Die ARD wartete gestern angesichts des angekündigten Kanzlerinnenbesuches in Chemnitz mit einem Bonmot auf. „Die Stadt hat lange auf Merkel warten müssen!“ Nun ja, der Sender ist für seinen Euphemismus, was Angela angeht, geradezu berüchtigt. Es steht zu vermuten, dass die Redakteure Angelas lang hinausgeschobenen Gang zu Canossa dem Bürger als hoheitliche Linderung für entgangene Freuden umwidmen will. Ich fürchte, die Chemnitzer haben die Verbalinjurien aus Berlin auch nach zwölf Wochen noch nicht vergessen. „Zusammenrottungen, Hetzjagden auf Menschen anderen Aussehens, anderer Herkunft, oder der Versuch, Hass auf den Straßen zu verbreiten, das nehmen wir nicht hin“, so prangerte der Ministerpräsident vorschnell die Geschehnisse in der sächsischen Kreisstadt an, sparte jedoch im Wesentlichen den Anlass aus, weshalb aufgebrachte Bürger überhaupt auf die Straße gingen. Unvergessen in ganz Sachsen ist sicher auch das Titelblatt des Spiegels, der mit seinem Aufmacher implizit
Die Grenzen zwischen Meinungsfreiheit und Rücksicht werden von der Verantwortung bestimmt. (Claudio Michele Mancini)