Man könnte die ketzerische Frage stellen: Was hat
Literatur mit Martin Schulz zu tun. Eine ganze Menge! Immerhin war er einmal
Buchhändler. Doch auch in diesem Berufsfeld war er offenkundig kein Experte,
denn anderenfalls hätte er sich bei seiner politischen Arbeit berühmter Dichter
und Denker sowie deren Dramen und tragischen Helden besonnen.
Nichts trifft auf den obersten Parteigenossen genauer
zu als das Lied von Friedrich Schiller, der einem Spitzbuben namens Muley
Hassanden bei der Verschwörung des Fiesco zu Genuaden den verbitterten Satz
unterjubelte: „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen.“
Nicht nur Schulzens überhebliche Attitüden bei der Kreation wuchtig klingender
Schlagzeilen und markig vorgetragenen Zielvorstellungen waren die Sargnägel
seiner Karriereambitionen für die Vize-Kanzlerschaft. Nun ja, wenn man es genau
nimmt, spielen bei dem unrühmlichen Ende auch in unserer heutigen Zeit dunkelhäutige Migranten eine
gewisse Rolle .
Schillers
Figur war kein griesgrämiger, bittertöpfiger Erfüllungsgehilfe gewesen, der
irgendjemandem zu Gefallen etwas Gutes tat. Er handelte auf seine eigene,
übertriebene, nicht einschätzbare, manchmal sogar Welt umstürzende Rechnung, in
der Annahme, dass sie am Ende aufgeht. Bei Schulz ist es ganz ähnlich. Die
Gewitterwolken sind aufgezogen, im Hintergrund donnert es schon und er ahnt,
dass er gehen muss. Und dennoch tritt er tapfer vor die Mikrophone und
beschwört den Endsieg der SPD. Indes, der Wähler winkt müde ab und seine
Genossen werden ihm keine Chance mehr geben. Siegessicher hat er den Mund zu
voll genommen. Zu oft und zu schnell hat er sein Wort gebrochen, zu einfältig
waren seine Visionen und Ankündigungen.
Nun geht es in die Endrunde
der Koaltionsvereinbarungen, dessen Ergebnis wenige Stunden vor dem Abschluss
niemand einschätzen kann. Es nützt auch nichts, wenn in machiavellistischer
Manier ständig gute Botschaften verbreitet werden. Längst ist klar, auf dem
Mist des Chefverhandlers sind die vielen, kleinen Fortschritte nicht gewachsen.
Und selbst wenn, was für die SPD jedes Mal als bedeutsamer Durchbruch verkauft
wird, ist das Ergebnis das Papier kaum Wert, auf das es geschrieben wird. Denn
Schulzes schwer erkämpfte Zukunftsprojekte sind nicht mehr als halbreife Äpfel,
die er dem Bürger als saftige Wassermelonen verhökern will.
Der Begriff "Leuchtturm
der Bildung" steht exemplarisch für eine ausgehandelte Petitesse.
Digitalisierung! Auch so ein beeindruckend wirkender Terminus. Das geplante
Investitionsvolumen von fünf Milliarden Euro reicht nicht einmal fürs Verlegen
der Glasfaserkabel in die Schulen aus. Für die Sanierung der Bausubstanz
deutscher Schulen wären alleine 100 Milliarden Euro nötig. Noch lächerlicher
ist die Unterstützung der Häuslebauer mit Kinder. Da soll es 1.500 Euro als Bau-Anreiz
geben. Nun ja, dafür bekommt ein Bauherr gerade mal sieben Quadratmeter Fliesen
fürs Badezimmer, ein triftiger Grund, sofort den Bagger für den Aushub zu
bestellen.
Und wieder kann man
hinsichtlich der SPD ein weiteres Gedicht von Schiller als Metapher zitieren.
Die Bürgschaft: „Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich Damon, den Dolch im Gewande.“
Was der junge, rote Wilde Kevin Kühnert angezettelt hat, ist nicht nur an der
Basis angekommen. Man darf vermuten, dass inzwischen auch die Bosse an der
Führung im Falle eines Koalitionsabschlusses bereits geschliffene Messer unterm
Jackett tragen. Keine Spezies ist gefährlicher, intriganter und schäbiger als
Parteifreunde, wie man weiß. Die Frage ist nur, ob er wie einst Cäsar rufen
wird: „Auch du meine Tochter Nahles…“
Nicht nur Friedrich Schillers
Werke, auch eine Geschichte des spanischen Poeten Miguel de Cervantes lässt
sich als bedrohliche Metapher auf unseren allseits unbeliebten Schulz anwenden.
Schulz gleicht zurzeit eher Don Quijote, dem Ritter von der traurigen Gestalt.
Wochenlang zog er auf seiner Rosinante gemeinsam mit dem wohlgenährten Sancho
Panza, genannt Nahles – die Speerspitze, - durch die Gegend und rannte gegen
Windmühlen an. Dem Spanier, geschützt durch einen Helm aus Pappe und einer Rost
zerfressenen Ritterrüstung, erschienen die Windmühlen als gefährliche Riesen.
Wie die Geschichte von Cervantes ausging? Am Ende eilen der Barbier und der
Dorfpfarrer herbei, unterstützt von einem Kanonikus, die den armen Don Quijote
überlisten und im Käfig auf einem Ochsenkarren in seine Heimat nach Würselen
zurückbringen.
Völlig gleichgültig, wie die
Verhandlungen in Berlin enden, Schulz wird dabei keine Rolle mehr spielen.
Schon jetzt kann man an seiner Körpersprache und an seinen Statements erkennen,
dass seine aufgesetzte Strahlkraft und seine gespielte Dynamik erloschen ist.
Es naht der Tag der Entscheidung. Schulz weiß, was auf ihn zukommen wird, auch
wenn er sich redlich bemüht, sich sein Ende nicht anmerken zu lassen.
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