Alle Wetter, kann man dazu nur sagen, wenn plötzlich zur
besten Nachrichtenzeit die Sender kolportieren, Politiker mit einer Schusswaffe
auszustatten. Die „Süddeutsche Zeitung“ macht gar Stimmung mit ihrem heutigen
Aufmacher:
Bürger und Bürgerinnen demonstrieren für den Schutz von Christoph
Landscheidt, Bürgermeisters von Kamp-Lintfort. Und der reagiert prompt und medienwirksam, weiß er doch, das ein bisschen PR nicht schaden kann. Jetzt will
er den großen Waffenschein beantragen und sich eine Wumme zulegen. Tja, die Welt ist gefährlich geworden, besonders in Kamp Lintfort.
Das kann ja heiter werden, in unserem Land. Prompt
wurden im Morgenmagazin „MoMa“ zwei Experten in ein Diskussions-Duell geschickt,
die das Für und Wider von bewaffneten Politikern erörtern sollten. Professor
Christian Pfeiffer – der mit den drei „eff‘s“ im Namen – er vertrat die
Ansicht, dass Politiker ohne ausreichenden Personenschutz mit einer Knarre
durch die Landschaft laufen sollten, wenn sie von „rechts“ bedroht würden. Von
woher auch sonst. Von links haben wir ja nichts zu befürchten.
Selbstredend wurde der Mord am Regierungspräsidenten
von Kassel Walter Lübke als Paradebeispiel extremer Bedrohungslagen
herangezogen, der als sachliche Begründung der Selbstbewaffnung dienen sollte.
Wie es scheint, macht diese Idee sogar in Berlin die Runde, zumal
Beleidigungen, Mobbing, Drohungen und „Hate-Speech“ im Internet exponentiell
zugenommen hätten. Und wie formulierte es der Kriminologe so nett: Dem Wort folgt
die Tat. Für mich stellt sich dabei die Frage, ab welchem Zeitpunkt und bei
welchem Anlass sich wohl ein Politiker bedroht fühlen könnte und deshalb seinen
45er Colt aus dem Holster zieht und drauflos ballert.
Die aufgeblasene Diskussion über "Hate-Speech", Mobbing, Verunglimpfung und üblen Herabwürdigungen würden schnell ein weitgehendes Ende haben, wenn es bei der Anmeldung in den sozialen Netzwerken den Zwang zu "Klarnamen" gäbe und sich niemand hinter einem Pseudonym oder Nick verstecken könnte. Die Trolls und Heckenschützen sind nur mutig, weil sie aus dem Hinterhalt agieren und sich sicher wähnen.
Die aufgeblasene Diskussion über "Hate-Speech", Mobbing, Verunglimpfung und üblen Herabwürdigungen würden schnell ein weitgehendes Ende haben, wenn es bei der Anmeldung in den sozialen Netzwerken den Zwang zu "Klarnamen" gäbe und sich niemand hinter einem Pseudonym oder Nick verstecken könnte. Die Trolls und Heckenschützen sind nur mutig, weil sie aus dem Hinterhalt agieren und sich sicher wähnen.
Klar wurde, dass die Polizei den Bedarf an
Personenschutz wegen einer zu dünnen Personaldecke nicht leisten kann, den neuerdings Dutzende von
Bürgermeistern und Abgeordneten für unverzichtbar halten. Nun ja, dieser
Kriminal-Pfeiffer versucht schon seit mehreren Jahren mit seinen ominösen
Statistiken zu beweisen, dass die Kriminalität signifikant rückläufig sei.
Weshalb man dann in unseren Städten sämtliche neuralgischen Punkte und Plätze
mit Überwachungskameras bestückt und Deutschland Abertausende zusätzlicher Polizisten
einstellt, um der Gewalt von rechts Herr zu werden, bleibt das gut gehütete, "pfeiffersche Geheimnis".
Zwar liest man täglich in unseren Gazetten und
Printmedien von Messertoten, Vergewaltigungen, Raubüberfällen, Drogenhandel,
Clan-Verbrechen, - meist Einzeltaten traumatisierter oder verwirrter Fremder, die
sich bei uns nicht so gut auskennen, deshalb stattet man aber unsere gefährdeten
Bürger noch lange nicht mit Schusswaffen aus. Denn so mancher fürchtet sich auch. Ich gebe zu, so ein herkömmlicher
Wähler hat natürlich nicht die Bedeutung oder den Stellenwert eines
Staatsvertreters, selbst wenn er in der hintersten Reihe des Plenums sitzt , vermutlich völlig überflüssigerweise.
Schwamm drüber. Erste Priorität hat natürlich der Schutz des Staatsorgans.
Offen gestanden möchte ich mir nicht vorstellen, dass Claudia Roth mit einer geladenen Knarre im Strumpfband sich in einem kunterbunten
Klamottenladen ein neues Outfit zulegt. Nicht auszudenken, wenn plötzlich flüchtlingsaffine Menschenfreunde ihre subjektive Bedrohung zum Anlass nehmen,
mit einer scharfen Waffe in Biergärten herumsitzen oder auf Marktplätzen Partei-Flyer an harmlose
Bürger verteilen. Und was, wenn sich Frau Chebly bewaffnet? Nein, darüber möchte ich lieber nicht nachdenken.
Ich wills mal so sagen: Ein uraltes deutsches
Sprichwort lautet: „Furcht vergrößert die Gefahr.“ In Sizilien haben Mafiosi
eine passende Metapher: „chi ha paura stringe la mano al diavolo“ – wer Angst
hat, gibt dem Teufel die Hand – will sagen, ein solcher Mensch neigt zu
extremen Reaktionen und kann sich nicht kontrollieren. Im Zweifelsfall schießt er prophylaktisch. Nicht auszudenken, wenn plötzlich Herr Özdemir und Herr Höcke auf dem Marktplatz von Unterschönmattenwaag aufeinander treffen und sich bedroht fühlen. High Noon mit Ansage. Man würde Özdemirs Schuss aus der Hüfte vermutlich Putativ-Notwehr nennen.
So gesehen könnte man schlussfolgern, dass unsere
Politiker zurzeit am allermeisten um den Verlust ihrer Macht und ihrem Einfluss
bangen und weniger um ihr Leben. Deren mulmiges Gefühl in der Magengegend jedoch hat nichts, aber absolut gar nichts mit rechts, links, braun
oder schwarz zu tun, sondern mit der Folge ihres Handelns und Bürgerreaktionen auf fragwürdige Statements. Und schon deshalb
möchte ich keinen Politiker mit einer Knarre in meiner Nähe wissen.
Vielleicht denken diese Herrschaften lieber einmal darüber nach, eine Politik zu betreiben, die weniger provoziert, die Bürger nicht wütend macht oder Entscheidungen treffen, die das Aggressionspotential gewisser Kreise in Grenzen hält.
Vielleicht denken diese Herrschaften lieber einmal darüber nach, eine Politik zu betreiben, die weniger provoziert, die Bürger nicht wütend macht oder Entscheidungen treffen, die das Aggressionspotential gewisser Kreise in Grenzen hält.
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