Noch am Montag den 5. Juni erklärten Saudi-Arabien und
seine Verbündeten Bahrain, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate die
diplomatischen Beziehungen zu Katar als abgebrochen. Katar war nach der
Abschottung durch Saudi-Arabien nicht mehr auf dem Landweg zu erreichen und
US-Präsident Trump feierte den Boykott als seinen persönlichen Erfolg. Kein
Wunder, hat er doch nur 10 Tage zuvor mit den Saudis einen
100-Milliarden-Rüstungsgeschäft abgeschlossen.
Doch jetzt wird’s ernst, sollte man meinen. Katarische
Bürger müssen die verfeindeten Länder binnen 14 Tagen verlassen. Saudi-Arabien
begründete den Schritt damit, seine "nationale Sicherheit vor den Gefahren
von Terrorismus und Extremismus" schützen zu wollen. Auch Trump stimmte in
diesen Chor ein und warf Katar vor, Terrororganisationen wie dem
"Islamischen Staat" und Al-Kaida Unterschlupf zu gewähren, was ihn
aber letzte Woche nicht davon abhielt, den Emiren des Terroristenstaates seine
Aufwartung zu machen. Wie den Medien zu entnehmen war, wollte er vermitteln.
Wie seine Vermittlung aussieht, kann man seit gestern
nachlesen: Zum Dank für den freundlichen Empfang beim Emir liefern die USA den reichen
Scheichs in Katar 36 F-15 Kampfjets, so ziemlich das modernste Kriegsgerät, das
man auf dem Waffenmarkt derzeit bekommen kann. Ich kann mich des Eindrucks
nicht erwehren, dass nur ein schwerwiegender Hirnschaden den Milliardendeal
zwischen den hochgerüsteten Wüstensöhnen und dem blonden Mais-Sack begünstigt
haben.
Ungeachtet der schweren diplomatischen Krise am Golf haben
die USA und Katar den Verkauf modernster amerikanischer Waffentechnik besiegelt.
Verteidigungsminister James Mattis unterzeichnete am Mittwoch eine
entsprechende Vereinbarung mit seinem katarischen Kollegen Khalid al-Attiyah. Der
Wüstenstaat zahlt dafür insgesamt 12 Milliarden US-Dollar. Weshalb die
Amerikaner nicht gleich die Langstreckenraketen mit Atomsprengköpfen
mitliefern, um die Saudis mitsamt ihren Nachbarn auszuradieren, scheint mir
angesichts fortschreitender präsidialer Hirnerweichung inkonsequent zu sein. Möglich
ist aber auch, dass er von seinem Präsidentensessel aus Wetten abschließt, wer
auf wen mit welchem Erfolg losgeht.
Dass sich im immer noch isolierten Katar das regionale
Hauptquartier der US-Streitkräfte befindet, sei nur am Rande erwähnt. Von
diesem extrem hoch aufgerüsteten Flughafen starten US-Flugzeuge zum Kampf gegen
den IS, der – wir erinnern uns, von den Katari finanziert wird. Jetzt warte ich
händeringend nach einem empörten Aufschrei seitens Herrn Gabriel oder
wenigstens unserer Angela. Nichts…, beziehungsweise wenig und sehr leise. Wer
will da noch über Kleinigkeiten wie Menschenrechte, Moral, Ethik oder gar
humanitäre Werte diskutieren?
Ich will ja nicht unfair sein, denn die Emire von Katar
haben dazu etwas gesagt, was Trumps Unternehmerherz hat höher springen lassen:
Der Deal schaffe 60.000 Arbeitsplätze in den USA, in 42 US-Bundesstaaten und es
senkt die Belastungen für das US-Militär, so Katars Verteidigungsministerium.
Ah, ja…! Das ist natürlich ein Argument, dem sich der normaldenkende Bürger
keinesfalls verschließen darf. Immerhin:
Der saudische König Salman verlieh
im Gegenzug Donald Trump für die großmütige Aufrüstungsbemühung des
gegnerischen Terrorstaates den goldenen Verdienstorden für strategische Kurzsichtigkeit.
Natürlich möchte ich nicht verschweigen, dass auch unser
allseits geliebter Außenminister Siggi im Handelsblatt etwas dazu gesagt hat:
Eine „Trumpisierung des Umgangs“ miteinander ist in einer krisengeschüttelten
Region ganz besonders gefährlich." Wenn er mir nun auch erklärt, was er
damit meinte, und ob dieser Begriff ein Kompliment oder eine wüste Beleidung
ist, dann könnte endlich wieder ruhiger schlafen.
Sicher fragen sich nun viele Leser meines Artikels
irritiert, weshalb sich keiner unserer Politiker aus Scham, schierer
Verzweiflung und in suizidaler Absicht vom Kanzleramt in die Spree stürzt, dem
kann ich zur Beruhigung mitteilen, dass die deutsche Waffen-Industrie in diesem
Jahr für 1 Milliarde Dollar das Waffendepot von Katar aufgefüllt hat.
Nachfolge-Geschäfte nicht ausgeschlossen. Nun ja, immerhin hört man die
Verlautbarung aus dem Kanzleramt: Der Katar-Deal käme zur Unzeit. Alle Wetter…!
Das hört sich nach maximaler Entrüstung an.
Mich würde jetzt brennend interessieren, ob man in den USA
und Deutschland schon in Vertragsverhandlungen mit der ISIS steht, und ob auch
die deutsche Regierung gedenkt, Leopardpanzer samt Munition an unsere Lieblingsterroristen
zu liefern. Denn auch hierzulande sind zusätzliche Arbeitsplätze bitter nötig.
Gut vorstellbar, dass die Deutsche Bank angesichts des dringend notwendigen
Wirtschaftserfolgs unseren zukünftigen Mördern großzügige Kredite zum Ankauf
modernster Waffentechnik anbietet. Schließlich ist das Geld gut angelegt, zumal
wir überdies ein paar Millionen Flüchtlinge zusätzlich in Deutschland erwarten
dürfen.
Ach ja, das Leben kann so schön sein, wenn der
galoppierende Wahnsinn bunte Blüten treibt.
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