ende werden all diese armen Verirrten, die aufgrund unserer geballten Inkompetenz mit der AfD kokettieren, mich und meine Partei trotz unserer hohen Versagerqualität gerne wählen. Ätsch!“

Ganz gleich, ob Döner, Wohnungsnot, Bürgergeld oder die Frage nach dem zukünftigen Sieger unter den Kickern Europas, unser Olaf wartet mit kommunikativen Finessen auf, bei denen sogar das Orakel von Delphi schlappmacht und noch etwas lernen könnte. Stichwort Wohnungsnot in Deutschland und wie man sie  lösen könne. Olaf überlegt keine Sekunde und kontert, obwohl er, wie ich oben schon ausführte, nicht ein einziges Wort Sumerisch oder Phönizisch spricht: 

„Es gibt zu viele Vorschriften und deshalb sind die alle aufgeschrieben und mit der von der Bauministerin vorbereiteten Reform des Baugesetzbuches wird der Bund noch mehr die Vorschriften, die bundesrechtlich über Jahrzehnte gewachsen sind, beseitigen.“

Hier handelt es sich nicht etwa um einen deutschen Satzbau im herkömmlichen Sinn, auch nicht, wenngleich der geneigte Leser vielleicht zu dem Schluss kommen könnte, um einen synaptischen Kurzschluss, wie er auch oft bei Frau Baerbock zu beobachten ist. Wir befinden uns vielmehr auf einer weiterentwickelten Sprachenbene babylonischen Anspruchs, bei dem sich der tiefere Sinn hinter der Botschaft dem Zuhörer oder Leser gar nicht erschließen soll.

Alter Falter! Da siehst du als Linguist nicht nur alt aus, da verzweifelst du und stellst deine Daseinsberechtigung komplett in Frage. Ach – eh ich vergesse -, auf die Frage des ARD-Korrespondenten: „Sind Sie eine Belastung für Ihre Partei?“, erwidert Olaf wie aus der Pistole geschossen: „Nein.“ Ich hätte an seiner Stelle ja mit einer entwaffnenden Gegenfrage geantwortet: „Wie kommen Sie denn auf diese abwegige Idee?“  

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Kommentare

  1. Hat sich etwas geändert ?

    „Der Mensch, welcher euch bändigt und überwältiget, hat nur zwei Augen, hat nur zwei Hände, nur einen Leib; alles, was er euch voraus hat, ist der Vorteil, den ihr ihm gönnt, damit er euch verderbe. Woher nimmt er so viele Augen, euch zu bewachen, wenn ihr sie ihm nicht leiht? Wieso hat er so viele Hände, euch zu schlagen, wenn er sie nicht von euch bekommt? Die Füße, mit denen er eure Städte niedertritt, woher hat er sie, wenn es nicht eure sind? Was könnte er euch tun, wenn ihr nicht die Hehler der Spitzbuben wäret, der euch ausraubt, die Spießgesellen des Mörders, der euch tötet?“
    (Étienne de La Boétie „Abhandlung über die freiwillige Knechtschaft“)

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