Unter den Mafiosi gibt es das eherne Gesetz, gegenüber
Fremden Verschwiegenheit zu bewahren. Das gilt insbesondere für Staatsanwälte,
Richter und Polizisten. Und nun stelle man sich das Szenario vor, wie sich drei
integre Herren in feinstem feinen Zwirn in einem einsam gelegenen Ristorante in
den sizilianischen Bergen treffen, um über einen flächendeckenden
Giftgasanschlag auf Europa zu beraten. Schwer bewaffnete Bodyguards schirmen
den Ort des Geschehens hermetisch ab.
Die Gespräche gestalteten sich als kompliziert. Die
Schwierigkeit bestand in der Frage: Wie können wir Giftgase so attraktiv
machen, dass sich die Menschen nicht nur mit Freuden selbst vergiften, sondern das
vorzeitige Lebensende auch noch selbst finanzieren. Schöne Karosserien und
leistungsstarke Motoren, darin bestand Übereinstimmung, reichen alleine nicht
aus. Da sich die drei Bosse aber nicht einig wurden, ob der Einsatz des Gases
einerseits risikolos, andererseits unbemerkt bleibt und vor allem auch den
gewünschten Erfolg zeigt, beauftragen sie unter Vorspiegelung falscher
Tatsachen mehrere renommierte Forschungsinstitute, testhalber ein paar Leute
dem Kampfmittel auszusetzen. Ziel: Sie sollen nicht bemerken, wann sie tot
umfallen.
Ich weiß, das klingt abstrus, zumal die Herren, die
ich meine, rein optisch betrachtet, völlig harmlos daherkommen,
nichtsdestoweniger aber sehr mächtig sind. Es handelt sich um die herrschenden
Bosse aus Wolfsburg, Stuttgart und Dingolfing, sozusagen die „capi dei capi“
der deutschen Wirtschaft – die Bosse der Bosse. Volkswagen, Mercedes, BMW und ein
Abgesandter des Zulieferunternehmens Bosch. Fehlte nur noch Dobrindt. Aber da
man dem Kerl nicht traut, hat man auf ihn sicherheitshalber verzichtet.
Wie schon erwähnt, trafen sich die drei Chefs und der "Unterbosch" der ehrenwerten Gesellschaft schon im Jahr 2007 an einem geheimen Ort
(niemand weiß etwas davon), und gründeten die EUGT (Europäische
Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor). Und dann
legten sie los, die Forscher. Jahrelang. Doch irgend so ein Idiot innerhalb der
Familie entpuppte sich als schwarzes Schaf. Oliver Schmidt, VW-Manager wurde in
Miami am Flughafen verhaftet, als er seinen wohlverdienten Urlaub beenden
wollte. Und dann packte er aus.
Den Berichten zufolge soll die von den Konzernen VW,
BMW und Daimler gegründete EUGT eine "Kurzzeit-Inhalationsstudie mit
Stickstoffoxid“ bei gesunden Menschen gefördert haben. Dabei seien an einem
Institut des Universitätsklinikums Aachen 25 Personen untersucht worden,
nachdem sie jeweils über mehrere Stunden Stickoxid (NO2) in unterschiedlichen
Konzentrationen eingeatmet hätten. Dem Vernehmen nach leben sie noch. Aber
nichts Genaues weiß man nicht. Aber schon beim Lesen dieser Nachricht dreht
sich bei jedem normal denkenden Menschen der Magen um. Kaum zu glauben, dass
sich Entwickler angesichts unserer Geschichte nach 70 Jahren im Namen der Wissenschaft
für solch Menschen verachtende Studie hergeben.
Wir erinnern uns: Nachdem der
"Dieselgate"-Skandal im September 2015 aufflog, kooperierte der
langjährige VW-Mitarbeiter als Kronzeuge mit den Strafverfolgern. Im August
verurteilte ihn ein US-Richter wegen seiner Rolle in der Abgasaffäre zu drei
Jahren und vier Monaten Gefängnis sowie zu einer Geldstrafe von 200.000 Dollar.
Doch das war offenkundig erst das Diesel-Vorspiel ist, jetzt tritt man in die
entscheidende Phase giftumnebelter Enthüllungen ein. Nun ja, immerhin dürfen
die deutschen Dreckschleudern mit staatlicher Hilfe die Luft weiter verpesten,
was mich zu der Frage führt, ob nicht auch Frau Merkel damals beim Treffen der „capi
tedeschi“ im verschwiegenen Ristorante in den sizilianischen Bergen „incognito“
anwesend war. Wie schon gesagt: Nichts Genaues weiß man nicht.
Lange Rede, kurzer Sinn, irgendwie hat das
Langzeitexperiment nicht so hingehauen, wie sich das die Bosse aus deutschen
Landen vorgestellt haben, also griff man der Not gehorchend zu Affen. Man hält
es im Kopf nicht aus, wenn man in den neuesten Enthüllungen folgenden Satz
liest: „Doch weil die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Dieselabgase als
krebserregend eingestuft habe, seien wegen rechtlicher Bedenken die Affen zum
Einsatz gekommen". Na, da haben wir ja gerade nochmal Glück gehabt.
Entlarvend geht es weiter: "Die entscheidenden Anweisungen habe stets VW
gegeben.“ Irgendwie wird man beim Lesen den Gedanken an die Zeit von 1933 nicht
los. Ich dachte bislang, die Ära der Menschenversuche und Massenvergasung sei endgültig
Geschichte. Wie man sich doch täuschen kann.
Was aber steckte tatsächlich hinter diesem Skandal -,
was genau versprach man sich von dem Affen-Experiment? Bohrt man sich durch die
Mauer des Schweigens, übersteigen die Berichte jede Fantasie. Manipulierte
Tests sollten dem Wolfsburger Unternehmen Forschungsergebnisse liefern, um die
eigenen - als "sauber" zu vermarkteten. Deshalb wurde bei dem Versuch
zur Gegenüberstellung ein Ford-Diesel-Truck des Modelljahres 1999 gewählt -
oder anders ausgedrückt: eine ziemliche Abgas-Dreckschleuder, und die armen Tiere
regelrecht zu Tode gequält. Doch die gewünschten Resultate brachte die Studie
letztlich nicht.
Um diesem pervertierten Zynismus die Krone
aufzusetzen. Zitat des Wissenschaftlichen Leiters: Zehn zu Versuchsobjekten
degradierte Affen kauern in einem Testlabor im Wüstenstaat New Mexico und atmen
stundenlang Abgase eines VW-Beetles ein, während ihnen zur Beruhigung
Zeichentrickfilme gezeigt werden. So beschreibt Jake McDonald, was sich 2014
auf Betreiben von VW in seinem Forschungsinstitut in Albuquerque abgespielt
haben soll. Der Wolfsburger Autokonzern widerspricht der Darstellung nicht. Das
wiederum verwundert niemand, da man ja weiß: Mafiosi sagen grundsätzlich nichts.
Und nach diesem Vorbild lassen uns die Konzernmanager,
ganz im Stile der Mafia mitteilen: Wir wissen von nichts. Don Corleone hätte es
nicht geschmeidiger ausdrücken können. Gleichzeitig beteuert man unisono: Wir
distanzieren uns von solchen Machenschaften. Nun ja, ganz, ganz verschämt hat
die Konzernleitung nach Zahlung einiger Milliarden Euro bei den US-Behörden
eingeräumt: "Wir sind der Überzeugung, dass die damals gewählte wissenschaftliche
Methodik falsch war. Es wäre besser gewesen, auf eine solche Untersuchung von
vornherein zu verzichten.“ Wir entschuldigen uns für das Fehlverhalten und die
Fehleinschätzung Einzelner." Nun ja, in Deutschland haben wir inzwischen
Übung mit Einzelfällen.
Mir stockt der Atem bei dieser Infamie, war es doch
unstreitig ein leitender Ingenieur von VW, der das Testkonzept von Anfang bis
zu seiner Auflösung 2017 „fachkundig“ begleitete. Es wird nicht lange dauern,
bis sich der niedersächsische
Wirtschaftsminister und VW-Aufsichtsrat Bernd Althusmann zu Wort
meldet, schnelle, vollständige und lückenlose Aufklärung sowie personelle
Konsequenzen fordert. Ihm werden selbstverständlich Kollegen aus allen Parteien
folgen. So, und jetzt gehe ich kotzen…
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