Direkt zum Hauptbereich

Angela Merkel wirft das halbe Handtuch

Heute morgen ging es über die Ticker. Angela Merkel, unsere Bundeskanzlerin wird sich für den Parteivorsitz nicht mehr bewerben. Ihre Reaktion auf die Wahlniederlage in Hessen und dem Verlust von mehr als 11 Prozent scheinen die Alarmglocken im Kanzleramt unüberhörbar zum klingeln gebracht haben. Nun ja, viele ihrer Parteifreunde werden sich heimlich die Hände reiben. 




Leichen pflastern ihren Weg, so könnte man, ganz nach dem Italowestern aus den 60er Jahren, die Alleinherrschaft unserer Kanzlerin beschreiben. Innerhalb von 12 Jahren hat sie vor allem Männer aus dem Weg geräumt, Männer, die ihr komisch kamen, ihr gefährlich werden konnten oder überflüssig wurden. Gewiss, manche von ihnen hatten nicht einmal das Niveau von Blockflöten, dennoch, unter den 10 namhaften Opfern war auch der eine oder andere Hochkaräter dabei.

Helmut Kohl, Laurenz Meyer, Edmund Stoiber, Roland Koch, Christian Wulff, Günther Öttinger, sie alle erlitten aufgrund hinterfotziger Partei-Charaden bittere Schicksale. Auch Friedrich Merz zählte seinerzeit zu den taktischen Bauernopfern. Auch wenn die Parteiraison eine der wesentlichen Bestandteile für Stabilität einer Partei darstellt, braucht man nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, dass einige der Geschmähten rachlustig auf der Lauer liegen. Manche seit mehr als zehn Jahren.

Die Zeit scheint für einige der CDU-Krüppel gekommen zu sein. Das hessische und bayerische Wahl-Erdbeben hat es möglich gemacht. Merkel spürt jetzt nicht nur den heißen Atem der ehemals Gedemütigten, sie muss auch mit dem Zynismus und der Scheinheiligkeit ihrer Parteifreunde fertig werden. Wie formulierte Seehofer (CSU) vor der Kamera: „Es ist schade, dass Angela nicht weitermacht.“ Das innere Wolfslächeln steht ihm in Form von Genugtuung für „entgangene politische Freuden“ auf die Stirn geschrieben.     

Mit der hessischen Wahlklatsche fühlt sich nicht nur die bayerische Niederlage halb so schlimm an, auch die klammheimliche Schadenfreude lässt sich nun bei Weißwurscht und Brezn entspannter auskosten. Doch ausgestanden ist der Erdrutsch nicht. Angela Merkels Rückzug ist erst der Anfang. Es steht aber noch zu befürchten, dass Merkel spätestens zum Ende der Legislaturperiode Deutschland und die CSU noch einmal bestrafen will. Die Hiob’sche Heimsuchung könnte Kramp-Karrenbauer heißen.

Auch Jens Spahn, Gesundheitsminister seines Zeichens, bereitet sich auf den Kanzlerabgesang mit geschliffenem Messer vor, den Frau Merkel heute zum Ende ihrer Amtszeit angekündigt hat. Wenn er da mal nicht die Rechnung ohne den Wirt gemacht hat. Denn es gibt außer Krampf-Karrenbauer auch noch Armin Laschet als möglicher Aspirant, mit dem er noch vor wenigen Wochen nicht gerechnet, und dessen Fähigkeiten seinem Namen entsprechen. Lasch eben..

Die Schlangengrube der CDU birgt noch allerhand Überraschungen weitere Überraschungen. Wie Phoenix aus der Asche, so erfolgt gerade die Wiederauferstehung des Friedrich Merz, als aus dem Kanzleramt verlautbarte, das Kanzlerin Angela Merkel im Dezember nicht mehr für den CDU Vorsitz kandidieren will. Die Ergebnisse der Hessenwahl haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Nicht einmal eine Nacht war vergangen, schon kursieren die ersten Namen für die Nachfolge im Parteivorsitz. Ein Wolf im Schafspelz, konservativ, gerissen, kompetent, ein Erzkonservativer, der den Sozialdemokraten das Fürchten lehren könnte.

Friedrich Merz, der 1998 bis 2000 und von 2002 bis 2004 das Amt des Parteivorsitzenden der CDU innehatte, trat in diesem Herbst plötzlich aus dem Dunstkreis seiner Wirtschaftskarriere wieder in Erscheinung und meldet seine Ambitionen an, das Ruder des schwer dahindümpelnden Seelenverkäufers CDU zu übernehmen. Man kann ihm die klammheimliche Freude schon von weitem ansehen, wurde er doch von der Kanzlerin höchstselbst entsorgt. Er hat also noch eine alte Rechnung offen.

Merz wollte damals eine Steuerreform auf einem Bierdeckel entwerfen. Er galt als Wirtschaftsexperte und rhetorisches Goldstück der Union. Als er sich anschickte, den Machtkampf mit seiner Parteichefin zu suchen, wurde ihm. Zum Verhängnis wurde ihm allerdings CSU-Chef Edmund Stoiber, der nach der verlorenen Bundestagswahl 2002 Angela Merkel unterstützte und Angela zur Mehrheit für den Fraktionsvorsitz von CDU und CSU verhalf.

Dass Angela schwer angeschlagen ist, jetzt und das Handtuch wirft, und ein Amt aufgibt, das für sie bislang untrennbar mit der Kanzlerschaft in einer Hand sein musste, darf man getrost als Einsehen in die Unvermeidlichkeit werten. Dem Himmel sei für ihren Rückzug gedankt.

In der Tat, der CDU täten politische Hochkaräter der gesamten politischen Landschaft gut. Dennoch, es beißt die Maus den Faden nicht ab, im Augenblick setzt sich das politische Führungspersonal der nicht mehr etablierten Parteien überwiegend aus Dilettanten zusammen. Die Frage ist daher erlaubt, ob es nicht längst zu spät ist, signifikante Änderungen herbeizuführen. Wenn man seinen Blick nach links wendet, wird es auch nicht gerade heller, eher zappenduster.

Den derzeitigen Zustand der SPD kann man eher mit einer fußballerischen Gurkentruppe vergleichen, die gegen eine Bundesligamannschaft antreten müsste. Kaum anzunehmen, dass sich die Roten in den nächsten Jahren noch einmal berappeln. Da hilft nicht einmal das Auswechseln des Cheftrainers. Deutschland wird sich daran gewöhnen müssen, unter einer grünen Bevormundungspartei noch viele Jahre leiden zu müssen. 


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

120 Migranten in Oberbayern - oder der Fluch der guten Tat

Um ein Haar hätte ich mich von der eigenen Häme übermannen lassen, als ich heute Morgen den „MERKUR“ aufgeschlagen und gierig die Headline des Schock-Artikels gelesen habe: "Wütende Proteste am Dorfrand gegen ein geplantes „Containerdorf.“ Das unvermeidliche "Naturereignis Flüchtlinge" trifft nun auch Bairawies mit der geballten Wucht einer abstrusen Migrationspolitik. Bairawies, ein Ortsteil von Dietramszell, eine oberbayerische Dorfgemeinde vor den Toren Münchens gelegen, darf man mit Recht als oberbayerisches Kleinod bezeichnen. Der beschauliche Ort, an einem kleinen Badesee gelegen, steht wie kein anderer Ort für die Postkartenidylle Bayerns. Inmitten lieblicher Landschaften, dort wo die Berge am schönsten, die Wiesen am saftigsten, die Blumenkästen auf den Balkonen die buntesten und der Bayer am bayrischsten ist, bahnt sich Ungemach an. Ausgerechnet in einem Ort, umzingelt von Seen und Wäldern, Wiesen und Kühen, in dessen Gemeinde die Luft kuhstallgeschwängert di...

Claas Relotius – Grüner Wahlkampfstratege eines politischen Influencers

Nun kann ja niemand ernsthaft behaupten, Influencer sei ein Beruf, wenngleich sich Legionen junger Menschen einer solchen „Berufung“ zuwenden. Es gilt bei diesem „Berufsbild“ die Formel: Je stärker die Ausprägung eines intellektuellen Mangelsyndroms, desto größer die Anziehungskraft für eine Tätigkeit, die keine Qualifikation erfordert und selbst den hoffnungslosesten Dilettanten ernähren kann. Nichtsdestoweniger sollten Influencer, ob nun männlich oder weiblich, zwingend einige Bedingungen erfüllen, um erfolgreich zu sein. Man muss reisefreudig sein, über ein neurotisches Über-Ego mit narzisstischer Selbstüberschätzung verfügen und sich überdies optisch signifikant von Ricarda Lang oder Anton Hofreiter abheben. Der Grund liegt auf der Hand. Für Hersteller erotischer Unterwäsche oder atemberaubender Bademoden beispielsweise, sähen die Umsatz- und Ertragsperspektiven der beworbenen Unternehmen ziemlich düster aus. Würden sich die Genannten mit Dessous von "La Perla" oder mit...

Haus-Durchsuchungsorgien und Beleidigungsanzeigen – das neue politische Geschäftsmodell

Nicht nur die im Absturz befindlichen Ampelkoalitionäre, sondern auch Politiker unserer sogenannten christlichen Parteien ergehen sich in jüngster Zeit in Beleidigungs- und jämmerlich wirkenden Herabwürdigungsanzeigen, ganz so, als gäbe es an deren Selbstwertgefühl noch irgendetwas zu retten. Eine beispiellose Welle von Polizeieinsätzen wegen geradezu lächerlicher Verunglimpfungen und kritischer Äußerungen schwappt durchs Land. Unsere „politischen Influencer und Popstars“ scheinen sich derzeit nur noch auf die wirklich bedeutsamen und fundamentalen Themen zu konzentrieren. Überbordende Clan-Kriminalität, Friedensvermeidungsstrategien mit Putin, Abschaffung des Klimas, Energie oder Inflation sind nicht mehr prioritär und gehören nicht dazu. Das neue Betätigungsfeld missverstandener Polit-Eliten heißt Strafanzeigen, Beleidigungsklagen oder Befindlichkeitsprozesse. Das Engagement zur Bewältigung von Regierungsaufgaben scheint mehr und mehr zu einem Nebenerwerbsjob zu mutieren. Es gibt Wic...