Direkt zum Hauptbereich

Es grünt nicht mehr grün, wenn Hofreiters Waffen glühn…

Angesichts der aktuellen Nachrichten aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine muss sich jedem vor Abscheu und Ekel der Magen umdrehen. Egal ob euphorische Solidaritätsversicherungen vor den Kameras oder zerbombte und zerschossene Städte in Kiew, Mariupol oder Luhansk.  Das grauenvolle Schauspiel wiederholt sich und unsere Politiker weigern sich, über Ursache und Wirkung auch nur ansatzweise nachzudenken, schon gar nicht laut ...  

 


Gestern meldete sich dieser grüne Anton aus Oberbayern ganz im Duktus der Friedenspartei mit markigen Forderungen zu Wort. Angesichts des "heftigen Abnutzungskrieges" müsse Deutschland selbst direkt schwere Waffen an Kiew liefern, bevor ihnen das „Material“ ausgeht. Nun ja, der Begriff „Material“ stellt in gewisser Weise einen Euphemismus dar, in dem Blut, Tod und zerfetzte Leiber nicht vorkommen. Immerhin, aus seiner oberbayerischen Bauernhof-Perspektive lässt sich der Krieg nur beenden, wenn Deutschland Panzer und Lenkwaffen liefert.

Nichtsdestoweniger hat er die gesamte deutsche Presse auf seiner Seite. „Wir fühlen uns unseren Lesern und Zuschauern verpflichtet,“ so klingt es aus Journalistenmündern, "so authentisch wie möglich aus Krisengebieten und über Killer-Operationen der Russen zu berichten." Das aufzuklärende Volk sitzt gebannt vor heimischen Bildschirmen und erlebt hautnah, wie Berichterstatter ihre propagandistischen Pflichten erfüllen. Bewaffnet mit Kameras, Videogerätschaften und hungrigen Objektiven übermitteln sie uns gestochen scharfe Bilder, unterstützt durch fachkundige Regieanweisungen vor Ort. Wir dürfen mitfiebern, wie Kinder im Sand verrecken, Frauen im Donezk in Stücke gerissen oder Krankenhäuser in Luhansk oder Charkiw filetiert werden.

Immerhin, zum Sonntagsfrühstück gibt es Toast, Orangenmarmelade und Life-Beschuss in unseren Propagandasendern. Grellen Explosionsblitzen folgen dumpfe Detonationen, während der NTV-Reporter vom Hoteldach aus, die Einschläge kommentiert. Ein Feuersturm fegt über unseren morgendlichen Brunch hinweg. Stundenlanges verbissenes Scharmützel und wir sitzen in der ersten Reihe. Schweinebraten und Knödel werden hastig aufgetragen, während die hübsche Tageschausprecherin mit sensationsintonierter Stimme die gelungene Bratensauce mit Blut, Angst und Leid verfeinert.

Das Inferno brennender Ruinen garniert den Endiviensalat. Der schauerliche Tod als Unterhaltungssendung und Quotenrenner begleitet uns ins verdiente Wochenende. Mal sehen, wie die Sache weitergeht. Vielleicht haben wir Glück, und es gibt am Montag die Fortsetzung mit einer russischen Botschaftssprengung oder einem erfolgsversprechenden Attentat auf Putin. Immerhin, der Grüne Cem Özedemir hat es trotz des Kampfgetümmels auf die vorderen Ränge der Medienberichterstattung geschafft und Schutzwesten für deutsche Hühner vorgestellt. Corona dagegen ist auf Rang drei der weltwichtigsten Nachrichten abgerutscht. Die Psyche unserer Politiker ist auf ein erbärmliches Niveau abgesackt.

Schwenk zurück auf den ukrainischen Widerstandskämpfer, der sich in letzten Krämpfen am Boden windet. Es folgt die Diskussionsrunde mit Politikern und Friedens-Experten wie Anton Hofreiter, Robert Habeck oder Annalena Baerbock. Ernste, sachkundige Physiognomien erklären, der Feind sei Dank einer, mit hoher Präzision abgeworfenen Splitterbombe, in den Unterleib getroffen und habe geradezu lehrbuchmäßig ins Gras gebissen. Die russische Panzerbesatzung kippt kollateral gemeuchelt aus den Sandalen und tut den letzten Atemzug. Stündlich neue Schreckensbilder ermöglichen grausiges Schauern auf dem kuscheligen Sofa. Siegerposen beim Gegner, derweil unsere Kinder am Marsriegel kauen und das Massensterben wie ein Computerspiel verfolgen.

Selbstredend sind die Rollen klar. Die gesamte Journaille rennt mit Farbtöpfchen durch die Kamera, und pinselt die Russen schwarz und alles was ukrainisch ist, weiß an. Und damit das auch in unsere Hirnkästen dringt, folgen passende Interviews vor ukrainischen Ruinenkulissen. Der Fernsehkonsument hat bezahlt und daher auch Anspruch darauf, das ganze Ausmaß der Zerstörungskraft einer Rakete zu würdigen, derweil Opa in der Abendzeitung liest, dass Procter & Gamble den Lieferwettbewerb für die Soldaten über 350.000 Rollen Klopapier gewonnen hat und Pepsi mit einer Schiffsladung eisgekühlter Getränke die Soldaten sponsert. Medialer Voyeurismus kennt keine Grenzen.

Es wird abgelichtet, festgehalten und dokumentiert, was das Zeug hält. Blut, Tränen, Angstschreie, operettenhaft inszeniert, Gefangene, Verwundete und Fliehende in Großaufnahme, verängstigt, verunsichert und taufrisch auf deutsche Bildschirme. Leichtfüßig wird die blutige Berichts-Ethik auf die gleiche schamlose Art überwunden, wie Russen Menschenrechte verletzen. Die besten Einschaltquoten haben Sender, in denen am meisten gelitten, gestorben und verwüstet wird.

Wem nützen solche Bilder? Haben sie noch etwas mit Aufklärung zu tun? Sollen sie gar der Abschreckung dienen? Wer das glaubt irrt. Beim deutschen Bürger muss der humanistische Solidaritätsgedanke in die richtigen Bahnen gelenkt und damit die Bereitschaft erhöht werden, das doppelte fürs Benzin zu bezahlen und im Notfall für den Frieden kollektiv frieren.  Währenddessen dürfen wir am Bildschirm daran teilhaben, wenn Russen, mit chirurgischer Präzision Leben auslöschen und ganze Stadtteile in Schutt und Asche legen. Gameboy für Erwachsene.

Gleich darauf unterbricht uns der Pausenfüller. Werbung für unverwüstliche Fönwellen, Feuchtigkeitscremes und Schoko-Sahne-Pralinen. Dann folgen Statements der Redaktionen, bevor wieder zum Schlachtfeld umgeschaltet wird. Fehlt nur, dass einer der Weizenbierhersteller den Abschuss des russischen Massenmörders Putin mit dem Slogan ankündigt: „Diese Sendung wurde ihnen präsentiert von der Schöfferhofer Weizen. Es hat so schön geprickelt...!“ oder „Gleich haben Sie wieder bessere Sicht – mit Warsteiner!“

Niemand will Krieg, hört man allenthalben, und wenn er schon nicht zu vermeiden war, dann sollte er möglichst schnell beendet werden. Mit schweren deutschen Waffen, versteht sich. Vernichtet wird im Namen der Menschlichkeit. Lippenbekenntnisse? Einhellige Meinung? Nein, es ist zum Kotzen, wenn man die unblutigen Wortgefechte zwischen unseren ach so menschenfreundlichen Politikern verfolgt, in denen jeder dem anderen die Welt erklärt. Gegenseitige Schuldzuweisungen haben Hochkonjunktur und treiben uns gefährlich nah an einen dritten Weltkrieg heran. Und alle sehen zu.


Kampfhandlungen werden mit Begriffen wie: Operation, defensiver Erstschlag, oder Belagerung einer Stahlfabrik verharmlost. Mir stockt der Atem bei solchen Wortschöpfungen. Und die Bürger in unserem Land? Mir scheint, unsere Politik suhlt sich lieber in ach so uneigennützigen Solidaritätsbekundungen und humanistischen Worthülsen, damit die gewaltige Gefährdung der eigenen Wirtschafts- und Politinteressen als menschenfreundliche Notwendigkeit erklärt werden kann.

Aber egal, wie sich alles weiterentwickeln wird, Fernsehanstalten sind längst zu Selbstzweckeinrichtungen mutiert und richten ihre Aufmerksamkeit mit erbarmungsloser Penetranz auf das Kriegsgeschehen, wohlwissend, dass auf beiden Seiten der Kriegsgegner gelogen wird. Schließlich will der Zuschauer zu Hause unterhalten werden. Und stets schwingt die Frage der Fernsehmacher über den Köpfen der Redakteure: Sind unsere Berichte spannend genug und lassen sie sich noch steigern? Sicher!

Wenn die Fernsehanstalten wüssten, an welcher Stelle des Donezk-Beckens gerade zweihundert Ukrainer angegriffen werden, ließe sich das Gemetzel medial gesehen noch feindseliger aufbereiten. Außer den Staatslenkern der USA, Frankreichs, Deutschlands, Englands, den Fernsehgesellschaften und natürlich der Börse wollte niemand den Einmarsch in die Ukraine oder den Beschuss von Kiew. In international schön abgestimmtem Gleichklang wird der russische Einmarsch in die Ukraine mit maximaler Empörung veruteilt. 

Im Namen der Humanität wird deshalb auch die nächste Geldentwertung und Inflation nicht lange auf sich warten lassen. Wie sonst wäre zu erklären, dass rund um die Uhr über nichts Anderes als über die Ukraine berichtet wird. Helden sind entweder gesund oder tot. The show must go on. Der Krieg als politische Börsennotierung. Auf Deutschlands Mattscheiben findet Zynismus in Reinkultur statt und die Sender brauchen Sensationen. Was ist schon ein Unwetterschaden im Vergleich zu einer Schlacht vor den Toren Kiews?

Dem ehrlichen und überzeugten Humanisten dreht sich der Magen um, nicht nur wegen der abscheulichen Bilder, der zerfetzten Leiber, exekutierter Bürger und erschossener Frauen, nicht nur wegen des unsäglichen Leides. Die Scheinheiligkeit der Reportagen, medienwirksam verarbeitet und aufgemotzt, übertrifft jeden Horrorfilm, - im Namen journalistischer Pflichterfüllung. Mir graut vor der Kaltschnäuzigkeit der Kriegsparteien und den Medienmachen ebenso, wie vor den so harmlos und bieder wirkenden Politikern, hinter deren empört wirkenden Physiognomien sich in Wahrheit kalte und unüberlegte Kriegstreiberei verbirgt.

Ich plädiere dafür, dass man jene Regierungsverantwortlichen mitsamt der sensationsgeilen Journaille einfängt, in eine Kampfarena nach römischem Vorbild einsperrt und sie mit Kurzschwertern, Fangnetzen, Speren und Keulen bewaffnet. Dort können sie sich dann austoben, diese Polit-Naren, diese Hofreiters, Habecks, Selenskijs und Konsorten. Die Bürger nehmen auf den Rängen Platz und applaudieren den Siegern. 


Kommentare

  1. Endlich mal ein Journalist der dieses Ereignis Ukrainekrieg ungeachtet der allmählich sich herausgebildeten und allgemeingültigen Stoßrichtung :" der Russe ist Schuld, Putin ist ein Kriegsverbrecher " nicht mit den Wölfen heult und diesen Krieg nicht medienwirksam kommentiert, sondern mit klarem Verstand analysiert und einen fast unmöglich gewordenen Versuch unternimmt - angesichts der durch die Politik gesteuerten Hysterie, bewußt gestalteter Falschmeldungen und Glorifizierung sogenannter Helden - auch die andere Seite dieses undemokratischen Geschreis darzustellen mit all ihren negativen Auswirkungen nicht nur für Rußland sondern insbesondere auch für Europa selbst und einem lachenden Dritten - der USA - die als einzigster als wirklicher Sieger aus diesem Konflikt herausgeht. Aber das sind ja unsere Freunde.

    AntwortenLöschen
  2. Der Fernseher bleibt bei mir seit einiger Zeit aus. Wenn ich dann einmal rückfällig werde, merke ich, wie sehr sich Berichterstattung verändert hat. Dann kann ich nur wieder ausschalten. Man hat den Eindruck, dass es mit dem Krieg langsam,wie mit einem Computer Spiel ist. Die Menschen realisieren nicht mehr, dass es sich um echte Menschen sind, die dort sterben. Ich verstehe Niemanden, der Waffen in das Kriegsgebiet schickt. Es ist ein wichtiger Beitrag. Danke für die ehrliche Berichterstattung.

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

ich freue mich auf jeden Kommentar

Beliebte Posts aus diesem Blog

120 Migranten in Oberbayern - oder der Fluch der guten Tat

Um ein Haar hätte ich mich von der eigenen Häme übermannen lassen, als ich heute Morgen den „MERKUR“ aufgeschlagen und gierig die Headline des Schock-Artikels gelesen habe: "Wütende Proteste am Dorfrand gegen ein geplantes „Containerdorf.“ Das unvermeidliche "Naturereignis Flüchtlinge" trifft nun auch Bairawies mit der geballten Wucht einer abstrusen Migrationspolitik. Bairawies, ein Ortsteil von Dietramszell, eine oberbayerische Dorfgemeinde vor den Toren Münchens gelegen, darf man mit Recht als oberbayerisches Kleinod bezeichnen. Der beschauliche Ort, an einem kleinen Badesee gelegen, steht wie kein anderer Ort für die Postkartenidylle Bayerns. Inmitten lieblicher Landschaften, dort wo die Berge am schönsten, die Wiesen am saftigsten, die Blumenkästen auf den Balkonen die buntesten und der Bayer am bayrischsten ist, bahnt sich Ungemach an. Ausgerechnet in einem Ort, umzingelt von Seen und Wäldern, Wiesen und Kühen, in dessen Gemeinde die Luft kuhstallgeschwängert di...

Claas Relotius – Grüner Wahlkampfstratege eines politischen Influencers

Nun kann ja niemand ernsthaft behaupten, Influencer sei ein Beruf, wenngleich sich Legionen junger Menschen einer solchen „Berufung“ zuwenden. Es gilt bei diesem „Berufsbild“ die Formel: Je stärker die Ausprägung eines intellektuellen Mangelsyndroms, desto größer die Anziehungskraft für eine Tätigkeit, die keine Qualifikation erfordert und selbst den hoffnungslosesten Dilettanten ernähren kann. Nichtsdestoweniger sollten Influencer, ob nun männlich oder weiblich, zwingend einige Bedingungen erfüllen, um erfolgreich zu sein. Man muss reisefreudig sein, über ein neurotisches Über-Ego mit narzisstischer Selbstüberschätzung verfügen und sich überdies optisch signifikant von Ricarda Lang oder Anton Hofreiter abheben. Der Grund liegt auf der Hand. Für Hersteller erotischer Unterwäsche oder atemberaubender Bademoden beispielsweise, sähen die Umsatz- und Ertragsperspektiven der beworbenen Unternehmen ziemlich düster aus. Würden sich die Genannten mit Dessous von "La Perla" oder mit...

Haus-Durchsuchungsorgien und Beleidigungsanzeigen – das neue politische Geschäftsmodell

Nicht nur die im Absturz befindlichen Ampelkoalitionäre, sondern auch Politiker unserer sogenannten christlichen Parteien ergehen sich in jüngster Zeit in Beleidigungs- und jämmerlich wirkenden Herabwürdigungsanzeigen, ganz so, als gäbe es an deren Selbstwertgefühl noch irgendetwas zu retten. Eine beispiellose Welle von Polizeieinsätzen wegen geradezu lächerlicher Verunglimpfungen und kritischer Äußerungen schwappt durchs Land. Unsere „politischen Influencer und Popstars“ scheinen sich derzeit nur noch auf die wirklich bedeutsamen und fundamentalen Themen zu konzentrieren. Überbordende Clan-Kriminalität, Friedensvermeidungsstrategien mit Putin, Abschaffung des Klimas, Energie oder Inflation sind nicht mehr prioritär und gehören nicht dazu. Das neue Betätigungsfeld missverstandener Polit-Eliten heißt Strafanzeigen, Beleidigungsklagen oder Befindlichkeitsprozesse. Das Engagement zur Bewältigung von Regierungsaufgaben scheint mehr und mehr zu einem Nebenerwerbsjob zu mutieren. Es gibt Wic...