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ARD-Wahlwerbung in höchster Vollendung

Derzeit bemühen sich die öffentlich-rechtlichen Sender auffällig um das Image kritischer Ausgewogenheit, wenn sie bei ihrer Berichterstattung den Zuschauer über "abgehängte Regionen" von Brandenburg und Sachsen aufklären. Die Wahlen stehen vor der Tür.



Sowohl die CDU als auch die SPD befürchten krachende Niederlagen in den Ländern Brandenburg und Sachsen. Nun ist der "Aufklärungsauftrag" von ARD und ZDF gefragt. Journalisten, Moderatoren und Medienschaffende, vorwiegend den links-grünen Fraktionen zugetan, versuchen unübersehbar für die sogenannten Altparteien das sich anbahnende Desaster abzumildern. Derzeit tingeln WELT- und FAZ-Reporter, aber auch das Team des Morgenmagazins um Dunjy Hayali und Mitri Sirin, durch die äußersten Winkel unserer Republik.

Ihr Auftrag: Bekehrung renitenter AfD-Sympathisanten. Ihre Botschaft: Seht her, selbst in der Diaspora von Niederlausitz finden sich noch aufrechte AfD-Gegner, die anpacken, etwas auf die Beine stellen und sich gegen „Rechts“ und das Gesindel erheben. Die Wahlwerbung von ZDF und ARD scheint auf den ersten Blick harmlos daherzukommen, richtet sich doch der influenzierende Blickwinkel auf ein paar handverlesene Bürger, die ein wenig mühsam einstudierte Floskeln repetieren. „Ja, wir wählen die SPD, man muss den Rechten etwas entgegensetzen.“

Der ehrenamtliche Bürgermeister und CDU-Anhänger eines 300-Seelen-Dorfes wird vor die Kamera bemüht. Kameraschwenk über eine verwaiste Grundschule, über einen Sportplatz – eher ein Acker -, und zuletzt das zutiefst schockierende Bild eines Journalisten, der mit dem intellektuell völlig überforderten Gesprächspartner in einem Wartehäuschen an den Gleisen hockt. Ein Zug donnert an der überdachten Bank vorbei, die von der Lage her an das Death Valley am Rande Nevadas erinnert. „Wir sind hier abgehängt“, meint er, nachdem der Fahrtwind seine Locken durcheinandergewirbelt hat.

»Wir brauchen mehr Infrastruktur«, murmelt er. Nicht einmal Chemnitz habe eine ICE-Anbindung. Fehlte nur noch, dass man als Untermalung Sergio Leones Mundharmonika mit dem Song „Spiel mir das Lied vom Tod“ einspielte. Mir steht das Bild des Italo-Westerns noch heute vor Augen, als am einsamen und heruntergekommenen Bahnhof Cattle Corner, inmitten der amerikanischen Prärie, zwei Revolverhelden in langen Staubmänteln die Ankunft des Zuges erwarten.

Ach du liebe Güte, denke ich mir. Das also hat man davon, wenn man die AfD wählt. Was zur Hölle will mir das Reporterteam der ARD eigentlich sagen? Etwa, dass im Nirgendwo der Lausitz dreihundert Namenlose in Zukunft die SPD oder CDU wählen, damit nach dem Wahlsieg selbst im brandenburgischen Dessert blühende Landschaften entstehen? Es darf nur zwei geben. Kretschmer und Woidke haben sich in der Deckung verschanzt, spucken große Töne und hoffen inständig, dass Andreas Kalbitz AfD nicht schneller zieht. 

„Nach der Wende hat die Regierung die Lausitz aus den Augen verloren«, so der sachlich-positive Kommentar des Moderatorenteams. »Man hätte mehr tun können.« Nun ja, dieses „man hätte“ liegt ja nun 30 Jahre zurück. Mir als Konsument der Satire-Sendung MoMa-Magazin dagegen drängt sich der Gedanke auf, ob man nicht auf die Berichterstattung hätte verzichten können, zumal die Regierung 30 Jahre darauf verzichtet hat, einen einzigen Finger für die Region zu krümmen. Vor der Datsche hat sich eine Vorzeigefamilie im Original-DDR-Look vor der Kamera versammelt, eine aufrechte Wählerfamilie, die nahezu im gleichen Wortlaut dem deutschen Bürger zuhause versichern, dass sie um jede Stimme im Dorf kämpfen, damit die Saat des rechten Gedankengutes nicht überhand nimmt. 

Ich kann mir lebhaft vorstellen, was die Leute in den entvölkerten Regionen und öden Dörfern Brandenburgs denken, wenn Mitri, Duniya und Konsorten mit Technik-Tross, Beleuchtern, Strippenziehern und Wichtigtuern auf der Hauptstraße eines verlassenen Nestes aufschlagen und den aufgescheuchten Bewohnern für drei Stunden die große Welt vorspielen und ideologische Hoffnungen verkaufen.  

Und nachdem die Aasgeier moderner Nachrichtenmanipulation ihren Kamera-Opfern die richtigen Sätze in den Mund gelegt haben, weil sie ja dann auch mal im Fernsehen sind, wird nach genauen Regieanweisungen ein Bild erzeugt, die dem deutschen Sofasitzer suggerieren soll, dass „wir“ das ganze Elend nur den Rechtsradikalen AfD-Wählern zu verdanken haben. 

Wahlwerbug für die SPD in höchster Vollendung. Und noch ehe der dröge Lausitzer Dörfler begriffen hat, was sich gerade in seinem Dorf abgespielt hat, verlassen die ARD-Heuschrecken mit Vollgas den Landstrich, eine lange Staubfahne hinter sich herziehend. Die Wahlhilfe ist im Kasten, was will man mehr.


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