Politiker in unserem Land haben das Motto allerdings umgekehrt, ohne sich darum zu scheren, was der Bundesbürger dazu sagt. Nehmen ist für unsere politischen Spitzenkräfte seliger denn geben, so ihre Maxime. Wir sehen dieses Phänomen gerade in der heutigen Realität.
Energie ist ein wertvolles Gut. Wie wertvoll, das wird erst klar, wenn sie nicht mehr zur Verfügung steht. Nun haben Habeck und Konsorten Deutschland zum Testfall erklärt, bei dem sie in einem breiten Feldversuch ausloten, wie belastbar und schmerzbefreit ein Steuerzahler ist.
Denn erklärtes Ziel unserer Regierung ist es derzeit, mit der Erzwingung maximaler Sparsamkeit und schrittweisem Energie-Entzug bei gleichzeitiger Beschneidung des Lebensstandards die Widerstandskraft vor allem bei Mittel- und Kleinverdienern zu evaluieren.
Wie es scheint, liegen unsere Spitzenpolitiker wie immer richtig mit ihren Einschätzungen. Deutsche schrecken vor keinem Lockdown, vor keiner Spritze, und keiner noch so harten Einschränkung zurück. Im Gegenteil. Die Wahlergebnisse spiegel das Kalkül der Politiker exakt wieder. Der Durchschnittsdeutsche jubelt, wenn er den Gürtel enger schnallen darf.
Doch obacht, jetzt sind die echten Prüfungen angesagt. Während sich die Gasspeicher zur deutschen Energie- un Wärmeversorgung mit einer derzeitigen Reserve von 32 Prozent allmählich lehren und wir uns zügig einem Energie-Gau nähern, hören wir von unserem Vizekanzler und Märchenbuchautor, dass wir uns keine Sorgen über die Zukunft machen müssen.
Gas ist am Weltmarkt im Augenblick kaum zu bekommen, eine motivierende Herausforderung in Sachen vorbildlicher Volkskasteiung. Jeder Einzelne von uns kann seinen gesellschaftlichen Teil mit Disziplin, Askese und Entsagung dazu beitragen, die eigene Zahlungsunfähigkeit zu beschleunigen.
Glücklicherweise haben die vergangenen Regierungen unseres Landes geheime und wahnsinnig intelligente Langfrist-Gasliefer-Verträge mit Russland abgeschlossen. „Take or Pay“ – das ist das Highlight aller Vertragsklauseln, das uns mit jedem Vertragsbruch neue Dimensionen des Selbstverzichtes eröffnet. In diesen Verträgen wurde damals mit den Russen vereinbart, dass Deutschland auch dann das russische Gas bezahlen muss, wenn es nach dem Wunsch unserer politischen Eliten sanktioniert und nicht abgenommen wird. Geradezu ideale Voraussetzungen für unsere weitsichtigen Politgrößen, um die vorbildliche Belastungsfähigkeit deutscher Bürger in aller Welt zu beweisen. Vor allen Dingen den Russen.
Ich weiß, das versteht jetzt nicht jeder. Der Gas-Abnahme-Pflichtanteil ist in der Regel extrem hoch: Bei unseren langfristigen Gasverträgen sind sogenannte „Take-or-Pay-Klauseln“ üblich. Dabei werden etwa 80 Prozent der maximalen Liefermenge als Mindestabnahme festgelegt, die der Kunde auf jeden Fall bezahlen muss – egal, ob er sie abnimmt oder nicht. Ob Robert Habeck oder Annalena Baerbock diese Vereinbarungen kannten, als sie vollmundig ihre vollkommene Solidarität gegenüber der Ukraine erklärt haben, darf bezweifelt werden.
Woher sollen Grüne auch wissen, welche Folgen ihr Handeln haben. Man kann ja als Politiker auch nicht einfach vor die Kameras treten und sagen: Ich bin ein Idiot. Ich hab das nicht gewusst. Wo käme ein Polit-Profi hin, wenn er etwas wüsste und dann auch noch das Volk aufklären soll. Nein, das ist nicht der Weg. Auf der anderen Seite liebt es der Bürger geradezu, von Deppen regiert und belogen zu werden, sonst ist er unglücklich.
Und weil die Politik dem herkömmlichen Einheimischen keinesfalls Fehler auf die Nase bindet und ihm suggeriert, als wüsste man in Berlin genau, was zu tun ist, betteln nun nahezu alle Medien und etwa 47 Prozent aller Gutmenschen auf der Basis völliger Unkenntnis um die vollständige Kappung aller Gaslieferungen. Das versetzt uns in die Situation, dass wir in naher Zukunft das vollkommen überteuerte und überdies umweltschädliche LNG-Gas aus den USA beziehen dürfen, aber gleichzeitig die nicht gelieferten Gasmengen aus Russland bezahlen müssen. Eine ähnliche Situation besteht auch hinsichtlich der Öllieferungen.
Natürlich wollen Habeck und Konsorten ihren Wählern nicht die spannende Überraschung versauen. Man kann die Situation mit der Weihnachtszeit vergleichen, bei der die Eltern die Geschenke für ihre Kinder bis zur Bescherung verstecken. Allerdings mit dem Unterschied, dass unsere Politiker kurz vor der Bescherung die Steuern und Abgaben massiv erhöhen, um ihre Investitionen in die Anschaffung teurer Geschenke zu finanzieren. Woher nehmen, wenn nicht vom Bürger.
Wir
sehen also, die Sanktionen gegen Russland sind extrem erfolgreich und eine
beispielhafte Vorgehensweise, wie man das eigene Volk nachhaltig in die Knie zwingt und es ohne großes Tamtam in die kollektive Armut treibt. Damit das auch hinhaut, werden flankierend Sprit- und Lebensmittelpreise-, Verbrauchgüter, Transport- und Produktionskosten
stufenweise erhöht, um den Verbraucher sukzessive an die neue Verarmung
heranzuführen. Schließlich will man Erfolge vorweisen.
Um gegebenenfalls Unruhe in der Bevölkerung zu vermeiden, unterstützen unsere Medien die Regierenden in abgestimmten Motivationssendungen. Meist mit Vokabeln wie Notwendigkeit, Solidarität, Menschlichkeit oder Alternativlosigkeit. Nur so können wir unserer sozialen Verpflichtung zum Gemeinschafts-Suizid optimal nachkommen. Wie es derzeit aussieht, ziehen knapp die Hälfte aller Deutschen am gleichen Strang und lösen schon mal vorsorglich ihre Sparverträge und Rücklagen auf.
Nun ist das ja bei Menschen mit geringerer, intellektueller Leistungskraft nicht sonderlich schwierig, zumal die Glaubensbereitschaft in jener denkfaulen Spezies stark ausgeprägt ist, auch wenn sie sich ihre Mieten und die Autoraten nicht mehr leisten können. Immerhin unterstützt die Mehrheit der Deutschen mit Feuereifer flüchtende Ukrainer ebenso altruistisch, wie die vielen Millionen Besucher aus südlichen Regionen. Letztere zeigen bedauerlicherweise nur wenig Interesse, sich mit geringeren Zuwendungen als die ihnen vom Gesetzgeber versprochenen, abzufinden.
Aber
zurück zu unseren hochkarätigen Spitzenpolitikern. Für die politische Bewertung
der Gasimporte aus Russland ist das Wissen um die Art der Verträge ein ausschlaggebender
Aspekt, wenn man sein Sanktionsziel in Russland erreichen will. Denn das Ziel,
mit einem Importstopp Putins Kriegswirtschaft die Einnahmen zu entziehen, wird
angesichts dieser Konstellationen unerreichbar sein. Nun ja, macht ja nix. Der
Deutsche Bürger hält es aus, selbst dann, wenn er sich mit Fensterkitt ernähren muss,
ganz nach dem Motto, geben ist seliger denn nehmen.
Das ist perfekt analysiert und der ganze Wahnsinn verständlich erläutert.
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