Wie Straßenhunde habe man die Flüchtlinge
aufgesammelt, die wegen Erschöpfung nicht mehr laufen konnte, so eine
Polizistin gestern in Bosnien. Tausende und Abertausende haben sich wieder auf
den Weg in Richtung Deutschland gemacht. Die Stadt Bihac ist überfüllt. Derzeit
werden die Migranten, durchweg junge Männer, nach Vucjak abtransportiert, weil
die Stadt die Massen nicht mehr versorgen kann.
Doch die Sache ist keineswegs so harmlos, um sie
hierzulande einfach zu verschweigen. Das „Game“, wie die Flüchtlinge ihrem
Marsch bezeichnen, ist keines, funktioniert aber so: Mit einem GPS-tauglichen
Smartphone, etwas Proviant und – wenn vorhanden – einem Schlafsack geht es in
die Wälder, in den Dschungel, wie sie sagen. Nun gilt es, dem GPS-Signal nach
Norden zu folgen – vom minenverseuchten Boden Bosniens auf die gleichfalls mit
Munition gesättigte Erde Kroatiens und von dort weiter Richtung Slowenien.
Unter Hinterlassung von wahren Müllbergen mussten die
Männer aus dem Zentrum der Stadt entfernt werden, worauf sich eine heftige
Schlägerei zwischen Polizei und Migranten entwickelte. Die beschauliche Stadt
an dem Fluss Una gleicht einer Müllkippe. Seit sich die Balkanroute im Frühjahr
2018 von Serbien nach Bosnien-Herzegowina verschoben hat, ist Bihac mit seinen
gut 35 000 Einwohnern im Nordwesten des Landes zu einer Anlaufstelle
geworden.
Es ist nicht auszuschließen, dass sich unter den „Flüchtenden“
Dutzende von ehemaligen IS-Kämpfern befinden, die nur ein einziges Ziel haben:
Westeuropa – bevorzugt – Deutschland. Seit gestern ziehen 6.000 Männer
unterwegs, begleitet von Polizei und Ordnungskräften, in Richtung Kroatien. Die meisten kommen aus
Pakistan, Afghanistan, Syrien oder Nordafrika. Die Auffanglager auf dem Weg
sind hoffnungslos überfüllt. Die Route führt an Maisfelder vorbei an einen
Fluss, der die Grenze zu Kroatien markiert. In Kroatien fangen Polizisten den
Flüchtlingsstrom ab, manchmal auch mit Waffengewalt.
Kroatien ist zwar Mitglied der EU, jedoch nicht Teil
des Schengenraumes, weswegen das Land einiges daransetzt, den anderen
Mitgliedsstaaten zu demonstrieren, dass es sehr wohl in der Lage sei, seine
Grenzen zu schützen. Ob das dagegen die Tausende von Migranten daran hindern
wird, wieder und wieder ihr Glück beim «Durchmarsch» zu versuchen, ist
fraglich.
Deutsche Politiker hüllen sich in Schweigen über die
derzeit prekäre Situation auf der Balkanroute. Von Merkel, Seehofer und insbesondere
den Grünen hört man keinen Ton über das, was sich da zusammenbraut. Offenkundig
will man Nachrichten über neuerliche Flüchtlingsbewegungen unter dem Deckel
halten, um unsere Bevölkerung nicht zu „beunruhigen“. Dagegen werden „Ersatzthemen“
wie Brexit, Klima und der Türken-Einmarsch gehypt, um die Aufmerksamkeit der
Bürger in eine andere Richtung zu lenken. Sicher - auch wichtige Themen, doch man wird den Verdacht nicht los, dass die "alternativen" Brennpunkte unseren Herrschaften in Berlin sehr gelegen kommen.
Dschungel, Game, Ali Baba – in der Ruine des
ehemaligen Studentenwohnheims Borroci in der nordbosnischen Stadt Bihac hört
man diese Worte aus den Mündern der Migranten immer wieder. Sie gehören zu
einer Fachsprache für Vertriebene aus den Kriegsländern und Diktaturen des
Mittleren Ostens und für solche, die ihre Heimat wegen „money“ verlassen haben,
wie sie sagen.
Die Krätze ist ohnehin nicht ihre größte Sorge. Eine
Frau, die sich beruflich um Migranten kümmert, sagt lapidar: „Ich hoffe, dass
Bosnien seine Grenzen nach Serbien und Montenegro komplett schließen. Befürchtet
aber, dass das Land logistisch dazu nicht in der Lage ist. Dank der
europäischen Politik braue sich ein perfekter Sturm zusammen, erklärt sie. Der
nördliche Nachbarstaat Kroatien schotte sich rigoros nach Süden ab.
Der EU wiederum seien die Konsequenzen für Bosnien
entweder nicht bewusst oder egal. Flüchtlinge, die 2015 in Serbien oder
Griechenland strandeten, machten sich nun auch noch auf den Weg nach Bosnien.
„Sie sind in Panik wegen der Nachrichten von den geschlossenen Grenzen überall.
Jetzt hoffen sie, dass sie es auf den letzten Drücker in die EU schaffen.“
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