"Das Vertrauen ist
gewachsen, wir starten optimistisch in die Verhandlungen", teilten
Vertreter der Parteien gut gelaunt mit. Nun ja, man weiß ja, dass es für
Verlierer unerträglich ist, wenn sie bei solchen Gewinner-Statements auch noch
lächeln müssen. Es braucht nicht viel Fantasie, um zu ahnen, unter welch
innerem Erfolgsdruck die Protagonisten stehen, dem Bürger ständig etwas
vorzumachen zu müssen.
Nach wochenlangen
Verhandlungen mit Minderheitsparteien, in denen FDP und Grüne ihre
unterentwickelten Muskeln haben spielen lassen, war abzusehen, dass weder die
mentale, noch die intellektuelle Kondition ausreichten, um die
geschäftsführende Kanzlerin niederzuringen. So ist das eben nicht nur in der
Politik. Auch beim Zehntausendmeterlauf auf dem Sportplatz können wir oft genug
beobachten, dass der eine oder andere Läufer wegen seiner Blasen, die er sich
in zu engen Turnschuhen zugezogen hat, in der letzten Runde entnervt aufgibt.
Erstaunlich dabei ist nur, dass sogar Sportler, die wegen Rempelns oder unfairer
Behinderung des Gegners aus dem Rennen genommen wurden, trotzdem so tun, als
hätten sie gewonnen.
Allerdings kam von unseren politischen Teilnehmern
keiner im Ziel an, was normalerweise dazu führt, dass der Zuschauer sein
Eintrittsgeld zurückfordert und Siegprämien nicht ausbezahlt werden. Nun ja,
jetzt steht die Wiederholung des „Sportereignisses“ an. Unsere Vereinsmatadore
aus der CDU, CSU und SPD hatten genügend Zeit, ihre geistigen Trainingsrückstände
aufzupolieren. Allein, ich bin skeptisch, ob es gelungen ist. Neu am Start, der
vor Kraft strotzende Söder, dessen Platzierungs-Chancen man noch nicht
einschätzen kann, er gilt als Geheimtipp, zumal man ihm jeden miesen Trick
zutraut, um ganz vorne mitzumischen.
Ich will ja nicht hetzen. Während engagierte Sportler
sich die Illusion maximaler Leistungsfähigkeit mittels harter Arbeit erkämpfen,
ist jene Illusion bei Politikern genetisch angelegt. So oder so, ob beide ohne
Schaden zu nehmen das Ziel erreichen, steht vor jeder neuen Saison in Frage.
Schon deshalb bin ich der Meinung, dass Politiker und Sportler sich dann zur
Ruhe setzen sollten, solange die anderen noch schade sagen. Obwohl, wenn ich es
mir recht überlege, so richtig fehlen würde mir aktuell niemand.
Im Falle neuerlicher Sondierungen muss man leider
konstatieren, dass es nur in ganz seltenen Fällen vorkommt, dass einer unserer
Politrecken den Rücktritt rechtzeitig vollzieht, die meisten sind längst schon
drüber, wie man im Ruhrgebiet sagen würde. Deshalb werden wir Bürger wieder
einmal im Stadion sitzen und hoffen, dass wir endlich einmal
Hochleistungspolitik bewundern dürfen. Jedenfalls haben die Wettbüros schon
geöffnet. Favoriten sind Schulz und Merkel, in der Umgangssprache zwei lahme
Gäule, von denen nicht viel zu erwarten sein dürfte. Im Falle des roten
Rennpferdes Martin, ist die Quote dermaßen im Keller, dass im
unwahrscheinlichen Falle seines Sieges mit einer enormen Gewinn-Ausschüttung zu
rechnen ist. Um was es sich aber dabei handelt, wissen nur wenige.
Allerdings dürfen wir jetzt schon sicher sein: In
einer neuen Koalition werden die Linken darauf achten, dass beim Regieren nicht
alles mit rechten Dingen zugeht. Damit ist sichergestellt, dass es in einer
rot-schwarzen Regierung zugehen wird wie in einer verfahrenen Zwangsehe. Keiner
wird sich um einen soliden Haushalt kümmern. Kinder werden, wie schon jetzt, sich
selbst überlassen. Die an deutschen Krückstöcken humpelnden Großeltern weiterhin
mit einem schmalen Budget versorgt und die kränkelnde deutsche Verwandtschaft
soll gefälligst sehen wo sie bleibt.
Die grünen, blauen und
gelben Konkurrenten dürfen zwar bei den Vorläufen nicht mitmachen. Tut aber
nichts zur Sache. Jedenfalls ist damit zu rechnen, dass sie sich nach dem
Wettkampf an den gut gefüllten Futtertrögen wieder vom Zuschauen erholen können.
Ich werde am TV, bei Rotwein und einem Schälchen Nüsse, dem sportlichen
Wettkampf der besten Looser mit amüsiertem Interesse beiwohnen.
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