Deniz Yücel macht wieder einmal Schlagzeilen, genauer
gesagt, dessen Verhaftung. Gestern hat
der Haftrichter entschieden, den deutsch-türkischen Journalisten in
Untersuchungshaft zu nehmen. Nun könnte man sich darüber empören, dass ein
Korrespondent der WELT Erdogans Hexenjagd nach unliebsamen Journalisten zum
Opfer gefallen ist, auch deshalb, weil er wider besseren Wissens in Istanbul seine
Klappe zu weit aufgerissen hat.
Dem 43-Jährigen werde "Propaganda für eine
terroristische Vereinigung und Aufwiegelung der Bevölkerung" vorgeworfen. Diesen
Paragraphen kennt man im deutschen Gesetzbuch auch, - er nennt sich
Volksverhetzung und wird mit bis zu drei Jahren Haft bestraft. Überraschend ist
Yücels Festsetzung in den türkischen Knast deshalb nicht, zumal der
Deutsch-Türke für seine maßlose Arroganz und Überheblichkeit bekannt ist. Auch
wenn Bundeskanzlerin Merkel und -Außenminister Gabriel den Vorgang scharf
kritisieren, hat sich der WELT-Korrespondent die Untersuchungshaft selbst
zuzuschreiben. Einer, der kein Problem hat, Menschen auf übelste Weise zu
diffamieren, muss sich nicht wundern, wenn er glaubt, er könne den totalitären
Erdogan und seine Anhänger ohne Folgen am Nasenring durch die Arena führen.
Die Berliner Tageszeitung "taz" musste 2013 dem
umstrittenen Volkswirt und Buchautoren Thilo Sarrazin 20.000 Euro Entschädigung
zahlen, weil Yüzel dem Politiker und Buchautor Sarazin in einer Kolumne eine
lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur nannte, obwohl er wusste,
dass dieser infolge eines Schlaganfalls verunstaltet wurde. „Dem kann man nur
wünschen, dass der nächste Schlaganfall sein Werk gründlicher verrichten möge“,
so das Originalzitat.
Man kann Sarazin mögen oder nicht, aber wenn ein Journalist
in einer Zeitung einen Menschen lächerlich machen will und ihm den Tod wünscht,
lässt das auf einen ziemlich verrotteten Charakter schließen. Yüzils extreme,
öffentliche Entgleisungen sind wahrlich kein Einzelfall. Sein hetzendes
Vokabular, das er gegen jeden Deutschen einsetzte, der in der
Flüchtlingsthematik nicht seiner Meinung war, suchte seinesgleichen. Jetzt
sitzt er ein, in einem türkischen Knast, der alles andere nur kein
Zuckerschlecken sein dürfte. Nun darf er sich selbst bejammern, die
Ungerechtigkeit der Welt beklagen und darüber nachdenken, ob er nicht doch
besser sein militant-linkes Mundwerk gehalten hätte.
Jeder aufrechte Demokrat muss eine solche Verhaftung als
unangemessen begreifen. Der schrille Aufschrei der „linken Presse“ rauscht wir
ein Sturm durch den deutschen „Blätterwald“ und den ach so aufgeregten Medien.
Die verlogene und heuchlerische Anteilnahme der linksgebürsteten Pressevertreter
feiert fröhliche Urstand. Ich bin ziemlich sicher, dass sich bei einigen seiner
Kollegen klammheimliche Häme breitmacht und so mancher wird Yüzels Inhaftierung
als ausgleichende Gerechtigkeit empfinden. Mein Mitleid mit aggressiv-belehrenden
Zeitgenossen, die glauben, sie könnten sich über jeden, der nicht seiner
Meinung ist, ungestraft hinwegsetzen, hält sich in Grenzen.
Yüzel ist der klassische Opportunist, der schon immer seine
doppelte Staatsangehörigkeit nach Belieben und zu seinem Vorteil einsetzte. In
Deutschland mokierte er sich – meist unangemessen darüber, als Türke
diskriminiert zu werden, und jetzt, da er die Ungerechtigkeit eines Systems am
eigenen Leibe erfährt, besinnt er sich mit Macht an seinen deutschen Pass. Aber
wer mit der Attitüde der Unantastbarkeit und latenter Besserwisserei, weil
Korrespondent einer angesehen, deutschen Zeitung, Erdogan und seine harte Linie
gegen die Pressfreiheit ausgerechnet in Istanbul anprangert, muss irgendwann
begreifen, dass auch er nicht mehr als ein armes Würstchen ist.
Wie war das doch gleich? Erst sehnte Yüzel öffentlich das
Aussterben der Deutschen herbei, weigerte sich jedoch, seinen deutschen Pass
aufzugeben. Jetzt, da man ihn eingebuchtet hat, hofft er auf deutsche Hilfe. Nun
ja, Dummheit, Anmaßung und Überheblichkeit haben in diesem Falle einen Namen. Mich interessiert nicht, ob der in
Erdogans Kerkern Einsitzende ein Lehrer in der türkischen Provinz, ein
kurdischer Schüler, ein ausgenutzter Wehrpflichtiger oder ein Korrespondent der
„Welt“ ist. Mich interessiert, ob das System, das den einen wie den anderen
inhaftiert, damit ein staatlich organisiertes Unrecht begeht. Denn auch
Journalisten sind nicht gleicher als gleich – obgleich sie es vielleicht gern
so hätten und immer wieder so tun als ob.
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