Während sich Europa und insbesondere Italien mehr und
mehr abschottet, um insbesondere den illegalen Flüchtlingsströmen Herr zu
werden, feierte Papst Franziskus in Marokko ein Manifest für die Migranten. Doch
die „Werbeveranstaltung“ des Pontifex dürfte den Salvinis, Macrons, Orbans und den
weniger markigen Stimmen der Grenzverteidiger so einige Bauchschmerzen
verursacht haben.
Sie schweigen beredt, denn welcher Politiker will sich öffentlich mit der
römisch-katholischen Kirche und ihren Gläubigen anlegen oder etwa blasphemische Diskussionen anzetteln? Katholiken sind Wähler und in unserer Hemisphäre eine Macht, die
Regierungen, Ämter und Funktionen ins Wanken bringen können. Besonders pikant
ist die Tatsache, dass gerade das Mutterland der katholischen Kirche Italien
mit ihrem Ministerpräsidenten Salvini einen besonders rigorosen Kurs gegen
NGO’s, Schlepper und illegale Einwanderer fahren.
Nun ja, immerhin können die
Regenten nach einer inszenierten Hafenschließung oder einer Deportation von 300
Flüchtlingen in die Kirche gehen und in der Beichte auch den heiligen Vater
verehren. So hat jeder etwas davon. Salvini ein gutes Gewissen und der Papst
ein gerettetes Schaf. Nach dem „absolve te“ lässt er sich mit Recht vom Volk feiern. Denn die wollen keine Flüchtlinge.
Mindestens ebenso delikat, um nicht verlogen oder
obszön zu sagen, ist die Haltung des marokkanischen Königs Mohammed V, der sich
in Anwesenheit des Pontifex als Garant der Religionsfreiheit – auch für die
Christen - bezeichnet. Doch sowohl die höchste, kirchliche Instanz als auch der
weltliche Potentat Mohammed der V waren sich vorher über eine Tatsache
bewusst: In Marokko ist nach dem gültigen Strafgesetzbuch „Proselytismus“ –
also, das Anwerben einer anderen Religion - streng verboten und zieht
mindestens 6 Monate Haft nach sich.
Nichtsdestotrotz traf sich Franziskus am Samstag mit
Flüchtlingen und sprach ihnen Mut zu. „Ihr seid keine Außenseiter, ihr seid in
der Herzmitte der Kirche“ und vermittelte auch den "Ungläubigen" das Gefühl, christlichen Beistand zu erfahren. Gleich im Anschluss besuchte er das Caritas-Zentrum
von Rabatt und traf dort 60 muslimische Flüchtlinge, die sich illegal in
Marokko aufhalten. Was soll man davon halten, wenn der marokkanische König
Mohammed auf der einen Seite zusieht, dass Papst Franziskus vor nahezu 10.000
Menschen eine christliche Messe liest, auf der anderen Seite als Oberhaupt
seines Landes mit einer strikten, muslimischen Staatsreligion genau weiß, dass
die Christen in vielen Landesregionen gnadenlos verfolgt werden.
In seinem Gottesdienst am Sonntag forderte der
Pontifex insbesondere alle Europäer auf, legale Einreisemöglichkeiten zu
schaffen und begründete seinen Appell nicht nur mit der „christlichen
Nächstenliebe, sondern mit dem Hinweis, dass die Christen in Marokko, ein Land,
in dem der Islam Staatsreligion ist, eine verschwindend geringe Mehrheit
stelle.
Mit dem Hinweis auf ungezügelte Rüstungsexporte griff
er die Inkonsequenz Europas an, die mit der Lieferung von Waffen blutige Kriege
und Auseinandersetzungen befeuern, sich aber zurücklehnten, wenn es um die
Aufnahme von Kriegsflüchtlingen gehe. In der Tat, damit legte Franziskus nicht
nur die Finger in die Wunde, sondern er deutete implizit auf Deutschland und
Frankreich. Alleine Deutschland hat im ersten Jahr der Koalition Rüstungsgüter
im Wert von mehr als 400 Millionen Euro an Saudi-Arabien geliefert, wohl
wissend, dass die arabische Kriegsallianz die Waffen in Jemen einsetzt. Da
werden Flüchtlinge in Kauf genommen, solange sie denn auch in Afrika bleiben.
Trotz in der zwischen Union und SPD vereinbarten
Exportstop wiegt unseren Politikern das Wohl der heimischen Rüstungsindustrie,
die Sicherung der dortigen Arbeitsplätze und die dringend benötigten
Steuereinnahmen weit schwerer als etwa christliche Erwägungen. De Facto spielt
in Europa die riesige humanitäre Krise in Jemen, ausgelöst durch die
Vereinigten Emiraten und Saudi-Arabien keine Rolle, der Mord an Khashoggi hin, das
Anliegen des Papstes her. Oil and Money makes the world go arraound.
Was will oder kann ein Papst erreichen, wenn auch er
in seiner Inkonsequenz eine Lanze für die Christen in Marokko bricht, und die
Zunahme der Konvertiten vom Islam zum Christentum begrüßt, wenn er doch weiß,
dass die neuen Schäfchen des Herrn schlimmstenfalls geschlachtet werden. Auf
der anderen Seite plädierte der Papst dafür, die afrikanische Zuwanderung doch
irgendwie begrenzen zu wollen. Ich nenne das einerseits Verantwortungsflucht
und andererseits ein wachsweiches Abweichen von der Kirchenlehre. Auch in der
Kirche heiligt der Zweck die Mittel.
Wie sagte eine befragte Christin so treffen? Es werden
mehr, aber sie dürfen es nicht sagen. Moslems, die konvertieren verlieren
Arbeit und werden von der Familie verstoßen. Sie verlieren jede vernünftige
Lebensgrundlage und riskieren ihre Unversehrtheit.
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