Geht in Unternehmen etwas
schief, geben Deutschlands Wirtschaftsbosse und Politiker folgende Begründungen:
A. Zockende Banken.
B. Wettbewerbsverzerrende
Rahmenbedingungen.
C. Unternehmerfeindliche
Wirtschaftspolitik.
D. Ruinöse Konkurrenz
F. Die Griechen und Japaner
G. Ausländer
Mal ehrlich! Sind wir nicht
alle ein wenig selbst daran schuld, wenn uns längere Arbeitszeiten bevorstehen?
Wachen wir doch endlich auf! Es muss ein Ruck durch Land gehen, damit der so
ersehnte Aufschwung kommt! Seit der Wende hat sich so gut wie nichts getan. In
der DDR suchte man jemanden, der das hatte, was man brauchte, heute, da wir
vereint sind, suchen wir jemanden, der das braucht, was wir haben.
Was soll der Unfug mit der
40-Stunden-Woche? Und wer bitte will sechs Wochen Jahresurlaub, den sich
ohnehin kein Mensch mehr leisten kann? Manchmal muss man die Menschen eben zu
ihrem Glück zwingen. Denn wie spricht der Vorstandvorsitzende von Daimler, der Schnauzbärtige:
»Die Leute gehen gerne zur Arbeit! Bei uns findet kein Frondienst statt!« Recht hat er! In Zukunft
sollte an den Eingangspforten der Unternehmen Eintritt verlangt werden.
Es wird Zeit zu handeln!
Weg mit dem Feiertags-Brimborium! Weg mit dem Urlaub! Vergeudete Tage, die den
Arbeitsrhythmus unterbrechen und dem landesweiten Müßiggang Vorschub leisten.
In Vorstandsetagen der Konzerne hat man kürzlich in „Mind-Review-Seminaren“ den
Begriff Freizeit neu definiert. Demnach ist Urlaub, den man den Arbeitnehmern in
Zukunft gewährt, nichts weiter als ein Hinweis darauf, dass ein Unternehmen
auch ohne sie auskommt. Müssen wir unbedingt Weihnachten, Ostern und Pfingsten
feiern? Und was ist mit den Kartoffelferien, Allerheiligen, Fronleichnam und
Heilige Drei Könige? Letztendlich bedeuten solch überflüssigen
Arbeitsunterbrechungen nichts weiter als Geldausgaben für Urlaube, Restaurants
und Erlebnisparks oder ähnlichem.
Nehmen wir als Beispiel die
Sommerferien. Eine geradezu gemeingefährliche Veranstaltung! Anstatt wir uns
der erholsamen Arbeit widmen und uns an Montagebändern die Zeit vertreiben,
quälen wir uns im Sommer in kilometerlangen Staus über den Brenner, manche
sogar über den St. Gotthard. Überall lauern Unfallgefahren oder Autopannen. Nörgelnde
Kinder auf dem Rücksitz, dazwischen die inkontinente Oma, infernalische Hitze,
der Hund sabbert Mutti auf die frisch gewaschenen Jeans, und dann noch die
Autobahngebühren! Links und rechts der Autoschlangen, genervte Miturlauber und
Wohnmobile aus Recklinghausen, Bottrop, Castrop-Rauxel und Holland.
Ich kann die Deutschen
nicht verstehen. Sie fahren 1.500 Kilometer in den Süden und träumen davon, am
Strand zu liegen, was früher das Schicksal von Schiffbrüchigen war. Teutonen
fliehen aus ihrem relativ kühlen Land in die Sonne und suchen dann den Schatten.
Doch kaum sind sie an südlichen Gestaden angekommen, entdecken sie, dass die Sonnenschirme
an Österreicher, Engländer und Schweden vermietet sind. Den Verleiher freut es,
kann er doch zu Wucherpreisen den höchst bietenden teuren Schatten spenden. Dann
legen sie sich in die Sonne und braten vor sich hin, um hinterher so
auszusehen, wie der dunkelhäutige Besucher aus Afrika, den sie auf keinen Fall
als Nachbar haben wollten. Mit stoischer Ruhe ertragen sie gestresstes
Hotelpersonal, hellhörige Appartements, überschwemmte Campingplätze,
unfreundliche Kellner, gesalzene Preise und mit Bakterien verseuchte
Pools.
Weihnachten ist auch nicht
besser! Die pure Hektik. Schon Wochen vorher die Lauferei der Geschenke wegen.
Verwandtenbesuche, Völlerei und Familienstreit unterm Lichterbaum. Weshalb tun
wir uns das überhaupt an? Wo es doch so erholsam hinterm Schreibtisch oder an
der Karosseriepresse ist! Zu Hause steht die Villa leer und im Urlaub bezahlen wir
Wucherpreise für ein Zimmer auf Sozialwohnungsbau-Niveau! Ein Glück,
weitsichtige Unternehmer haben ein Einsehen mit dem frustrierten Bürger. Zum
Wohle des Landes ringen sie Gewerkschaften nieder und geben ab sofort weniger
Menschen noch mehr Arbeit und ihnen damit die einmalige Chance, das
Bruttosozialprodukt signifikant zu erhöhen.
Die 48-Stunden-Woche ist en
vogue, angestrebt ist bis Ende 2017 die 60-Stunden-Woche, wobei in drei
Schritten das Rentenalter auf 82 herauf gesetzt werden soll. Die innovativen
Neuerungen bringen nicht nur eine deutliche Kostenreduktion, sondern auch eine
deutliche Entspannung in der Rentenkasse. Pflegeversicherungen entfallen,
Rentenzahlungen werden nur noch einmal im Quartal fällig, entfallene Feiertage
erhöhen den Familienfrieden und damit die Arbeitsmotivation. Überdies haben wir
keine Zeit mehr, unser Geld für Unnützliches auszugeben. Ich persönlich würde
den Reformschritt noch konsequenter beschreiten, als Merkel dies tut! Was soll
der Unsinn mit den Mindestlöhnen? Gewerkschaften und Betriebsverfassungsgesetze
könnten umgehend außer Kraft gesetzt, Gewerkschaftsvertreter und Betriebsräte
als Volksschädlinge in Arbeitslager verbannt werden.
Ich plädiere für die 140
Stunden-Woche für Bürger im Alter zwischen 18 und 39 Jahren. Wollen wir mit
Amerikanern oder Japanern hinsichtlich Wachstumsraten gleichziehen, wären noch
schärfere Maßnahmen nötig. Merkel – sofern noch im Amt, könnte in der Agenda
2020 die Leibeigenschaft von Arbeitnehmern ab dem 16.ten Lebensjahr vorsehen. Würde
sich die Wirtschaft dieser Idee nicht verschließen – woran meines Erachtens
kein Zweifel besteht, könnte man jedem Werktätigen und Angestellten ab dem
vollendeten 40.ten Lebensjahr verbindliche Kündigungszusicherungen und
gesellschaftliche Ausgliederungsgarantien geben. Zum Glück haben sich seit 2014 etwa 75% der arbeitenden Bevölkerung als Leiharbeiter verdingt, womit sich das Problem überflüssiger Rentenzahlungen in den nächsten Jahren erledigt haben
wird.
Aus der CDU-Zentrale
verlautete, dass eine 100%ige Zeitarbeitsquote als zukunftsweisendes Projekt der Bevölkerung zwar
schwer vermittelbar, wenn jedoch plausibel kommuniziert, durchsetzbar sei.
Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger werden, nachdem sie Schmuck, Restvermögen
und Wertgegenstände abgegeben haben, nach Südafrika deportiert. Dort hat man bereits
zugesichert, ausreichende Areale für zu errichtende Rentner-Townships zu Verfügung
zu stellen. Eingezogene Sparguthaben sogenannter Spätaussiedler werden als
Sonderprämien für verarmte Regierungsmitglieder verwendet. Die CSU ist sogar
bereit, noch einen Schritt weiter zu gehen und diskutierte Suizid-Prämien für
Arbeitnehmer über fünfzig! Ein immenses Rationalisierungspotential, das nicht
nur VW, Siemens und den Großbanken wieder auf die Beine helfen würde!
Für Sozialschmarotzer und
ewige Studenten wäre auch die Umsiedlung nach Nepal denkbar. Hierfür wären
lediglich Verpflichtungserklärungen unter der Prämisse: „They never come back“
abzugeben oder in hartnäckigen Fällen Ausbürgerungsurkunden auszustellen. Im
Gegenzug finanziert die Agentur für Arbeit und Unsoziales die Umschulung der
Leistungsverweigerer zu Lastenträgern für Extremtouristen. So manchem Pensionär
mit Geld könnten angenehme Ferientage in luftiger Höhe beschert werden.
Alternative Urlaubsziele für den geschmälerten Urlaub besonders engagierter
Arbeitnehmer könnten Somalia und der Sudan sein. Erlebnistourismus pur -
urlaube Dich schlank!
Lasst uns den Rest der Welt
mit deutschen Qualitäts-Produkten überschwemmen! Keine Frage, ein solches
Aufbäumen bedarf einiger Anstrengungen, hätte aber zweifellos auch eine soziale
Komponente. Wenn wir dem Überangebot an Waren mit völligem Konsumverzicht
begegneten, könnten mit einem Schlage alle unwirtschaftlich arbeitenden
Müllverbrennungsanlagen ausgelastet und wenigstens kostenneutral betrieben
werden. Arbeitsplätze auf Verwertungsanlagen wären gesichert und die Kommunen
hätten ein stichhaltiges Argument, Müllgebühren zu erhöhen. Motto: Produktivitätserhöhung
für Waren sorgt für Produktivitätsgewinn in der Müllverbrennung. Entsorgt wird
in Zukunft ohne lästige Umwege über den Verbraucher.
Zeigen wir es den anderen, westlichen
Nationen und verzichten auf Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall oder völlig
überflüssigem Zahnersatz. Deutschland braucht keine Zahnärzte, sondern eine
größere Bereitschaft zur Ausbeutung. Lasst uns auf dem Zahnfleisch zur Arbeit
kriechen und beweisen wir unseren erfolgreichen Nachbarländern, dass wir die
Sahelzone, den Tschad und die Elfenbeinküste mit Kaffeemaschinen, Kühlschränke
und Handys aus heimischer Fertigung zu überschwemmen in der Lage sind. Längst
wäre das deutsche Volk imstande, mit Hilfe von Bundeswehr-Kampfjets über Burkina
Faso solche Mengen von Verfallsdatum betroffene Medikamente abzuwerfen, dass
von dem Land nichts mehr zu sehen wäre.
Liefern wir endlich
Mercedes, Porsche und andere Luxuskarossen zum halben Preis an
Dritte-Welt-Länder und in Krisengebiete, damit Verfolgte, Unterdrückte und
Ausgebeutete effektiver ihren Peinigern entkommen. Statt Auffanglager und
unwürdige Zeltunterkünfte entstünden riesige Parkplätze. Parkhausfirmen würden
sich in den Wüsten und Savannen ansiedeln und mit ihnen Tankstellenpächter,
Fast-Food-Läden und Reparaturwerkstätten. Enorme Gelder für Blauhelme und
Nato-Einsatztruppen würden eingespart. So beweisen wir dem Rest der Welt, wie
wir mit geringem Aufwand ein Maximum an aktiver Wirtschaftshilfe leisten.
Was hält uns zurück, bei
unseren Finanzämtern Anträge auf Abtretung all unserer Einkünfte zu stellen?
Wer wollte uns daran hindern, Zweitwagen und Ferienwohnungen an bedürftige
Asylanten zu verschenken? Was spräche dagegen, wenn wir unsere gehorteten
Schwarzgelder in der Schweiz notleidenden Lehrern und unterbezahlten Kabinettsmitgliedern
zu Verfügung stellten? In unserer wirtschaftlichen Situation ist geradezu
grotesk, Erbschaften anzutreten oder gar von Omi einen Zweihundert-Euro-Schein
anzunehmen, wenn uns gleichzeitig bewusst wird, dass die mageren Diäten unserer
Politiker kaum ausreichen, um deren bejammernswerten Lebensstandard zu sichern.
Es ist ohnehin eine Schande, wenn wir Vorständen und Wirtschaftsführern
Gehälter und Ablösesummen neiden, oder gar Prozesse gegen Bankmanager führen,
obwohl sie sich unermüdlich für ihr eigenes Wohl eingesetzt haben. In diesem
Sinne appelliere ich an den Stolz aller Bürger mit dem Satz: Arbeit nehmen ist
seliger als Arbeit geben - packen wir’s an!
Wie sagte doch schon
Voltaire: Arbeit befreit uns von drei Übeln: Langeweile, Laster und Not. Welch
ein großartiger Philosoph! Aber wie es scheint, nutzen uns weder Philosophen
noch Wirtschaftweisen, solange wir nicht begriffen haben: Wir liegen nicht im
Wettbewerb mit anderen, sondern mit unseren Irrtümern! Mögen auch manche
Vorschläge übertrieben erscheinen, immerhin beweist unsere Polit-Elite
Flexibilität hinsichtlich neuer Denkansätze. Motto: Eine entsagende Nation
zeigt Flagge! Wir sind wieder wer!
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