Direkt zum Hauptbereich

Wahl in Italien – Mafia kauft Stimmen in großem Stil


Das organisierte Verbrechen ist fest verankert in Italien, Politiker, Staatsanwälte und Experten gehen davon aus, dass die Mafia die Wahlen am 4. März zu ihren Gunsten nutzen wird. "Es wird darüber zu viel geschwiegen", zeigte sich Italiens Innenminister Marco Minniti bei einer Veranstaltung der parlamentarischen Anti-Mafia-Kommission besorgt. "Es ist eine Bedrohung für das Wichtigste in einer Demokratie: die Wahlfreiheit."

Die großen Bosse in Sizilien / Foto: Claudio Michele Mancini

 Die verschiedenen mafiösen Vereinigungen - die sizilianische Cosa Nostra, die ’Ndrangheta in Kalabrien und die Camorra - kaufen Wählerstimmen im großen Stil. Die ’Ndrangheta etwa präsentiert sich als Organisation, die im Gegensatz zum Staat Jobs schaffen kann. Das hat Bedeutung in einem Land, in dem vor allem unter der Jugend die Arbeitslosigkeit grassiert und die Perspektiven in manchen Regionen mehr als schlecht sind. An einem geschaffenen Job hängt eine Familie im weitesten Sinne, in Italien sind das bis zu 20 Personen, die dann nicht nach ihrer politischen Überzeugung entscheiden. Sie wählen den, der sie versorgt oder die Einnahmen der Mafia begünstigt. Silvio Berlusconi.


"Ohrenbetäubende Stille"

Das Gesetz des Schweigens, das für die Mitglieder mafiöser Vereinigungen gilt, macht sich auch im gesellschaftlichen Diskurs breit, kritisiert die katholische Kirche Italiens. "Ich höre eine ohrenbetäubende Stille beim Thema Mafia", so der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz, Nunzio Galantino. "Es scheint, als wären die Migranten das einzige Problem für die Sicherheit."

Wobei sich die Mafia längst nicht mehr auf den Süden Italiens beschränkt, wo sie historisch ihre Wuzeln hat, und wo sie stark geworden ist. Die ’Ndrangheta etwa hat im Norden des Stiefels und im europäischen Ausland (siehe Artikel unten) zuletzt stark an Einfluss gewonnen.


Es werden nicht nur Wähler manipuliert, das gesamte politische System Italiens ist unterwandert. So mussten in den letzten 25 Jahren fast 300 Gemeindevertretungen komplett aufgelöst werden, weil sie mehr oder weniger im Dienst der Mafia standen. Zahlreiche nun zur Wahl Stehende haben Kontakte zum organisierten Verbrechen. Rosy Bindi, Vizepräsidentin der italienischen Abgeordnetenkammer, warnte die Parteien, mehr Achtsamkeit walten zu lassen.


 Auch die Fünf-Sterne-Bewegung, die sich den Kampf gegen Mafia und Korruption auf die Fahnen geschrieben hat, hat ihre weiße Weste längst verloren. Das "Movimento" könnte am 4. März zur stärksten Einzelfraktion werden. Zuletzt wurde einer seiner Kandidaten ausgeschlossen, weil ihm Kontakte zu einem Mitglied eines Mafia-Clans nachgewiesen wurde. Gegen den Präsidenten des süditalienischen Fußballklubs Potenza Calcio - er ist ebenfalls Kandidat der Fünf-Sterne-Bewegung - laufen Ermittlungen wegen Geldwäsche. Fünf-Sterne-Parteichef Luigi Di Maio hat den Beschuldigten bereits aus der Partei ausgeschlossen.



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

ARD und die 100. Der Infantilismus des Otto-Normal-Bürgers wurde erfolgreich abgeschlossen.

Nein, ein Bürger, der noch über einige funktionstüchtige Synapsen verfügt, konnte sich die sogenannte „ARD-Debatten-Show“ nicht auf der Zunge zergehen lassen, da er spätestens nach dem Genuss der ersten Minuten als Akutfall in die nächste Klaps-Mühle eingeliefert worden wäre.  Sechzig Minuten lang ein geballter ARD-Angriff auf kognitive Restbestände der Zuschauer in ihren Wohnzimmern. Von den rekrutierten Studiogästen will ich erst gar nicht sprechen, die müssen schon vorher vollkommen verblödet gewesen sein. Und abermals nein, es konnte aus Sicht der Fernsehmacher einschließlich der Programmdirektoren und Chefredakteuren bei der Live-Sendung nichts schief gehen, da die Hundert geladenen Studio-Claqueure zuvor einem strengen Auswahlverfahren unterworfen worden waren. Ähnlich wie vor vielen Jahren in Deutschland, als von bestimmten Personengruppen wie beispielsweise Beamten, Ärzten oder Juristen ein beglaubigter Nachweis über deren Denkweise, Gesinnung und sogar Herkunft verlangt ...

Der Kanzler weint!

Ich wills mal so sagen. Fritz, von sich selbst tief ergriffen und von der Last seiner nächtlichen Alpträume übermannt, ließ uns uns der aufgewühlte Kanzler an seiner sensiblen Gefühlswelt teilhaben. Großartig, wenn ein richtiger Mann auch mal Gefühle zeigen kann. Jetzt wissen wir, Fritz hat nah am Wasser gebaut. Am Pathos und an seiner Theatralik allerdings  könnte er noch ein wenig arbeiten.   Dennoch, - das Volk lauschte tief bewegt seinen Worten, als er sich öffentlich vor dem Mikrofon offenbarte und mit tränenerstickter Stimme, ja, man kann sagen,  mit brüchigem Timbre  seinen Untertanen erklärte, dass er jede Nacht, ja, sogar auch morgens, wenn er erwacht, erst furchtbar leidet und dann einen kurzen Augenblick ein wenig denkt. Sprechen wir es doch offen an! Bei diesem erschütternden Eingeständnis am gestrigen Nachmittag ging ein gewaltiger Ruck durchs mitfühlende Deutschland. Ein weinender Kanzler? Und niemand reicht ihm ein Taschentuch? Herzergreifend! ...

Das letzte Aufbäumen - ein Kanzler auf tönernen Füßen.

Dem Beobachter des politischen Schauspiels müssen die Haare zu Berge stehen, angesichts des kräftezehrenden Zweckoptimismus unseres Kanzlers, der längst weiß, dass er auf ganzer Linie verloren hat. Merz ist von seinem neurotischen Zwang zur Großartigkeit regelrecht umzingelt, aus dem es kein Entkommen gibt. Es gibt keinen einzigen Misserfolg,  den er nicht als großen Schritt, als triumphale Bilanz oder als Beweis seiner Durchsetzungskraft verkauft hätte. Fehlschläge, Bruchlandungen, demütigende Korrekturen und parteipolitische Niederlagen reihen sich jedoch wie Perlen an einer unendlich langen Schnur. Und wehe dem, der seine höchst eigene euphorische Sichtweise richtigstellt oder ihn entlarvt.  Hunderte von Strafanzeigen gegen Bürger, die ihn vermeintlich beleidigt, herabgewürdigt, unangemessen kritisiert oder öffentlich „abgewatscht“ haben, sind mehr als nur ein starkes Indiz dafür, mit welch übermenschlichem Aufwand er sein Selbstbild verteidigt. Fritz, ein Mann, der sich se...