So mancher Staat muss ab und zu
in die Schranken gewiesen werden, das steht fest. Aber wie? Akzeptable
Lösungsansätze muss man nicht lange suchen, man kann sie in dem Gedicht
"Grass'sche Heimsuchung" nachlesen.
Wie leicht man eine nationale Krise, einen Notstand oder eine Ausnahmesituation herstellen kann, ist am Vokabular der Herrschenden abzulesen. Es reicht schon aus, wenn so ein Regent glaubt, irgendjemand will ihm mit einem Knüppel eins übers Hirn ziehen. Dann ist im Extremfall auch ein atomarer Präventivschlag mit
chirurgisch präzisem Zermürbungsbeschuss und partieller Eliminierung der
wehrlosen Bevölkerung legitim. Stellt sich der Angriff hinterher als Irrtum heraus, bezeichnet man das Desaster als legitime
Putativnotwehr.
Die moralische Vertretbarkeit
liegt auf der Hand. Aber eine solche Verteidigungsvorsorge muss natürlich
vorher gut geplant sein. Will man heutzutage die Heimat vor einem zweitausend
Kilometer entfernten Provokateur effektiv verteidigen, dann versteht sich die
vorbeugende Flächen-Bombardierung des möglichen Feindes von selbst, vor allem
dann, wenn der vermutliche Gegner permanent mit Friedensabsichten droht. Nichts
schüchtert einen Staat mehr ein, wenn einem der Nachbarstaat einreden
will, er setze auf Entspannungspolitik. Ein solches Verhalten versaut jede
diplomatische Annäherung.
Nicht ganz so martialisch verhält
es sich ja auch heute in Zeiten der Corona-Krise. Die Regierung bedient sich eines
Gefahren- und Angstszenarios, mit der man die Bürger glaubwürdig davon
überzeugt, dass sie sich gegenseitig ausrotten, sollten sie nicht zuhause
bleiben. Der vollständige Zusammenbruch der Wirtschaft ist sozusagen der Kollateralschaden,
den eine Regierung nicht nur in Kauf nimmt, sondern auch als Rechtfertigung anführt,
seine Bürger vor dem unmittelbaren bevorstehenden Tod zu retten. Eigentlich
sollten wir Bürger längst wissen, wie die Mechanismen ablaufen, beweisen doch Politiker
im Umgang mit Kollegen in anderen Ländern täglich, wes Geistes Kind sie sind.
Gut, gut, Präsidenten sollten andere
Präsidenten nicht beschimpfen, auch wenn jeder weiß, dass im Orient beispielsweise
das Beleidigungspotential überdurchschnittlich stark ausgeprägt ist und man
deshalb ständig mit der Mobilmachung des Beleidigten rechnen muss. Aber man
muss ja nicht gleich das Kind mit dem Bade ausschütten. Immerhin kann man mit
der Diplomatie jemanden so höflich zur Hölle zu schicken, dass er sich auch
noch auf die Reise freut.
Auch wenn der Beleidigte bis an
die Zähne bewaffnet ist und er seine Verteidigungsarmee mit modernster Technologie
ausgestattet hat, muss man heutzutage davon ausgehen, dass sich die gedemütigte
Regierung in heller Aufregung an die USA oder die Nato wendet und um
militärischen Beistand bittet. Nun ja, ich gebe zu, in Sachen Corona würde ich mich nicht gerade an Präsident Donald Trump wenden, zumal ich ja nur ein deutscher Bürger bin. Aber auch bei Frau Merkel hat so ein Bürger keine kaum eine Relevanz, wenn es um das eigene Leben geht.
Lange Rede, kurzer Sinn. Aber begeben wir uns doch einfach auf internationale Parkett. Ich
verstehe gar nicht, dass Iran nicht einlenkt und mit einer Versöhnungsgeste
sein Staatsgebiet an Israel abtritt. Wenn deren Bevölkerung anschließend zum
Christentum konvertiert und sie sich allesamt taufen lassen, gäbe es auch
keinen Grund mehr, weshalb Iran ihr friedliches Atomprogramm einstellen sollte.
Natürlich müsste man die Iraner
intensiv in pro-westlicher Agitationstechnik schulen, um zukünftige
Rüstungsideen in die richtige Richtung zu lenken. Deutschland gilt schließlich
als Vorbild für gelungene Defensive-Einsätze im Ausland. Als Akt beispielhafter
Humanität hat sich Deutschland in der Vergangenheit mit der Lieferung von Panzern
und Kriegsschiffen in Staaten mit bedenklicher Menschenrechtslage und in
Krisengebiete hervorgetan.
Erst kürzlich hat die
Bundesregierung umfangreiche Ausstattung von Torpedos und Luft-Luft-Raketen
nach Pakistan genehmigt. Rätselraten herrschte vor drei Jahren bei unserer Verteidigungsministerin
von der Leyen, als man zufällig eine deutsche Raketen-Lieferungen auf einem nur
bedingt seetüchtigen Frachter entdeckte, der geradewegs Richtung Südkorea
schipperte. Wie ein Sprecher des Zolls mitteilte, wurden alle 69 entdeckten
Patriot-Flugabwehrraketen im Hafen von Kotka von Bord der "Thor
Liberty" geschafft und an Land gebracht.
Über den weiteren Verbleib und
möglichen Transport der in den USA hergestellten Raketen werde die deutsche
Regierung öffentlich keine Auskunft geben, hieß es weiter. Das fehlte gerade
noch, wenn unsere Politiker den Verkauf von Raketen, die lediglich zur
Abschreckung von aggressiven Vogelschwärmen dienen sollten, Rede und Antwort
stünden. Schließlich waren die Patriots als Feuerwerkskörper deklariert.
Das betrifft selbstredend auch
die Leopard-Panzer für Saudi-Arabien und die Türkei. Den Vorwurf, man rüste
aggressive Staaten auf, konnte Deutschland allerdings sofort entkräften. Es
handele sich um Ausflugsfahrzeuge für touristische Abenteuerurlaube in uns
freundlich gesinnte Länder. Um eventuellen Missverständnisse vorzubeugen, sei
erwähnt, dass die gepanzerten Fahrzeuge natürlich auch Salut schießen können.
Im Falle Iran wird sowieso viel
zu viel Gedöns gemacht, wie ich finde! Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft
würde die Wogen glätten und die gemeinsame Basis verbessern. Die Westmächte
würden mit der Lieferung von Verteidigungseinrichtungen kollateral profitieren.
Besonders Deutschland, die ihr Absatzgebiet an Friedenswaffen wie
Leopardpanzer, Raketenlafetten und computergesteuerte Splitterbomben mit
maximaler Streuwirkung um sage und schreibe 23 Prozent erweitern könnten.
Besonders interessant wäre der
überproportionale Zugewinn an Marktanteilen für Tretminen und Sprengfallen, die
den friedlichen Verteidigungsgedanken eines Landes besonders eindrucksvoll
unter Beweis stellen. Insofern muss sich der Iran mit seiner ablehnenden Haltung, Tretminen mit deutscher Lizenz herzustellen, den Vorwurf gefallen lassen, Arbeitsplätze
in der deutschen Waffenindustrie langfristig zu gefährden. Zum Glück sind die Chinesen eingesprungen.
Überdies ist es eine Zumutung
für die restliche Welt, wenn sich der Iran derart kontraproduktiv verhält und
sogar die Meinung vertritt, man sei ein souveräner Staat! Wo stünde der Weltfrieden
heute, wenn jedes beliebige Land für sich in Anspruch nehmen wollte, das
alleinige Recht auf Souveränität und friedlicher Koexistenz zu besitzen, nur um
das Leben ihrer Bürger sicherer zu machen? Was haben wir doch für ein Glück, dass uns Corona heimgesucht hat. Da kommen die Deutschen wenigstens nicht auf dumme Gedanken, wenn sie zuhause bleiben müssen.
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