Direkt zum Hauptbereich

Schatz – gehen wir heute zum Italiener?

Wer kennt sie nicht, die gebräuchliche Redewendung in Deutschland, wenn die Dame des Hauses einen Bärenhunger verspürt und des Kochens gerade ein wenig überdrüssig ist: "Schatz, gehen wir heute Abend mal zum Italiener?" 

Unterbreitet der Göttergatte den Vorschlag. "Lass uns zu Antonio gehen", klingt in den Ohren jeder Frau wie eine Offenbarung. Schon der Name "Antonio" löst bei Helga, Birgit oder auch Annegret eine ganze Palette südländischer Assoziationen aus wie beispielsweise Maserati, Prada und Armani, oder auch die Mailänder Skala, Palmen, Sonne und die Fontana di Trevi. Und nichts ist verführerischer, als ein gepflegt-romantischer Tagesausklang mit vorzüglicher Gastronomie bei Luigi, Franco oder Antonio.

In Italien dagegen läuft das mit dem "essen gehen" anders. Kein Italiener würde jemals seiner Ehefrau, Verlobten oder seinen heimlichen Freundinnen vorschlagen: "Gehen wir heute Abend zum Deutschen essen?"  Romantik, deutsch und sinnlicher Genuss ist miteinander unvereinbar. Ich wills mal so sagen: Wir Italiener stellen noch nicht einmal einen gedanklichen Zusammenhang zwischen Essen und deutsch her, besonders, wenn wir unseren Frauen etwas Gutes antun wollen und sie anschließend bei einem romantischen Absacker im Schlafzimmer vernaschen wollen.

Das gilt natürlich auch für die türkische, französische, chinesische, kroatische, holländische Gastronomie, von der griechischen will ich gar nicht erst reden. Wollen wir uns doch einmal ehrlich machen: Wer glaubt, er könne mit seiner Begleiterin nach dem Besuch eines griechischen Restaurants einen heißen Abend verleben, der irrt. Knoblauch, Zaziki und Romantik schließen sich komplett aus, auch wenn im Hintergrund andauernd der Sirtaki dudelt und überall halbnackte griechische Heldenstatuen herumstehen. Ähnlich abschreckend sind englische Pubs und wenn man an die englische Küche denkt. Ich habe in meinem Land, das gilt übrigens weltweit, noch nie jemanden sagen hören: "Schatz, lass uns doch heute mal zum Engländer gehen."

Niemand, und schon gar kein Italiener, würde sein Leben mit dem Freitod beenden, indem er sich heißhungrig über Fish & Chips, Bangers & Mash, Minzsauce oder Bubble & Squea hermachte. Ein solches Anliegen darf man besonders in Italien getrost unter dem Sammelbegriff Perversion“ einordnen. Fassen wir also zusammen: All diese fremdländischen Restaurants preisen auf ihren Speisekarten meist Dinge an, die für einen richtigen Italiener unverdaulich sind, Unwohlsein nach sich ziehen und in manchen Fällen sogar tödlich sind. Abgesehen davon weiß man ohnehin nicht, bei wem man gelandet ist, sollte man sich beispielsweise in Deutschland einen lukullischen Abend in der Pizzeria Napoli gönnen.

Da gehst du erwartungsfreudig „zu DEINEM Italiener“, in dessen Küche ein türkischer Koch und zwei Typen aus Bangladesch die Töpfe rühren, während dir der indische Kellner Ganesh Rawalpindi - mit Künstlernamen Roberto -, das Essen bringt und dir „Buon' Appetito“ wünscht. Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, das kann in Italien nicht passieren. Wenn doch, ist die Bude in wenigen Monaten pleite.

In Italien essen gehen, heißt sich hingeben und genießen und sich im italienischen Flair eine Auszeit gönnen: Und während im Hintergrund die bekanntesten Songs deines letzten Urlaubs die Seele streicheln, beginnt man mit hausgemachter Pasta, über Amatriciana und Carbonara, und futtert sich durch bis zum Lammbraten, Cacio e Pepe und Baccalà. Danach entscheidet man sich für Fleischspezialitäten wie Castrato, Maialino, Coda alla Vaccinara und Abbacchio. Bereits der Klang der Speisen erinnert an Botticelli, Lukullus und schiere Sünde.

Doch werfen wir den Blick United Kingdom. Essen und England, das führt bei genussfreudigen Menschen ungesunden Assoziation. Im Geiste entstehen Bilder, im strömenden Regen und 9 Grad Außentemperatur, mit der Geliebten am Ufer der Themse im feuchten Gras zu sitzen und dort ein Glas preiswerten Lambrusco aus dem Supermarkt in romantischer Zweisamkeit zu genießen. Würde ein feuriger Sizilianer am Samstagabend seiner neuen Eroberung beispielsweise den Vorschlag unterbreiten, sie „zum Deutschen“ auszuführen, würde er die scharfe, aber unmissverständliche Antwort erhalten: „Que cosa?“ – zu Deutsch: Hä? Der genervt-irritierte Blick von Rosanna oder Natalia würde jeden Italiener sofort töten und seine Liebesnacht wäre schon Frühstadium abgehakt.


Denn die Assoziationen deiner rassigen Sizilianerin bei der Aussicht, sich in "Gasthof zur Traube" für frische Fleischpflanzerl mit Senf und Kartoffelsalat entscheiden zu müssen, dürften in diesem Falle kaum günstiger ausfallen. Die Sache würde auch bei Alessandra aus Palermo oder Beatrice aus Brindisi kaum besser enden, wäre das Ziel am Ende der „Passegiàta“ auf der Promenade die Kneipe mit dem Namen „Zum roten Ochsen“ oder „Die Linde“. Denn was würde sie in der deutschen Gaststätte wohl erwarten? Ich sage es hier in aller Deutlichkeit: Wir Italiener kennen weder Dampfnudeln noch Sauerkraut, Blutwurst oder Saumagen, Rosenkohl, Schweinshaxe oder gar Leberwurst.

Selbstredend kennen wir auch keine Döner oder Falafel. Wir essen das auch nicht! Aus diesen Gründen wird man in unseren Städten nirgends eine Dönerbude finden oder einen Metzger, der Mettbrötchen oder Leberkäs-Semmeln verhökert. Ich sag’ das hier nur mal, um einiges klarzustellen. Wenn wir Italiener essen, dann italienisch! Basta! Und zwar prinzipiell ohne Ketchup! Gut, gut, ich gestehe ein, es gibt auch bei uns junge Leute, die gehen zu McDonalds. Aber die sind entweder krank, in Deutschland aufgewachsen oder wurden jahrelang wegen mafiöser Umtriebe in einem deutschen Gefängnis unter Androhung von Einzelhaft auf deutsche Kost umgestellt.

Seien wir doch mal ehrlich: Wie klingt das in deutschen Ohren, wenn der glutäugige Angelo aus Agrigento von der Schiefertafel vorliest: Signore …, dann macht er eine kleine Pause, schenkt deiner Begleitung einen sehnsuchtsvollen Blick und beginnt: "Vuolono al primo Farfalle al salmone o Zuppa di Pommodri? Die Gattin haucht: "Ich nehme die Schmetterlingsnudeln", nickt beglückt und fühlt sie mit einem Abklang von Wollust bereits in ihrem Bauch flattern 

Angelo quittiert die Bestellung mit einem lüsternen Lächeln. "Il secondo luogo, c’è: Agniello arrosto, pattate alla Milanese e dopo un insalata Capricosa? Al Fine: Formaggio misto." Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. "Dazu ein Flasche Nero d’avolo", erkundigt er sich beflissen. Bei diesem Angebot ist man Angelo quasi wehrlos ausgeliefert. 

Ja, da schnalzt doch die Zunge, während deiner attraktiven Begleitung die Knie unterm Tisch weich werden und die Nasenflügel zu vibrieren beginnen. Angelo durchbohrt beim Rezitieren der Köstlichkeiten die Dame deines Herzens mit seinem schmachtenden Blick und dein Abend wird perfekt. Lange Rede, kurzer Sinn: Einmal italienisch essen gehen, - und nicht nur die Zweisamkeit erfährt in deinem Leben neue Höhepunkte. In diesem Sinn: Viva la cucina italiana

               ICH BITTE EUCH UM EURE UNTERSTÜTZUNG

Unabhängiger Journalismus ist zeitaufwendig und bedarf solider Recherchen. Dieser Blog ist ein „one-man-business“. Wenn ihr meine Arbeit schätzt und unterstützen wollt, nutzt dazu bitte den Spendenlink in der oberen Menueleiste zu meiner Kontoverbindung. Herzlichen Dank für Eure Hilfe. Ohne Eure Unterstützung könnte ich meine Berichterstattung nicht in dieser Form aufrechterhalten.


HIER GEHTS ZUM SPENDENLINK

                                                          Auch der kleinste Betrag hilft.

 https://politsatirischer.blogspot.com/p/spende-fur-blog.html

Kommentare

  1. Lacci delle scarpe fritti sind mein Lieblingsessen, leider handelt es sich um gebratene Schnürsenkel, aber auf italienisch klingt alles lecker.

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

ich freue mich auf jeden Kommentar

Beliebte Posts aus diesem Blog

120 Migranten in Oberbayern - oder der Fluch der guten Tat

Um ein Haar hätte ich mich von der eigenen Häme übermannen lassen, als ich heute Morgen den „MERKUR“ aufgeschlagen und gierig die Headline des Schock-Artikels gelesen habe: "Wütende Proteste am Dorfrand gegen ein geplantes „Containerdorf.“ Das unvermeidliche "Naturereignis Flüchtlinge" trifft nun auch Bairawies mit der geballten Wucht einer abstrusen Migrationspolitik. Bairawies, ein Ortsteil von Dietramszell, eine oberbayerische Dorfgemeinde vor den Toren Münchens gelegen, darf man mit Recht als oberbayerisches Kleinod bezeichnen. Der beschauliche Ort, an einem kleinen Badesee gelegen, steht wie kein anderer Ort für die Postkartenidylle Bayerns. Inmitten lieblicher Landschaften, dort wo die Berge am schönsten, die Wiesen am saftigsten, die Blumenkästen auf den Balkonen die buntesten und der Bayer am bayrischsten ist, bahnt sich Ungemach an. Ausgerechnet in einem Ort, umzingelt von Seen und Wäldern, Wiesen und Kühen, in dessen Gemeinde die Luft kuhstallgeschwängert di...

Claas Relotius – Grüner Wahlkampfstratege eines politischen Influencers

Nun kann ja niemand ernsthaft behaupten, Influencer sei ein Beruf, wenngleich sich Legionen junger Menschen einer solchen „Berufung“ zuwenden. Es gilt bei diesem „Berufsbild“ die Formel: Je stärker die Ausprägung eines intellektuellen Mangelsyndroms, desto größer die Anziehungskraft für eine Tätigkeit, die keine Qualifikation erfordert und selbst den hoffnungslosesten Dilettanten ernähren kann. Nichtsdestoweniger sollten Influencer, ob nun männlich oder weiblich, zwingend einige Bedingungen erfüllen, um erfolgreich zu sein. Man muss reisefreudig sein, über ein neurotisches Über-Ego mit narzisstischer Selbstüberschätzung verfügen und sich überdies optisch signifikant von Ricarda Lang oder Anton Hofreiter abheben. Der Grund liegt auf der Hand. Für Hersteller erotischer Unterwäsche oder atemberaubender Bademoden beispielsweise, sähen die Umsatz- und Ertragsperspektiven der beworbenen Unternehmen ziemlich düster aus. Würden sich die Genannten mit Dessous von "La Perla" oder mit...

Haus-Durchsuchungsorgien und Beleidigungsanzeigen – das neue politische Geschäftsmodell

Nicht nur die im Absturz befindlichen Ampelkoalitionäre, sondern auch Politiker unserer sogenannten christlichen Parteien ergehen sich in jüngster Zeit in Beleidigungs- und jämmerlich wirkenden Herabwürdigungsanzeigen, ganz so, als gäbe es an deren Selbstwertgefühl noch irgendetwas zu retten. Eine beispiellose Welle von Polizeieinsätzen wegen geradezu lächerlicher Verunglimpfungen und kritischer Äußerungen schwappt durchs Land. Unsere „politischen Influencer und Popstars“ scheinen sich derzeit nur noch auf die wirklich bedeutsamen und fundamentalen Themen zu konzentrieren. Überbordende Clan-Kriminalität, Friedensvermeidungsstrategien mit Putin, Abschaffung des Klimas, Energie oder Inflation sind nicht mehr prioritär und gehören nicht dazu. Das neue Betätigungsfeld missverstandener Polit-Eliten heißt Strafanzeigen, Beleidigungsklagen oder Befindlichkeitsprozesse. Das Engagement zur Bewältigung von Regierungsaufgaben scheint mehr und mehr zu einem Nebenerwerbsjob zu mutieren. Es gibt Wic...