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Olympia, der Wahn zwischen Doping, Sieg und Ehre

Ach ja, es ist schon ein Kreuz mit diesen Sportlern, der Sport-Gerichtsbarkeit, der Politik und der nationalen Ehre. Wieder einmal werden Sportler und Offizielle wegen Doping und betrügerischen Methoden durchs Fernsehdorf getrieben. Kein Wunder. Die olympischen Winterspiele in Pyeongchang stehen vor der Tür. Ich wills mal so sagen: Jahrelang schufteten hoch ambitionierte, junge Menschen, um höher, schneller, weiter und besser zu hüpfen, zu rennen, zu werfen oder carven zu können als der Gegner. In Krafträumen wurden tonnenweise Gewichte bewegt, in Trainingscamps Kondition und Koordination erworben, und die Athleten bis an den Rand menschlicher Leistungsfähigkeit gedrillt. Was dann noch fehlte, besorgten die Trainer aus der Hausapotheke. Wenn alles klappt, darf sich kommende Woche der Sieger den Lorbeerkranz aufs Haupthaar stülpen und eine Medaille um den Hals hängen lassen. Frenetischer Beifall des Publikums, Nationalhymne und dämliche Fragen der Sportreporter sind ihm gew

Ave Maischberger, morituri te salutant…

Gestern durften wir wieder einmal bei Maischberger den Einmarsch der Gladiatoren miterleben. Ralf Stegner (SPD) und Joachim Herrmann (CSU) betraten als gewichtige Vertreter zweier todgeweihter Parteien die Schau-Kampf-Arena. Die Antagonisten Alexander Gauland (AFD) und Sarah Wagenknecht (Die Linke) komplettierten das gefechtserfahrene Kampfquartett. Dazu gesellten sich als politische Beobachter die Redakteure Christoph Schwennicke von Cicero und die Taz-Journalistin Bettina Gaus, deren Urteil möglicherweise siegentscheidend sein konnten. Die Waffenwahl: Täuschen, Tarnen, Verleugnen, aber auch Provokation und Verschleiern von Tatsachen standen zur Auswahl. Es war sogar zu befürchten, dass die tapferen Delinquenten nach der Schlacht Gewinnerposen einnehmen. Die Zuschauer am Bildschirm rieben sich erwartungsfreudig die Hände, versprachen sie sich doch vom kampferprobten Gladiator Ralf Stegner - genannt „der rote Kotzbrocken“, niederschmetternde Beleidigungen, hämische Hera

Die neue Ethik der Frankfurter Eintracht

Peter Fischer, Präsident eines der größten Proletenvereine Deutschlands hat für seinen Club die Ethik und die moralische Verantwortung entdeckt. Er und sein Präsidium haben ganz plötzlich entschieden, sich auf ihr hauseigenes Wertesystem zu berufen, in dem sich die Eintracht Frankfurt für mehr Toleranz gegen Ausgrenzung beruft. Für sich gesehen, ist das ja ein schöner Zug, wenn dieser Herr Präsident in einem ZDF-Interview nicht im gleichen Atemzug erwähnt hätte, dass Toleranz ja auch Grenzen habe. Bis zu diesem Satz bin ich ihm noch mit Freuden gefolgt. Doch was er dann von sich gab, kann man getrost in die Kategorie gequirlte Dämlichkeit einordnen. „Wer die AFD wählt, der passt nicht zur Eintracht“, das sagt ausgerechnet ein Mann, dessen Affinität zur Frankfurter Unterschicht geradezu sprichwörtlich ist, und wo er geht und steht, auf die Kacke haut. Wenngleich er sich als ehemaliger Werbekaufmann redlich bemüht, seinen Drang zu Höherem mit einem aufpolierten Image zu unterma

Flüchtlingshardliner Österreich und Ungarn einig

Am Montag reiste Victor Orbán nach Wien, um sich mit dem gesamten österreichischen Polit-Adel zu treffen. Nicht etwa mit dem Staatsflieger oder der Limousine. Nein, er entstieg dem Schnellzug im Wiener Hauptbahnhof, womit er wieder einmal seinen eigenen Bürgern entschlossene Volksnähe bewies. Der Besuch des ungarischen Premiers ist nicht nur von dessen Motivlage brisant, auch vom Timing her bemerkenswert und beweist: Auch Deutschlands Europapolitik gleicht eher einem lahmen Gaul als einem kraftvollen Brauereipferd. Während in Deutschland Schulz und Nahles mit der CDU/CSU-Spitze um einen gesichtswahrenden Koalitionskompromiss hinsichtlich des Zuzugs von Familienangehörigen von Flüchtlingen mit subsidiären Schutz ringen, stellen die beiden Staatsmänner in Wien beim gleichen Thema die Weichen. Wenn in der Vergangenheit die deutsche Regierung, insbesondere unsere Kanzlerin, Österreich und Ungarn antidemokratische Tendenzen in der Hoffnung unterstellt hat, die beiden Länder noch rech

Die „Ehrenwerte Gesellschaft“ aus Wolfsburg und Stuttgart

Unter den Mafiosi gibt es das eherne Gesetz, gegenüber Fremden Verschwiegenheit zu bewahren. Das gilt insbesondere für Staatsanwälte, Richter und Polizisten. Und nun stelle man sich das Szenario vor, wie sich drei integre Herren in feinstem feinen Zwirn in einem einsam gelegenen Ristorante in den sizilianischen Bergen treffen, um über einen flächendeckenden Giftgasanschlag auf Europa zu beraten. Schwer bewaffnete Bodyguards schirmen den Ort des Geschehens hermetisch ab.  Die Gespräche gestalteten sich als kompliziert. Die Schwierigkeit bestand in der Frage: Wie können wir Giftgase so attraktiv machen, dass sich die Menschen nicht nur mit Freuden selbst vergiften, sondern das vorzeitige Lebensende auch noch selbst finanzieren. Schöne Karosserien und leistungsstarke Motoren, darin bestand Übereinstimmung, reichen alleine nicht aus. Da sich die drei Bosse aber nicht einig wurden, ob der Einsatz des Gases einerseits risikolos, andererseits unbemerkt bleibt und vor allem auch den

Politisches Unvermögen als gesellschaftliche Strategie

Warren Buffet, US-amerikanischer Großinvestor und einer der reichsten Menschen der Welt, formulierte im Jahr 2004 den Satz. „If class warfare is being waged in America, my class is clearly winning." (Es herrscht ein Klassenkrieg in den USA und meine Klasse wird ihn klar gewinnen). Während der „IWF“ (internationale Währungsfond) -, das Inkasso-Unternehmen der Superreichen, an Länder, die sich in Zahlungsschwierigkeiten befinden und nicht über ausreichende Währungsreserven verfügen, großflächig Kredite vergibt, sorgen die Kreditgeber im Hintergrund gleichzeitig für die nachhaltige Verschuldung der dortigen Bevölkerung. Was Warren Buffet nicht sagte, ist die Tatsache, dass dieser Krieg weltweit tobt, in Davos, in Washington und auch in Berlin. Ich erlaube mir daher, den Dollar-Mogul zu ergänzen. Der dritte Weltkrieg heißt: Reiche gegen Arme. Diese Schlacht ist längst in ihre zweite Phase eingetreten, um den „Endsieg“ zu erringen. Deutschland ist ein eindrucksvolles Beispie

Die Leiden der Koalitionäre

Pünktlich um 9 Uhr fiel der Startschuss zur Koalitionsverhandlung. Ganze 4 Monate und zwei Tage nach der Bundestagswahl und dreieinhalb Monate nach den Ausscheidungsläufen der grünen, schwarzen, und gelben Sprinter, haben sich nun die Roten und Schwarzen dem Endlauf gestellt. Noch bevor von den politischen Recken die Startblöcke eingenommen wurden, mussten die Genossen einen Dämpfer ertragen. Je nach Umfrageinstitut fiel die SPD in der Wählergunst auf 18 bzw. 19 Prozent zurück. Übertragen auf das politische Sportereignis bedeutet das Ergebnis, dass die Sozialdemokraten ihren Startblock zwei Meter weiter nach hinten verlegen müssen. Und als wenn das nicht schon genug schlechte Nachrichten wären, muss der Chef-Athlet Martin Schulz heute Morgen zur Kenntnis nehmen, dass er bei seinen Fans von ehemals 100 Prozent Anhänger in der Beliebtheit auf jetzt 36 Prozent abgefallen ist. Es ist vorbei mit Siegposen und Gewinnerlächeln. Selbst seine Mitkämpferin Frau Nahles sollte ihre