Nachhaltigkeit. Ein Begriff, der für so ziemlich alles
verwendet wird, wenn es darum geht, ein besonders hehres Ziel zu erreichen. Das
gilt sogar für japanische Toiletten, die während der Verrichtung Rosenduft verströmen
und dem Besucher mit Vogelgezwitscher eine naturnahe Erleichterung garantieren. Somit wird Geruchs- und Lärmbelästigung "nachhaltig" vermieden.
Wie schizophren unsere Welt und insbesondere jene der
Umweltaktivisten, militanten Grünen, professionellen Warner und
Nachhaltigkeits-Freaks ist, kann man an kleinen Beispielen geradezu vergnügt beschreiben.
Stellen wir uns vor, die Vorsitzende der Grünen Annalena Baerbock steht bei
EDEKA an den Gemüseauslagen und hat die Wahl zwischen mit Plastik verpackter
Bio-Tomate oder die lose aufgeschüttete Nicht-Bio-Tomate, die allerdings vorher mit dem
Flugzeug um den halben Globus geflogen und per Diesel-LKW ins Zentrallager des
Supermarktes gebracht wurde.
Und während Frau Baerbock bei der Auswahl noch zwischen Kunststoff und
Kerosin schwankt,
ersteht Robert Habeck für Frau und Kinder zwei Papaya aus Mexico, ein paar Auberginen
aus Italien, fünf Zucchini aus holländischen Treibhäusern und zwei Tüten
Mangosaft. Die Kinder mögen das so. In Baerbocks Einkaufskörbchen finden sich dagegen
Bananen, Avocado und ein paar Litschies wieder, die vorher 5.000 Seemeilen auf
dem Frachter zurückgelegt haben. Zuhause diskutiert man bei einem Glas
Bio-Rotwein gepflegt über den Klimawandel und überlegt, wann man den letzten Verbrennungsmotor
von der Straße verbannt. Anschließend macht man sich über den heimischen Salat her,
der auf tonnenweise mit Glyphosat aufgepepptem Erdreich aufgewachsen ist.
Dass Lieferanten, Vorlieferanten und Dienstleistern meist
über den ganzen Globus verteilt sind, spielt keine Rolle, sonst müsste den
Grünen schon mal aufgefallen sein, dass jeden Morgen zwei riesige Containerschiffe
aus China im Hamburger Hafen anlegen. Sie sind komplett beladen mit Rohlingen
für unsere Frühstückssemmeln, die auf die Frischbäckereien in den Supermärkten in
ganz Deutschland verteilt werden. Immerhin, unsere Weltverbesserer bekommen das
Sesameckchen und das knusprige Mohnbrötchen zum Preis von 26 Cent ofenwarm an
der Theke.
Man kann den beiden Grünenpolitikern Baerbock und
Habeck die Freude über ihre ökologischen Einkaufsschnäppchen ansehen, wenn sie den
Supermarkt verlassen haben, zumal sie sich keine Sekunde lang Gedanken über die
Arbeitsbedingungen gemacht haben, unter denen die Produkte in
Niedriglohnländern hergestellt werden. Noch weniger haben sie beim Einkauf
bedacht, dass wegen ihrer Vorliebe nach Gemüse und Obst tonnenweise Giftgase
von Containerschiffen in die Luft geblasen wurden. Aber sie sind Vorreiter,
wenn es darum geht, von Unternehmen sozial und ökologisch korrektes Verhalten
abzuverlangen. Die Öko-Moral hat absoluten Priorität. Sie wird auch damit demonstriert,
dass Minister sich auf Fahrrädern vor den Kameras zeigen, für gesunde Luft werben,
um gleich nach den schönen Bildern in den 3,5-Liter-Diesel-Boliden einzusteigen
und zum nächsten Termin eilen. Da geht es auch schon mal mit dem Helikopter in
ein Landschaftsschutzgebiet, um sich kundig über die Auswirkungen des sauren Regens
zu machen.
Hübsch sind auch die Zehntausende junger Aktivisten,
die mit organisierten Auto-Karawanen zum Hambacher Wald fahren, vorzugsweise mit
25 Jahre alten Dreckschleudern oder den großen SUV von Papa. Und damit das
Leben im Wald nicht zu hart wird, betreiben sie vor ihren selbst gezimmerten Hütten
leistungsstarke Dieselaggregate, damit sie es in kalten Nächten kuschlig warm
haben. In Ermangelung von Toiletten wird der gesamte Wald dermaßen zugeschissen,
dass selbst die Rehe und Wildschweine fluchtartig über die Autobahn fliehen, nur
um den Naturliebhabern zu entkommen.
Überhaupt ist das Leben schwer, besonders für die
pathologischen Grünen, die sich zwischen propagierten Umweltschutz, privaten Urlaubsfreuden oder aktiven Begegnungen
mit fremden Kulturen entscheiden. Die sind allerdings nur mit Fernreisen im Jet zu realisieren, besonders wenn man auf ausgebeutete Indios im brasilianischen Urwald aufmerksam
machen will. Unter Einsatz des letzten Tropfen Kerosin kämpft man sich nach der
Landung mit einer Diesel-Dreck-Hucke aus einem ehemaligen Armeebestand
und wühlt sich allradgetrieben, schwarze Rauchschwaden hinter sich herziehend,
selbst in das entlegenste indigene Lager am Amazonas.
Und weil man so stolz auf die Errungenschaften westlicher Industrie ist, bringt man Geschenke für die
Kinder mit, kleine Bagger, Bälle, schnittige Sportwagen, hübsch in Plastik verpackt, verteilt großzügig Volvic-Wasser in PET-Flaschen, und hängt dem letzten Indio zum Abschied noch
einen Keuchhusten an. Danach jettet man der Erholung wegen 3 Wochen nach Thailand,
derweil das Naturvolk an unseren zivilisatorischen Krankheiten verreckt. Ja,
ja, Hauptsache, man hat die Welt aufgerüttelt und dem TV-Konsument zu Hause die
Augen geöffnet.
Den Alltag nachhaltig gestalten, das ist das Ziel der “open
minded peoples“ mit Hang zum
ökologischen Diktat, das sie dem Rest der Welt aufoktroyieren. Mit Verve wird
der Müll getrennt, der auf den Deponien wieder munter zusammengemischt wird.
Noch umweltfreundlicher sind die Millionen von ausrangierten Kühlschränken,
Computern, Waschmaschinen oder Fernseher, die von Müllmännern sachgerecht entsorgt,
anschließend in Bremerhaven mit Containern nach Afrika geschippert werden. Längst
ist der Deutsche sensibilisiert währenddessen der Afrikaner im Elektroschrott ersäuft und mit ausgemusterten Diesel-Autos aus Deutschland die Luft verpestet. Aber beinahe hätten wir erreicht, dass Deutschland
sauber gewesen wäre, würden die Grünen nicht nachhaltig unsere Sozialgäste aus dem schwarzen Kontinent in unserem Land behalten wollen. Bedauerlicherweise stehen sie mit
unserer Ordnung und unserem Bestreben nach Sauberkeit auf dem Kriegsfuß.
Ach ja, beinahe hätte ich sie vergessen. Unmäßige
Fleischesser, Todfeinde der Vegetarier und Veganer, die dafür verantwortlich
sind, dass Küken vergast, Schweine industriell geschlachtet und arme Kälber als
Filet auf den Tisch kommen. Würden wir Fleischfresser den Veganern zu Willen
sein, würden wir binnen kürzester Zeit verhungern, zumal selbst den
militantesten Gemüsemördern nicht klar ist, wo die Anbauflächen für 80
Millionen Grünkohlkonsumenten herkommen sollten.
Für Politiker zählt einzig die Frage, ob etwas
politisch vermittelbar ist, eine geradezu groteske Manifestation einer Systempathologie.
Der Bürger darf sich in den fast täglich über den Fernseher flimmernden
Talkshows darüber informieren, in denen die ewig gleichen Journalisten mit den
ewig gleichen Politikern die ewig gleichen Themen in der ewig gleichen Form
diskutieren - wofür sich verblüffenderweise immer wieder Zuschauer finden. Unsere
Umweltretter retten insbesondere ihr eigenes Gewissen, werfen mit Güte-, Öko-
und Biosiegeln, blauen, grünen und gelben Umweltplaketten um sich, um die
Bürger „nachhaltig“ zu erziehen. Ich bin gespannt, wann sich der erste GRÜNE
ein Unbedenklichkeitssigel auf die Stirn klebt.
Unser Leben ist genauso krank wie die Wirtschaft und
die Politik, denn wir alle wollen alles: als Unternehmer günstiger als andere
produzieren und Gewinn machen, als Mitarbeiter beste Arbeitsbedingungen haben
und viel verdienen, als Kunde immer billiger und immer bequemer einkaufen, und
zwar beste Qualität, als Bürger die Zukunft der Kinder sichern und die
Umwelt retten. Wir leben in einer Art Sytempathologie, in dem wir dem Markt, der Werbung, unseren Notwendigkeiten und dem Gewinnstreben ausgesetzt sind. Letzteres wird von den Medien und der Politik noch verstärkt. Die Welt will belogen werden, besonders von den Grünen.
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