Um nicht missverstanden zu werden, möchte ich
vorausschicken, dass nicht ich den SPD-Kandidaten für einen Halbgott halte,
sondern der Buchdeckel aus Würselen selbst gottgleich durch alle Talkshows
tingelt. Mit dem Habitus des Allwissenden pariert er die Fragen des zuvor
penibel ausgewählten Publikums, und hat natürlich auf alles eine Antwort.
Schulz spielt für den Bürger sozusagen die Eier legende Wollmilchsau und den
weltgewandten Problemlöser, obwohl er selber das Leben als einfacher Bürger
nicht so richtig verstanden oder vollständig abgelegt hat. Mundgerechte Königswege
sind halt sein auserkorenes Wahlhobby, auch wenn er sich längst im Labyrinth
der eigenen Synapsen verirrt hat.
Drei Tage vor der Wahl allerdings dämmert es ihm, obgleich
man sich nur schwer vorstellen kann, dass in seinem Oberstübchen jemals ein
Licht strahlen könnte. Die Partei liegt laut „ARD-Deutschlandtrend“ in der
Wählergunst seit heute nur noch bei 20 Prozent. Immerhin scheint es doch noch
eine große Anzahl von Wähler zu geben, bei denen es intellektuell ähnlich
düster zugeht wie bei Schulz. Nichtsdestoweniger eilt Martin der Bärtige, - auf
Rednerpulten einen breiten Schleimbatzen hinterlassend, von Stadt zu Stadt, in
denen er sich als jovialer Heilsbringer für alle aufspielt. Man möchte sich
gleich die Hände waschen, sollte man von ihm persönlich begrüßt worden sein.
Kommt ihm eine Krankenschwester in die Quere, kündigt er 30
Prozent mehr Lohn für alle Pflegekräfte an. Und als sei das nicht genug, legt
er gleich noch 100.000 Fachkräfte für die Versorgung der Alten und
Gebrechlichen oben drauf. Kaum kreuzt ein verarmter Rentner seinen Weg,
stabilisiert er dessen Rente bei 48 Prozent und droht mit einem neuen
Mindestniveau. Hebt ein Lehrer wegen einer Frage den Finger, kontert er mit
Generalsanierung aller Schulen und gebührenfreie Bildung. Allein, die unwichtige
Hürde, zum Kanzler erhoben zu werden, ist so unrealistisch wie ein deutsche
Dogge auf der Jagd im Fuchsbau.
Erwähnt ein Selbständiger, dass auch Beamte in Rentenkassen
einzahlen sollten, erhält er die knackige Antwort: "Bin ich für!" An
dieser Stelle verrät er seinen unangenehmen Stallgeruch, den er überall
verströmt, wo er auch immer auftaucht. Denn nicht nur deutsche Sprache ist für ihn
ein unüberwindliches Hindernis. Er weiß auch nicht so genau, was er daher
plappert, zumal er grundsätzlich zuerst redet und viel später denkt - sofern
man diesen fragwürdigen Vorgang überhaupt als Denkprozess bezeichnen darf. 1,9
Millionen Beamten würden ihn in der Luft zerfetzen, wenn er sie unisono zur
Rentenkasse bitten würde.
Panisch registriert man in Berlin, dass das Wahlergebnis
bei AFD von der gleichen Sendeanstalt auf 12 Prozent geschätzt wird, während
Herr Özdemir die neue Wahlprognose seiner Partei von etwas mehr als 7 Prozent
verdrängt. Auch Frau Merkel schielt auf eine schweigende Wählergruppe von 40
Prozent, die möglicherweise nicht so wählen könnte, wie sie sich das wünscht.
Hinter vorgehaltener Hand heißt es bei den Parteibossen, dass sich jene
„Unentschiedenen“ nicht in die Karten schauen lassen. Man befürchtet sogar,
dass sie zwar so tun, als würden sie sich für die Blockparteien entscheiden,
wenn es aber an die Urne geht, der AFD die Stimmen geben.
Auch Angela weiß sich, wie ihre Gegner auch, elegant zu
helfen, wenn es um Studiogäste in den Politveranstaltungen geht. Eigens
beauftrage „Casting-Unternehmen“ filtern jeden kritischen Frager heraus und
lassen nur parteikonforme Schwätzer zu. Wann und wie lange und an welcher
Stelle applaudiert werden muss, wird genau abgesprochen und signalisiert.
Natürlich ist auch ein Quoten-Querdenker im Publikum, das zuvor in Bussen zur
Sendung gefahren wird. Der darf dann auch einmal etwas Kritisches fragen, wird
aber sofort in die Schranken gewiesen, wenn es unangenehm werden sollte.
Schließlich soll die Sendung mit einem „positivem“ Ergebnis enden.
Wie sagte unser beleibter Peter Altmair so kernig? Lieber
nicht wählen, als der AFD eine Stimme geben. Das verschlug selbst der
Generalpfeife Oppermann die Sprache. Immerhin, fasst man die Talkshows und
Wahlkampfauftritte zusammen, stellen wir fest: Jeder Politiker kann alles,
jeder Politiker weiß es besser als der Gegner, und alle Politiker haben die
perfekte Lösung für ein starkes Deutschland. So gesehen werden wir von einer
genialen Geisteselite zu unserem Glück geführt. Hoch lebe die kollektive Wahrnehmungsverzerrung unserer politischen Wunderheiler, die den Gläubigen das
ihnen in der Wahlperiode zugesprochene Heil zuteil werden lassen.
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