Deutsche Sprache – schwere Sprache! Wie schwer, bemerkt der Fremde, wenn er sich ins etymologische Sprachbabylon vertieft. Besonders schwer tun sich unsere Gäste aus dem Morgenland, die inzwischen in unserem Sprachraum die dominierende Mehrheit bilden. Das hat mich auch heute dazu bewogen, einen kleinen Sprachexkurs für Bio-Deutsche durchzuführen, damit unsere Muttersprache nicht ganz in Vergessenehit gerät.
Ich sehe es kommen, Deutschlehrer und Germanisten, Besserwisser und Sprachwissenschaftler, Berufene und Korinthenkacker werden vor Empörung aufschreien, mich beschimpfen, korrigieren, zurechtweisen und mich einen Idioten nennen, sollten sie den Artikel bis zum Ende lesen. Glauben Sie mir, es ist mir einerlei!
Ohne den geneigten Leser verunglimpfen zu wollen, sei eingangs bemerkt, das Gegenteil gibt es nicht. Oder haben Sie schon einmal einen Polizisten vorsätzlich verglimpft? Nehmen wir beispielsweise das Wort Einsamkeit. Zwingend logisch, dass es auch eine Zweisamkeit gibt. Wer glaubt, er könne sich der Sprachlogik folgend in der »Fünfsamkeit« ein paar lauschige Stunden machen, der irrt. Man nennt eine solche Ansammlung schlicht Gruppensex und der ist hierzulande nicht so gerne gesehen.
Ähnlich irritierend verhält es sich mit den Silben »ein« und »aus«. Nehmen wir beispielsweise die Sätze: »Gestern Abend gingen wir ein wenig aus. Aber schon nach zwei Bier gingen wir wieder ein.« Vermutlich war das nach Hause zurückkehren linguistisch gesehen gleichbedeutend mit einsam dahinsiechen oder elend verkümmern. Doch dieser Erklärungsversuch lässt sich nicht belegen.
Weshalb eigentlich sprechen wir von der »Umschreibung« und nicht von einer »Umsagung«? Deutsch ist voller Wunderlichkeiten. Noch ungewöhnlicher sind Begriffe des täglichen Lebens. Ist die weibliche Ausgabe des Charmeurs eine Charmöse? Und eine Megäre, die Männer aus Frustration und Hass diskreditiert und herabsetzt eine Diffamöse? Ich sage: Ja! Zumal die Endung ein Geschlechtsmerkmal beschreibt. Jeder kennt die Diskussion um »Frisöse« oder »Friseurin«. Ich habe mir sagen lassen, beides sei richtig. Weshalb kann man dann aber nicht Fritörin anstatt Fritteuse sagen?
Sie werden zugeben – in der deutschen Sprache herrscht ein heilloses Durcheinander. Eine Kontrollperson heißt beispielsweise »Kontrolleur«! Haben Sie jemals die neue Weiblichkeit nachsinnen hören, das Wort »Kontrolleurin« durch »Kontrolleuse« austauschen zu wollen? Etwa nicht…? Eben!
Hier zeigt sich die Inkonsequenz feministischer Bestrebungen, sich auch von der deutschen Grammatik zu befreien. Kennen Sie etwa in Ihrem Bekanntenkreis eine »Maurerpolierin«? Das dachte ich mir! Mit etwas Mut und gutem Willen müsste es dann möglich sein, einen männlichen Geburtshelfer auch »Hebammer« zu nennen. Übrigens: Gibt es auch durch das Weglassen der Vorsilbe »un« das Wort »glaublich«?
In diesem Falle bedient sich unsere Sprache des Wortes »glaubhaft«. Die darin enthalten Silbe »...haft«, assoziiert eher Negatives, als Positives. »Sippenhaft, Einzelhaft und Haftpulver« haben zwar miteinander recht wenig zu tun, kommen aber durch das Festhalten an Präfix oder Suffix an sich in greifbare Nähe. »Greifbar« ist auch so ein schöner Begriff, der wie »haltbar« und »unsichtbar« oder »Nachtbar« nichts mit dem Wort »Bar« zu tun hat, wenn diese als Beschreibung der Bezahlung dient.
Einzig die »Nachtbar« könnte mit der Zahlungsweise in Verbindung gebracht werden, verschlüge es einen versehentlich dort hin. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage: Bedeutet Bargeld etwa, es nur in einer Bar ausgeben zu dürfen? Und wie verhält es sich mit dem Wirtschaftsgeld? Immerhin gibt es ja auch Schulgeld, Pfandgeld oder Bußgeld – eindeutig zweckgebunden, wie ich meine.
Möchten Sie etwas über die verquere Bedeutung der Straßen- und Eisenbahn nachdenken? Was meinen Sie? Weshalb nennt man die Tram auch Straßenbahn? Richtig! Weil sie auf Straßen ihre Bahnen zieht. Und die Eisenbahn? Zieht die auf Eisen ihre Bahnen? Im Prinzip, ja. Weil sie ja auf eisernen Bahnen, besser auf »Schienen« fährt. Tut aber die Straßenbahn auch! Also nennt man die eine so, weil sie »auf« und die andere so, weil sie »darüber« fährt? Unsinn?
Haben Sie eigentlich eine Gartenzwergin in Ihrem Vorgarten? Oder schmückt den Garten ein weiblicher Gartenzwerg? Bedeutet es, dass es auch einen weiblichen Mann gibt? Eine männliche Frau? Und zwar in aller Konsequenz? Ich gebe zu, neuerdings kann man sich nicht mehr sicher sein, wer welches Geschlecht für sich in Anspruch nimmt, nicht einmal mehr bei den Gartenzwergen. Ich will Sie nicht verwirren, werte Leser, aber wussten Sie, dass es »der Baum« heißt -, die Erle, die Buche und die Kiefer trotzdem weiblich sind?
Wie wir bemerken, ist also ein männlicher Baum weiblich. Die Folgerung in Bezug auf Menschen bedeutete demnach, ein Italiener mit ausgeprägter Brustbehaarung, Goldkettchen und abgespiegelter Sonnebrille beispielsweise könne eventuell den Vornamen »Rosanna« oder »Carla« tragen! Ich kenne keinen Italiener, der sich das freiwillig antäte! Unmöglich ist es, einen vergleichbaren Fall im Bereich der Blumenflora zu finden. Da gibt es keine männliche Blume. Es heißt »die Aster«, »die Butterblume« oder »die Rose«. Wie es sich gehört, ist die Blume weiblich. Basta! Ausnahmen bilden »der Krokus, der Huflattich und der Löwenzahn«, die sind männlich, Weshalb, wurde noch nicht erforscht.
Ich kann nur vermuten, dass jene Pflanzen zur Gattung Unkraut gehören und deshalb sächlich sein müssten. Probleme bekommt der logisch denkende Sprachverbraucher auch dann, wenn eine Anhäufung von Blumen unvermittelt »Strauß« genannt wird. Logische Schlussfolgerung: Aus vielen weiblichen Blümchen wird eine männliche Einheit: »Der Strauß«! Sozusagen eine Geschlechtsumwandlung durch Zusammenlegung mehrerer gleichgeschlechtlicher Artgenossen, die man in eine Vase stopft. Verzeihung, »Artgenossinnen«.
Verwunderlich ist auch die Sache mit dem Heiraten. Da man eine Eheschließung eine 'Hochzeit' nennt, sollte man dann eine Ehescheidung nicht konsequenterweise auch 'Tiefzeit' nennen und sich somit auf das Schlimmste gefasst machen? Schwieriger wird es, wenn wir einen Blick in die Politik werfen! Man braucht einem Politiker lediglich zuhören, wenn er mit den Worten: »Meine sehr verehrten Damen und Herren...« beginnt. Ist Ihnen jemals aufgefallen, dass er 1.stens Damen und Herren getrennt anspricht, und 2.tens die Damen überdies sein Eigen nennt, jedoch 3.tens die Herren hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse nicht einbezieht? Wie kommt jemand überhaupt dazu, Sie oder mich als sein Eigentum zu betrachten, wenn wir, sofern noch nicht verheiratet, doch wahrscheinlich längst oder in Bälde jemand anderem gehören? Stopp! Winken Sie nicht einfach gelangweilt ab!
Sie gehören unter Umständen zu einem Partner; aber gehören sie ihm auch? Die Redewendung »wir gehören zusammen...« ist eine gern verwendete Floskel bei Liebenden, in der sich die unrealistische Hoffnung ausdrückt, es möge für immer so bleiben. Gleichzeitig lässt die Formulierung »...ich gehöre ihm/ihr...« jeden Psychologen am Selbstbewusstsein des Leibeigenen zweifeln. Außer bei den Dominas, deren Liebhaber sich zum Deppen machen und auf Anweisung Stiefel sauberlecken.
Zum Glück müssen Kinder nicht über ihr Selbstbewusstsein nachdenken, ansonsten stünde zu befürchten, dass man sie als »Sache« einstufte. Denn »das Kind« ist nun mal sächlich, im Gegensatz zu »die Frau« oder »der Mann«. Adulescent wird dann aus der Sache Kind urplötzlich »der Jugendliche«. Und erst –, wieder in der Häufung vieler Einzelner -, wird aus »der Jugendliche« - die »Jugendlichen«. Dennoch benutzt der teutonische Sprachkenner relativ selten einen Satz wie: »Die jugendliche Raufböldin schlug einer stadtbekannten Rüpelin ein blaues Auge.«
Häufiger hingegen ist der Satz zu hören: »Der radikale Student kennt keine Zucht und Ordnung.« Schnell wird aus Worten wie »der Radikale« in der Mehrzahl »die Radikalen«, jedoch nie die »Radikalinnen«. Wann formulierte je ein Nachrichtensprecher den Satz: »Die Radikalin warf mit faulen Tomaten nach der Kanzlerin«? Dass der Radikale mit Tomaten nach dem Kanzler warf, ist hingegen eine Selbstverständlichkeit im allgemeinen Wortgebrauch, obwohl ich annehme, dass man für unseren Präsidenten Wulff damals ein faules Ei verwendet hat.
Sie denken über mehrere Dinge nach und haben jäh drei grandiose »Ideen«! Haben Sie sich noch nie gefragt, warum Sie nicht einen »Vielfall« hatten? Oder handelt es sich hier um einen »Dreifall«? Wundern Sie sich nicht über die Häufigkeit des Wortes »Fall«, das Sie z.B. auch in dem Wort »Durchfall« wiederfinden. Auch im »Abfall« steckt dieser Suffix. Ihre Diamantbrosche im Wert von einigen tausend Euro fällt von der Bluse ab. Und schon ist sie »Abfall!
Und wie verhält es sich mit »umfallen«? Sie fallen aufgrund starker Sonneneinwirkung mitten auf dem Marktplatz um. War das ein »Umfall« oder eher ein »Unfall« Weshalb nicht ein »Vorfall«, wenn sie auf der Schnauze liegen. Oder gar ein »Rückfall, wenn sie mit dem Hinterkopf auf den Randstein knallen«? Wenn es ein Unfall war, sind Sie dann »verunfallt«? In Befürchtung des Kommenden sagen Sie da, ich möchte nicht »verunfallen« oder verwenden Sie die Formulierung: ich möchte nicht »verunglücken«? Bleibt Ihnen das »Unglück« erspart, sind Sie dann »verglückt«?
Die Kuh macht »Muh«, viele Kühe machen »Mühe«. Sie merken, es herrscht ein heilloses Chaos mit Worten und Silben, mit Möglichkeiten und Unmöglichkeiten. Denken Sie bloß nicht darüber nach, dass zwar der Schluss »männlich«, hingegen die »Schließung« weiblich und das »Schloss« wiederum sächlich ist. Machen Sie‘s wie ich: Hören Sie einfach auf, zuzuhören! Aber bedenken Sie eines: Zuhören bedeutet eigentlich, die Ohren offen zu halten, um etwas mitzubekommen. Warum aber heißt es dann »zuhören« und nicht »aufhören«? Beim Zuhören also immer die Ohren auf! Und beim Aufhören immer die Ohren zu? Sie sehen, passives Lesen macht krank, sofern man mitdenkt.
Die Deutsche Sprache ist wirklich nichts für Ausländer
und schon gar nichts für Germanisten! Ich jedenfalls lerne im nächsten Leben
die Sprache der Ureinwohner von Samoa. Das kreolische Alphabet hat nur 13
Buchstaben und Artikel gibt es keine. Man braucht nicht lange, bis man die
Sprache beherrscht und hat stattdessen Zeit für andere nützliche Dinge! Das
Leben ist zu kurz, um Deutsch zu lernen, vor allem für Syrer, Nigerianer,
Araber und glühende Anhänger der grünen Gendersprache.
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