Dieses Mal sind es nicht die Flüchtlinge, dieses Mal
könnte North Stream ein neues Milliardengrab werden. Beide Ereignisse werden Deutschland an
den Rand des Ruins treiben. Wieder einmal hat Angela die politischen und
gesellschaftlichen Folgen ihrer Entscheidungen völlig falsch eingeschätzt und
dürfte nun das Waterloo ihrer Politik erleben.
Am Donnerstag erhielt das Kanzleramt die überraschende
Nachricht, dass die Franzosen sich gegen das wohl teuerste deutsche Projekt
stellen und das, obwohl Angela Merkel und Emmanuel Macron mit großem Brimborium
am 22. 01. 2019 im Aachener Krönungssaal den Freundschaftsvertrag erneuerten.
Macrons 180-Grad-Kehrtwendung muss für unsere Kanzlerin wie ein Schlag ins
Gesicht gewirkt haben, zumal sich die beiden Regierungschefs feierlich
versprochen haben, sich in allen wichtigen europäischen Wirtschaftsfragen
abzusprechen.
Das ging wohl in die Hose, genau wie ihr Alleingang,
die Grenzen für die Flüchtlinge zu öffnen. Mir klingt noch heute ihre
vollmundige Botschaft „Wir schaffen das“ in den Ohren. Frau Merkel allerdings
hatte nicht die geringste Ahnung, welche gesellschaftlichen Auswirkungen die
Grenzöffnung nach sich ziehen würde. Sie hat auch jetzt wieder nicht den
leisesten Schimmer, wie sie politisch agieren und das Kostenmonster in den
Griff bekommen könnte.
Auch wenn Frankreich und Deutschland im letzten
Augenblick eine Kompromissformel für den Weiterbau von North Stream 2 gefunden
haben, heißt das noch lange nicht, dass das deutsche Engagement auch
tatsächlich durchgezogen wird. Denn Trump macht auch vor weiteren Investoren in
Europa nicht halt, um das Projekt zu torpedieren. Gemeint sind die Allseas
Group mit Sitz in der Schweiz sowie das italienische Unternehmen Saipem aus der
Nähe von Mailand. Beide sind Auftragnehmer des Konsortiums und verlegen die
Pipeline mit Spezialschiffen.
Überhaupt hat Angela Merkel in den vergangenen drei
Jahren unter Beweis gestellt, dass sie besser die Finger von der Politik gelassen
und besser in der Küche für ihren Gatten Erbsensuppe gekocht hätte. Ihre
„mit-dem-Kopf-durch-die-Wand-Politik“ hat sie sich nicht nur halb Europa zum
Gegner gemacht, mittlerweile hat sie auch in der eigenen Partei Dutzende von
Gegner, die sie am liebsten zum Teufel wünschten. Jetzt macht sich auch noch
Häme breit. Ob Norbert Röttgen (CDU), Reinhard Bütigkofer (GRÜNE), Manfred
Weber oder Elmar Brok (CDU) lassen kein gutes Haar an Merkels halsstarrigen
Alleingängen.
Der amerikanische Präsident will das Projekt unbedingt
zu Fall bringen, zumal er sein Flüssiggas dringend auf dem EU-Markt verhökern
will. Im Streit um die Ostseepipeline setzen die USA deutsche Unternehmen
massiv unter Druck. Nachdem bereits Ende Dezember die Amerikaner den Deutschen Sanktionen
angedroht haben, schrieb der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell Anfang
Januar einen unmissverständlichen Drohbrief an deutsche Unternehmen. Der
Botschaftsbrief erreichte gleich mehrere deutsche Firmen, die mit dem
North-Stream-Konsortium Finanzierungsabkommen geschlossen haben, so etwa an
Investor Uniper und Wintershall.
Bis vor wenigen Tagen hatte Macron das gigantische
Projekt unterstützt. Dass er mit seiner plötzlichen Kehrtwendung unsere
Regierung völlig überrascht hat, liegt auf der Hand. Auf der anderen Seite hat
der Franzose wenig Grund, Merkel für irgendetwas dankbar zu sein. Die Kanzlerin
hat ihn mit vielen seiner Forderungen, etwa zu umfassenden Reformen der
Eurozone, abprallen lassen. Es dürfte Macrons nicht allzu schwergefallen sein,
Revanche im Fall bei Nord Stream zu nehmen.
Kritiker stört ohnehin, dass die Abhängigkeit Europas
vom russischen Gas zu groß sei, und das zu einem Zeitpunkt, an dem die EU
eigentlich gern klare Kante gegen Präsident Wladimir Putin zeigen will. Wasch
mich, aber mach mich nicht nass, das scheint das Motto einiger
Regierungsmitglieder zu sein, wenn es um das Verhältnis Russland, USA und
Deutschland geht. Einerseits will man das „Geschäft“ machen, andererseits
kneift man vor Trumps „America First-Politik.“ Auch hier ist es die Aufgabe von
Merkel, wenigstens das Nest der „ministeriellen Bedenkenträger“ von der
Wichtigkeit von North Stream 2 zu überzeugen.
Die Bundesregierung steht wegen der Gas-Pipeline in
Brüssel seit Langem unter Druck. Die viele EU-Staaten - allen voran die
Osteuropäer - lehnen das Projekt ab. Anstatt Merkel mit Fingerspitzengefühl und
Weitsicht die Pipline-Gegner auf Linie zu bringen, lebt sie mit ihrem
alleinigen Führungsanspruch plump und ohne jedes Feingefühl an den Kritikern
aus. Im Glauben, Europa sei ein einiges und starkes, politisches Gebilde, hat
sie unter vorsätzlicher Missachtung ihres eigenen Machtverlustes ihre Politik
allen anderen aufzwingen wollen.
Nichtsdestoweniger bleibt zu konstatieren, dass Merkel
mit ihrem empathiebefreiten Sturkopf immer wieder eine bemerkenswerte
politische Ungeschicklichkeit an den Tag legt, wenn es um existentielle
Entscheidungen zum Wohle Deutschlands geht. Ganz gleich, mit welchem
europäischen Regierungschef unsere Kanzlerin zu tun hat, keiner kann sie mehr
ertragen.
Längst hat sie sich völlig isoliert. Ob der Ungar, der
Italiener, der Österreicher, ob Theresa von der Insel oder der schleimende
Emmanuel, Angela agiert mit unterentwickelter Weitsicht und mit nahezu
unübertroffener Selbstüberschätzung, als sei sie das Maß aller Dinge. Bleibt zu
hoffen, das für uns Bürger North Stream 2 nicht eines Tages zur schweren
Hypothek werden wird.
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