Sobald man einen Bioladen betritt, überkommt den Normalkonsumenten eine seltsame Beklommenheit. Eben noch munter und guter Dinge, befindet man sich schlagartig in einem Paralleluniversum, von dem man nur eins weiß: Hier hast du keine Freunde, hier bist du als eingefleischter REWE- oder LIDL-Kunde allein. Ich würde trotz mäßiger Bio-Erfahrung behaupten: Selbst regelmäßige Besuche in den Gotteshäusern der militanten Gesundheit helfen bei der Planung für ein längeres Leben objektiv nicht wesentlich weiter. Auch was das Sortiment angeht, will einfach keine Gewöhnung eintreten. Das Fremdeln mit Produkten, von denen man zuvor niemals etwas gehört hat, das bleibt. Leberwurst, Schmelzkäse, Tiefkühlpizza oder auch Erdnusschips, also Waren, von denen sich gewöhnlich ein gesunder und lebensfreudiger Mensch ernährt, sind hier ein Sakrileg. Jeder, der zum ersten Mal im Leben einen Bioladen betritt, bemerkt es sofort. In der Luft liegt der staubige, leicht muffige, zuweilen auch ins Faulige spi...
Die Grenzen zwischen Meinungsfreiheit und Rücksicht werden von der Verantwortung bestimmt. (Claudio Michele Mancini)