Der zweitgrößte Kommunikationsriese Huawei in China
steht unter Beschuss. Die USA verbietet ihren Firmen - insbesondere Google -, ohne besondere Genehmigung
Geschäfte mit dem Kommunikationskonzern zu tätigen. Zwar hat Huawei noch eine
Schonfrist von 90 Tagen, was aber nicht heißt, dass sich Verbraucher,
insbesondere Smartphone-Nutzer entspannt zurücklehnen können. Auch Millionen
deutscher Smartphone-Nutzer wird es treffen.
Die Kommentare der Moderatoren in den TV-Redaktionen
sowie in Deutschlands Presse zu dieser Entwicklung sind zu meist verharmlosend
und so nebulös formuliert, dass all die Smartphone-Besitzer der chinesischen
Marke nicht auf die Barrikaden gehen. Schließlich soll kurz vor den
Europawahlen nicht noch ein Fass aufgemacht werden, das sich schädlich auf die
Ergebnisse der Regierungsparteien auswirken könnte. Denn was den Gebrauch des
Smartphones angeht, da versteht der Deutsche absolut keinen Spaß.
Wie abhängig auch deutsche Kommunikationssysteme von
Huawei ist, verschweigt man lieber, zumal auch die gesamte 5-G-Technologie von
dem Chinesen dominiert wird und die USA in den nächsten Jahren nichts
Vergleichbares anbieten kann. Wer kann schon einschätzen, ob Trump, weil ihm
ein Furz quer sitzt oder Melania ihn von der Bettkante gestoßen hat, aus Frust seinen
Bann nicht auch auf europäische Unternehmen ausweitet und sämtliche
Handelsgeschäfte mit Huawei verbietet. Denn dann dürften sich die vollmundigen
angekündigten Digitalträume unserer Regierung in nächster Zeit im Dunst schöner
Versprechungen auflösen.
Was den von Trump angezettelten Handelskrieg und
insbesondere den vermeintlichen Blattschuss in Richtung Huawei angeht, hat sich
der US-Präsidenten, davon bin ich überzeugt, mit dem falschen Konzern angelegt.
Aber man muss es ihm nachsehen, denn wenn man wie er, das plötzliche Bedürfnis
hat, sich als Weltherrscher zu profilieren, weil der Stuhlgang wieder einmal
den Dienst versagt hat, dann benötigt man alternative Lustgewinne. Jetzt darf
Google sein Android-Betriebssystem weder auf Huawei-Geräten vorinstallieren,
noch Vorhandene updaten. Auch Apps wie Google-Maps, Youtube, G-Mail oder
Shopping entfallen, sollte nach 90 Tagen Trump sein Wirtschafts-Harakiri mit
Huawei fortsetzen. Aber vielleicht haben wir Glück, und er findet den Weg in
eine Apotheke, um sich mit Dulcolax zu versorgen.
Zwar rechtfertigt Trump seinen Angriff auf Chinas
Kommunikationskonzern mit Spionagevorwürfen, konnte aber bislang keinerlei
Beweise für einen begründeten Verdacht vorlegen. By the way…, was die
Aktivitäten der Geheimdienste der beiden Nationen angeht, dürften sie sich
beide nichts schenken. Deshalb - America first, dieser Slogan kann ihm und den
amerikanischen Unternehmen auf Dauer teuer zu stehen kommen. Trump reitet einen
bislang noch schmerzbefreiten Ritt auf einen scheinbar sicheren Sattel, der
aber sehr schnell zur Rasierklinge werden kann.
Denn die eigenen Digitalriesen wie Qualcomm, Intel,
Micron und sogar Apple beziehen für zig-Milliarden Dollar Huawei-Komponenten
und Teile, die bei einem Verkaufsboykott gegen USA ein wirtschaftliches
Desaster nach sich ziehen würde. US-Unternehmen wie beispielsweise Intel
könnten sich nicht nur ihre Chip-Produktion in die Haare schmieren, da Huawei
technisch und vom Knowhow die US-Riesen längst überflügelt haben. Ausbaden wird
den idiotischen Bann der Lieferant und der Verbraucher, sollten Internet,
Computer und Handelssysteme zusammenbrechen.
Demgegenüber ist der chinesische Digitalkonzern in der
Lage, innerhalb kürzester Zeit ein eigenes, und man darf annehmen, auch
leistungsfähiges Betriebssystem für die eigenen Geräte herzustellen.
US-Unternehmen wären keine Konkurrenz mehr, da die Chinesen die Systeme zum
Spotpreis in die Märkte puschen. Huawei-Chef Ren Zhengfei jedenfalls gibt sich
gelassen, denn er pflegt auch engen Kontakt zu Samsung. Und diese Tatsache
möchte ich lieber nicht zu Ende denken.
Europa sollte gewarnt sein. Dem amerikanischen
Verbraucher ist Trumps Entscheidung noch ziemlich egal, weil der Marktanteil
von Huawei-Phones nur knapp über 2 Prozent liegt. Hierzulande sieht es jedoch
ganz anders aus. Alleine im ersten Quartal verkaufte Huawei fast 60 Millionen
Handys. Die Käufer solcher Smartphones werden, sollte Trump ernst machen, in
die Röhre schauen. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.
Doch es gibt Hoffnung. Alleine mit Huaweis
Patenten eröffnet sich für den chinesischen Konzern die Möglichkeit,
maximalen Druck auf die USA auszuüben, sollte es Donald zu bunt treiben. Für
die Zukunftstechnologie 5G verfügt das Unternehmen über ein gewaltiges
Portfolio. Der Patentanalyse-Plattform IPlytics zufolge hält das Unternehmen
allein in diesem Bereich mehr als 11.000 Patente - und damit mehr als jeder
andere Kommunikationskonzern. Trump hat einen weiteren Beweis seiner
Profilierungsneurose geliefert. Ob sie bald zum Bumerang wird, dürfte sich bald
herausstellen.
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