Wie war das doch gleich? „Mit Hartz IV hat jeder, was
er zum Leben braucht. Jens Spahn, der zukünftige Gesundheitsminister hat sich symbiotisch
im intellektuellen Niemandsland der CDU eingeführt. Ich wills mal so sagen: Wer
mit der pekuniären Ausstattung eines Ministers ausgestattet ist, scheint mir
geradezu prädestiniert zu sein, alleinstehenden Müttern ohne Job, bejammernswerten
400-Euro-Rentnern oder mittellosen Bürgern zu erklären, wie sich Hartz-IV-Empfänger
gefälligst zu fühlen haben. Anders ausgedrückt. Da hat sich die CDU beim Hobeln einen gewaltigen Spahn
eingefangen.
Nun ja, unsere Polit-Elite scheint ohnehin keinen
echten Zugang zur Realität zu haben. Bei der Zuteilung der Armut, kommt unser Jens
natürlich nicht in den Genuss der Möglichkeiten des real existierenden Elends. Doch trotz dieses Mankos kann er sich als Politiker genau in die Gefühlslage jener Menschengruppe einfühlen, die sich bei den Tafeln bedienen müssen. Wieder einmal beweist sich: Minister und Abgeordnete sind immun gegen das Volk und vor allem immun gegen die Ärmsten. Anstatt
einmal MIT den Betroffenen zu reden und sich kundig zu machen, redet er ÜBER
sie. Spahn, mit reichlich Zynismus gesegnet, scheint zu glauben, dass die Leute nur deshalb zur Tafel
gehen, um Geld sparen. Vermutlich wollen sie ein Auto kaufen.
Obwohl dieser professionelle „Gutschwätzer“ noch nicht
einmal im Amt ist, sorgt er in vorauseilender Unbeliebtheit für massive
Proteste einer ganzen Bevölkerungsgruppe. Schneller als er hat es kaum ein
Kabinettsmitglied geschafft, sich den Zorn der Wähler zuzuziehen. Ein weiterer Nachweis
für die gelebte Überheblichkeit einer Kaste, die sich bereits vor der
Einführung ins Kabinett disqualifiziert. Doch nicht nur das, er bricht gleich einen
zweiten Rekord. Schon vor seiner Vereidigung fordern oppositionelle Kräfte den
Rücktritt vor dem Antritt. Selbst die Generalsekretärin Kramp-Karrenbauer fühlte
sich bemüßigt, ihren Parteifreund zu rügen.
Niemand müsste in Deutschland hungern, wenn es die
Tafeln nicht gäbe", so erklärte der CDU-Sophist in einem Interview. Er
scheint in seinem geistigen Tiefflug völlig verdrängt zu haben, wer die
Notwendigkeit von über 900 Tafeln in Deutschland zu verantworten hat. Ich kann
mir auch nicht vorstellen, dass der schwule Spahn gemeinsam mit seinem
Lebensgefährten jemals versucht hat, mit 2 Euro 70 pro Tag ein Kind zu ernähren.
Das klappt noch nicht einmal mit einem Schäferhund. Sollte er aber nur versucht
haben, einer breiten Bevölkerungsschicht eine Wahrnehmung zu suggerieren, hierzulande
sei alles „paletti“, darf man seine Darstellung getrost als abgefeimte Verwässerung
der Tatsachen bezeichnen.
Solange Abgeordnete und Minister nicht unter Androhung
von schwerer Strafe auf das Allgemeinwohl verpflichtet werden, ist auch nicht
damit zu rechnen, dass sie konsequent die Interessen des ganzen Volkes vertreten.
Aber dieser Spahn ist nicht der Einzige, der in der Lage ist, kaum erträgliche
Dummheiten in Kameras und Mikrofone zu blasen. Auch Lindner neigt zur
Verniedlichung. „Natürlich kann man von Hartz IV leben. Sicher befinden sich
Hartz-IV-Empfänger nicht in einer "Lebenssituation, die man als
komfortabel bezeichnen kann.“ Da bleibt selbst dem herkömmlichen Bürger die
Spucke weg.
Die Tafeln mit ihren sozialen Helfern gibt es nicht,
weil unser Wohlfahrtsstaat so arm dran ist, sondern weil wir eine Sozialpolitik in
unserem Land betreiben, die das Wort „sozial“ nicht verdient. Kinder- und
Altersarmut, Demütigungen in Ämtern, Existenzängste und Hunger sind real - oft
nicht trotz, sondern wegen Hartz IV. Und dennoch scheinen sich so einige
profilneurotische Politiker berufen zu fühlen, ältere Menschen,
Alleinerziehende, Zurückgelassene zu verhöhnen. Im Klartext: Die Politik wälzt ihre Verantwortung an freiwillige Helfer und soziale Organisationen ab, weil's so wundervoll funktioniert und so bequem ist. Dann schiebt man einen knackigen Satz hinterher. Und schon ist alles bestens?
Wollen wir doch einmal den Tatsachen ins Auge sehen: Regelsätze für Hartz IV sind mit großem Engagement klein gerechnet
worden und eindeutig politisch gewollt, werden aber den Menschen als Wohltat
verkauft. Ich für mein Teil muss die geistige Armut und die ungeheure Infamie
unserer Wohltäter und deren verkümmerten Synapsen verkraften. Aber dafür
werde ich leider nicht entschädigt.
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