Den Ideen der Parteien kurz vor großen Wahlen sind kaum
Grenzen gesetzt. Ach, was legen sich die Wahlstrategen ins Zeug, wenn sie unter
Sonnenschirmen in Parteifarbe – versteht sich -, Rosen oder Tulpen verteilen,
um Sympathiepunkte zu sammeln. Vermutlich haben die Chefs der Parteien in
geheimen Arbeitskreisen und wochenlangen Sitzungen mit ihren Werbeagenturen „brain
gestormt“, um dem Wähler mit kleinen Wahlpräsenten den letzten Kick zu
verpassen.
Der schwergewichtigen Wahlwerbetussi scheint ein Licht aufgegangen zu sein. Sie lächelt hinterlistig und wendet sich schnell einem Präsentkorb für widerspenstige Wähler zu. Sie drückt mir eine Schachtel mit Blümchenaufdruck in die Hand. Die Dame hat meine Neugierde geweckt und ich schaue nach. Grüne Kondome mit der Aufschrift: „AfD verhindern…“ Mir lag die Frage auf der Zunge, ob es alternativ auch Dildos für die Dame gäbe – vielleicht mit dem Aufdruck: Lust auf Grün. Ich habs mir gerade noch verkniffen, zumal mir die Dame körperlich weit überlegen war.
Wahl-Präsente der SPD an einem Parteistand |
Ich kriege schon Pickel, wenn mir am SPD-Stand glühende Sozialdemokraten
auflauern, um mir einen Kugelschreiber oder einen roten Luftballon in die Hand
zu drücken. Papierfähnchen und rote Papphütchen, auf dem das SPD-Logo weit
sichtbar zu sehen ist, gäbe es auch, aber in Anbetracht meines Alters verzichte
ich. Dann entdecke ich Flip-Flops für den heißen Sommer. Wenn man einmal davon
absieht, dass ich nichts dringender brauche, als ein paar SPD-Badelatschen,
wechsele ich hastig die Straßenseite. Immerhin habe ich Glück gehabt,
denke ich. Zu Zeiten Steinmeiers gab es vor der Wahl
"Hätte-Hätte-Fahrradketten", ob man nun einen Drahtesel hatte oder
nicht.
Kaum auf der anderen Seite der Straße, stelle ich fest, ich komme vom Regen
in die Traufe. Ich befinde mich just auf dem Weg zum Bäcker, schon stellt sich
mir ein militanter Christ in den Weg und will mich in ein Gespräch verwickeln.
Wahrscheinlich hat er in meiner Mimik deutliche Zeichen latenter
Merkel-Aversion entdeckt und gedenkt, mich notfalls mit einem Werbe-Toaster zu beglücken,
mit dem man CDU-Initialen ins Frühstücksbrot brennen kann. Mich
gruselt es bei dem Gedanken und eile weiter. Vermutlich glaubt der Parteistratege, dass
er mit einem CDU-TOAST meine Geschmacksnerven nachhaltig beeinflussen könnte. Nein, liebe CDU, ich erfreue mich im Gegensatz zu euch, eines anspruchsvolleren Geschmacks.
Prompt stolpere ich in eine Gruppe Grüner Fanatiker, die mir
Ausstechförmchen in Sonnenblumenform unter die Nase halten. Misstrauisch
schiele ich auf den Bestechungsversuch und entdecke den Aufdruck „Innen“. Meine
Synapsen rotieren auf Hochtouren und formen meine Lippen zu
„Sonnenbuminnenform“. Nein danke, entfährt es mir. Gegenderte
Förmchen gehören nicht zu meinen Präferenzen und meinen theoretischen Enkeln
Spielzeug mitzubringen, mit denen sie schon in frühester Jugend mit einem
Kainsmal im Sandkasten aufwachsen sollen, ist auch nicht so mein Ding.
Der schwergewichtigen Wahlwerbetussi scheint ein Licht aufgegangen zu sein. Sie lächelt hinterlistig und wendet sich schnell einem Präsentkorb für widerspenstige Wähler zu. Sie drückt mir eine Schachtel mit Blümchenaufdruck in die Hand. Die Dame hat meine Neugierde geweckt und ich schaue nach. Grüne Kondome mit der Aufschrift: „AfD verhindern…“ Mir lag die Frage auf der Zunge, ob es alternativ auch Dildos für die Dame gäbe – vielleicht mit dem Aufdruck: Lust auf Grün. Ich habs mir gerade noch verkniffen, zumal mir die Dame körperlich weit überlegen war.
Ich wende mich nachdenklich ab. Sekunden später zieht ein Wolfslächeln in mein Gesicht und ich zeige meine Eckzähne. Wollen wir doch mal sehen, was die
anderen Parteidödel so zu bieten haben. Ich gebe zu, gegen populistische
Worthülsen bin ich schon seit 1966 immun. Bleiben also Geschenke. Ich entdecke
drüben unter einem schattigen Baum den FDP-Stand, umringt von einem halben
Dutzend Liberalen. Entschlossen aber unauffällig nähere ich mich der Gruppe.
Charmante Herren in zu kleinen Anzügen verteilen vorbeiflanierenden Damen gelbe
Tulpen und setzen ihr schönstes FDP-Lächeln auf. Dass die Damen es mit zahnlosen Haifischen zu tun haben, wissen sie nicht.
Einige dieser gelben Gebissträger lungern im Hintergrund herum und trinken aus
FDP-Bechern Kaffee. Ich kriege keine Tulpe angeboten, vermutlich bin ich zu
männlich und zu alt. Stattdessen wird mir eine Broschüre mit dem Parteiprogramm
aufgeschwatzt. Ich winke ab, murmle so etwas wie - hohles Parteigeschwätz - und trolle
mich einen Stand weiter. Bei der FDP gab und gibt es prinzipiell nichts zu
holen, aber vielleicht können mich die Linken überzeugend bestechen. Die haben
schon über Generationen Übung darin.
Fassungslos starre ich auf den Gabentisch. Knatschrote Strampelhosen für
die Kleinsten mit der Aufschrift: „Mit LINKS gemacht.“ Mir wird mulmig. Wollen
mir die LINKEN zu verstehen geben, dass man für die Partei vögeln soll? Es
kommt zu einem kurzen, taxierenden Blickwechsel mit der jungen Dame vor
Strampelhosenhaufen. Vermutlich hat sie die Sinnlosigkeit eingesehen, mir
Babywäsche aufs Auge zu drücken. Ihr abschätzend-mitleidiger Blick verrät mir,
dass sie kaum Hoffnung hat, meine Wählermotivation aufgrund erloschener Libido
und mangelnder Fortpflanzungsfreude wiederzubeleben.
Sie hat keine Ahnung, was meine Freuden angeht, konstatiere ich kurz, zumal ich den öffentlichen Nahverkehr immer noch sehr schätze. Aber da
in der Politik per se das weibliche Personal eher einer Zumutung gleicht,
sollte man auch von meiner Motivation, LINKS zu wählen, nicht zu viel von mir
erwarten. Dennoch - ich schicke ein strammes Stoßgebet gen Himmel, zumal mir in
Anbetracht des lockeren Werbeslogans nichts anderes einfällt. Doch der Herr
möge jedes wehrlose Kleinkind vor solchen Partei-Ideen verschonen.
Mein Hungergefühl treibt mich nun doch zum Bäcker. Ich brauche etwas
Reelles. Ein paar Brezen, ein paar Semmel und die möglichst knusprig und
keinesfalls in irgendeiner Parteifarbe.
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