Zugegeben, nur wenige sind in der Lage, sich der Ausstrahlungskraft und der Faszination dieses Hochleistungs-Opportunisten unbeschadet zu entziehen. Wenn er die Bühne betritt und sich des Mikrophons bemächtigt, hält alles den Atem an. Dann legt sie los, die Fleisch gewordene Schnappatmung. Das Publikum wird nun Zeuge eines deutschen Liedgutes, bei dem sich die kurz zuvor gegessene Erbsensuppe vehement den schnellsten Weg zum Ausgang sucht. Herbert – er ist zweifellos der ungekrönte Meister des gegrölten Songs, bei dem man schnell den Eindruck bekommt, er sei in der Talsohle der Gesangkultur angekommen. Doch das ist ein Irrtum, wie sein letzter Auftritt in der Talkshow bei Markus Lanz erkennen ließ. Dort nämlich trat Grönemeyer verbal, inhaltlich, grammatikalisch und rhetorisch den unwiderlegbaren Beweis an, dass die besagte Talsohle ein gähnendes Loch hat. Ich befürchtete schon, dass Herbert gleich die Mao-Bibel zückt oder leninistische Parolen zum Besten gibt. Mit einer für seine
Die Grenzen zwischen Meinungsfreiheit und Rücksicht werden von der Verantwortung bestimmt. (Claudio Michele Mancini)