Wie formulierte es der Journalist Michael Spreng
gestern in Plasbergs Schmierentheater „hart aber fair“ so treffend: Annegret
Kramp--Karrenbauer hat den Schuss nicht gehört. Die CDU hat nach seiner Ansicht
ein massives AKK-Problem, einer der wenigen Kommentare, die trotzdem ins
„Schwarze“ getroffen haben.
Bis ins Mark beleidigt, weil ein mäßig begabter
Schwätzer unter perfekter Anleitung einer Medienagentur zum Wahlboykott der
Altparteien aufrief, ließ uns AKK wissen, was in Wahrheit in ihrem autoritären
Kopf vorgeht. Sigmund Freud beschreibt in seiner Psychoanalyse unbeabsichtigte
Handlungen und sprachliche Äußerungen, die man gemeinhin als „Versprecher“,
„Verhören“, oder „Versehen“ bezeichnet, als Vorgang mit tieferem
Wahrheitsgehalt, die bezogen auf die unbewusste Ebene durchaus Sinn ergeben.
Gesagt ist gesagt, und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch so gemeint.
Jetzt echauffiert AKK sich darüber, dass ein Youtuber
seine Meinung äußert und dazu aufgerufen hat, weder die CDU/CSU, noch die SPD
oder die AfD zu wählen. Die von den Grünen lancierte Botschaft ist bei knapp 10
Millionen Followern wohl angekommen. Anlass für AKK -, mit Blick auf das
desaströse Wahlergebnis bei der Europawahl -, den renitenten Kids so richtig
mal die Wahrheit zu sagen. AKK-Zitat: "Was wäre eigentlich in diesem Lande
los, wenn eine Reihe von, sagen wir, 70 Zeitungsredaktionen zwei Tage vor der
Wahl erklärt hätten, wir machen einen gemeinsamen Aufruf: Wählt bitte nicht CDU
und SPD. Das wäre klare Meinungsmache vor der Wahl gewesen."
Ach sieh mal an…! Sehen wir einmal davon ab, dass man ziemlich
dämlich sein muss, vor Kameras und Journalisten, einem Millionenpublikum vor
der TV-Geräten zu drohen, über die Freiheit der Meinungsäußerung in der Partei
nachdenken zu wollen, scheint ihr unser Grundgesetz schnuppe zu sein, wenn es
der Partei ans Leder geht. Liebe AKK…, die Kiddies dürfen das! Die Redakteure
übrigens auch. Wenn sie aber kritisiert werden, wollen die Herrschaften auf der
politischen Bühne nicht damit leben, geschweige denn, eigenes Handeln zu
hinterfragen.
Da kommen aus braunen Zeiten böse Erinnerungen auf. Im
Gleichschritt - Marsch...! Wählt uns, wir sind das Tor zum Glück! Alles andere
wäre Staatsuntergrabung. Die Idee, über Meinungsregeln und Meinungshoheit
nachzudenken, hat sie ans falsche Publikum gerichtet. Den Vorwurf sollte sie,
wenn überhaupt, an die politische Spitze der Grünen richten, die dank Rezos
Hilfe AKK ein echtes Kuckucksei ins Netz gelegt hat. Doch die eigene
Schlichtheit hat verhindert, diesen Zusammenhang zu durchschauen.
Ich will's mal so sagen: Wenn die CDU in der
Vergangenheit Heino, den blonden Volksbarden für ihre Wahlzwecke vorgeschoben
hat, oder heute Supersportler, Schauspieler oder Buchautoren als Vorzeigewähler
in ihre Kampagnen wegen ihrer hohen Popularität einspannen, um Stimmen zu
fangen, hat das natürlich mit Meinungsbeeinflussung absolut nichts zu tun. Oder
etwa doch? Was, bitte, geht nur in einem Politikerhirn vor, frage ich mich.
Wenn im Minutentakt Politiker ohne Rücksicht auf Verluste in Wahlsendungen
auf den Bürger eindreschen, man könnte diese verbalen Anschläge durchaus auch
als Agitation, Lenkung oder Indoktrinierung verstehen.
Noch jämmerlicher ist die Tatsache, wenn AKK sich fünf
Minuten später bemüsigt fühlt, ihren synaptischen Totalausfall richtig zu
stellen, weil sie plötzlich die volle Breitseite aus allen
Bevölkerungsschichten einstecken muss. Sofort legte sie sich ins Zeug, um
richtig zu stellen, dass die Meinungsfreiheit ein hohes Gut sei und sie nicht
richtig verstanden wurde. Nun ja, manchmal ist Denken Glücksache, aber das ist,
wenn man verfolgt, wie unsere Politiker agieren, nichts Überraschendes.
Und dann ging es munter weiter: Weiter ging es so
munter wie unbedarft: „Und die Frage stellt sich schon mit Blick auf das Thema
Meinungsmache, was sind eigentlich Regeln aus dem analogen Bereich und welche
Regeln gelten eigentlich für den digitalen Bereich, ja oder nein.“ Hä? Blackout
im Vorsitzendenhirn oder einfach nur blöde dahergebrabbelt? Nein, weder das
eine noch das andere. Das Volk mit unbequemer Meinung muss zur Raison gebracht
werden.
Wenn AKK oder Nahles (SPD) mit ihrem Jammern
ausblenden, dass sie selbst seit Jahren eine demokratisch gewählte Partei wie
die AfD nicht nur permanent diskreditieren, ausgrenzen, abwerten, im Bundestag
pöbeln und überdies Kraft ihres politischen Einflusses in TV-Sendern und in
Redaktionen dafür sorgen, dass eine konsequente Meinungsdiktatur gegen
sogenannte Populisten zur Pflicht geworden ist, hat das selbstverständlich auch
nichts mit Bürgerbeeinflussung zu tun.
Mehr kann man nicht falsch machen, als AKK nach einem
erfolglosen Wahlgang. Es ist geradezu jämmerlich, wenn Politiker glauben, dass
sie sich nicht richtig verstanden fühlen und dann mit wortreicher Verteidigung
ihr hirnloses Geschwätz mit semantischem Aufwand auf ein höheres, intellektuelles
Niveau anheben zu wollen. Es bleibt der gleiche Kokolores. Aber machen wir uns
nichts vor. Längst hat Heiko Maas bewiesen, was er von Meinungen hält, die
gegen die Parteien, die Regierung oder gar gegen ihn gerichtet sind. Das
Ergebnis können wir bei den Tausenden Sperrungen in Facebook nachvollziehen.
Offenkundig schrecken Parteibosse und Polit-Eliten
nicht davor zurück, ihre Macht, ihre Jobs und ihre Privilegien mit der
Monopolisierung von Parteien und Meinungsbildung zu verteidigen. Es scheint
beinahe so, als wünschte sich die Politik nur noch willfährige Idioten oder ein
abhängiges Prekariat als Wähler, weil nur mit diesen Unterbelichteten oder
Subalternen das erwünschte Wahlergebnis erzielt werden kann.
Korrekt - die oeffentlich rechtlichen behindern oder grenzen die AfD schein seit 2014 systematisch aus.
AntwortenLöschenAuch am Sonntag bei Anne Will: Fr Bearbok und 2 vertreter (2. Wahl) frueherer Volksparteien kommentieren das Wahlergebnis und die grösste Oppositionspartei im Bundestag ist nicht dabei