Gladiatoren im antiken Rom waren Berufskämpfer, die in
öffentlichen Schaustellungen gegeneinander antraten und bis zum bitteren Ende
dem Gegner den Garaus machten. Da Gladiatorenkämpfe beim römischen Volk äußerst
beliebt waren und man sich aufs Beste Weise dabei unterhalten konnte, hat Caesar
die Spiele geradezu prachtvoll inszeniert.
So berichtete Gaius Suetonius Tranquillus: „Der
Maximus veranstaltete während der Gladiatorenspiele, Theateraufführungen mit Schauspielern
aller Sprachen, die durch alle Stadtviertel zogen. Begleitet wurden die
Spektakel mit Zirkusvorstellungen, Athletenkämpfen und Seegefechten.“ Brot und
Spiele, sie haben schon immer das unzufriedene Plebs beruhigt.
Der einzige Unterschied, der zu den damaligen Spielen besteht,
sind die Protagonisten. Heute treffen im Plenum des zivilisierten Diskurses soziopathische
Sturköpfe, neurotische Besserwisser, realitätsferne Armleuchter und
hinterhältige Schurken aufeinander. Neudeutsch – Parteimitglieder und ihre
Anführer. Sie werden von ihren jeweiligen Anhängern frenetisch angefeuert, liegen aber gleichzeitig auf der Lauer, dass ihrem Anführer ein dummer Fehler passiert.
Die
Schiedsrichter – man nennt sie heute Moderatoren, Politik-Experten und Meinungsbildner,
sie vergeben die Punkte und halten Benotungstäfelchen in die Luft. Die aus der
Ferne angereisten Berichterstatter (Schauspieler), bringen beinahe wie einst Pheidippides bei
Marathon, die frohe Kunde des Sieges. Der Bote von damals brach tot
zusammen. Die Berichterstatter dagegen belassen
es heute beim harmloseren Lügen.
Seit 14 Tagen wird das ganze Land mit einer nervenaufreibenden
Veranstaltung unterhalten, die seinesgleichen sucht. Normal denkende Menschen
mit sozial erwünschen Verhaltensweisen und einigermaßen akzeptablen Umgangsformen
können nicht mehr nachvollziehen, was sich in der politischen Arena abspielt,
ganz zu schweigen davon, dass jeder Akt, jede Finte, jeder Angriff mit dem
Gefühl endet, dass sie -, die Zuschauer, beschissen wurden. Die tobende Menge
wartete darauf, dass sich die Kämpfer im Vorprogramm gegenseitig die Gurgel
durchschnitten und das Gemetzel einen Sieger hervorbrachte.
Horstus Lacus Vestibulus – zu Deutsch - Seehofer trat mit
dem Gladio (Kurzschwert) gegen Angela Mercula, eine wehrhafte Walküre, bewaffnet
mit dem Pilum (Wurfspeer) an. Und da Horstus das blonde Kampfmonster aus dem
Norden noch nie leiden konnte, ging er mit Verve und Gebrüll auf sie los. Im
Verlaufe des tobenden Kampfes und im Angesicht des überlegenen Sieges setzten
die Gegner alles ein, was das Waffenarsenal der Semantik, der Deutung, der Sichtweisen,
der Überzeugungen und Täuschungen hergab. Es ging um die Trophäe der Vorherrschaft
über ein umstrittenes „regularium europaeicum“. Während bei den Seespielen in
der Arena reihenweise Negersklaven über Bord gingen, die sich zu retten
versuchten, droschen Mercuala und Horstus Vestibulus mit Schild, Schwert und Morgenstern
aufeinander ein, während das Gefolge aus dem eigenen Lager schon mal das
Festmahl vorbereitete.
Doch bei dem Schaukampf drohten weitere Gefahren. Es
galt beim Zweikampf, sich einerseits die Neger vom Hals zu halten, ohne dabei im
Kampfgetöse als inhumane Schlächter dazustehen, andererseits seine eigene Haut
zu retten. Die Fatalität bei dieser Auseinandersetzung bestand allerdings darin,
dass der große, bajuwarische Kämpfer von seinem tückischen Gefolge nur so lange
unterstützt wurde, so lange es den Anschein hatte, zu obsiegen.
Der „circus maximus“ entwickelte sich im Verlaufe der
Auseinandersetzung zu einem geradezu kindischen Schauspiel, bei dem der
Zuschauer wahrlich keine Lust mehr hatte, der einen oder der anderen Partei zu
applaudieren oder gar zuzujubeln. Im Gegenteil, der Zweikampf wurde von wütenden
Pfiffen, abfälligen Zurufen und wütenden Buh-Rufen begleitetet. Man vermisste
Mut, Weitsicht und gute Strategien, man entbehrte bei den Kontrahenten die
Fähigkeiten, Fairness und Respekt walten zu lassen.
Als dann der Bajuware den Schwanz einzog und trotzdem so
tat, als wolle er Angela der Walküre den Garaus machen, verließen die zahlenden
Zuschauer frustriert die Arena. Die Gladiatoren vollführten einen lächerlichen Affentanz,
der zwar vollkommen unblutig endete, die gegenseitige Abneigung vermutlich aber
in Hass und unüberbrückbaren Hass münden dürfte. Ob die Bürger jemals wieder
Gladiatorenkämpfe mit Horstus Lacus Vestibulus und Angela Mercula ernst nehmen,
das wage ich zu bezweifeln. Sie sind beim Volk in Ungnade gefallen.
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