Die großen Finanz- und Wirtschaftskrisen
lehren den Bürger, dass die Politik nichts aus ihnen gelernt hat. Aber wir
lernen auch noch etwas Anderes: Politik ist Machtwirtschaft. Richtig schlimm
wird es, wenn Politiker vom Schlage Sigmar Gabriel mit Verhandlungen im
Hinterzimmer ihre Macht in Wirtschaftsfragen beweisen wollen und sie hinterher
mit sozialer Notwendigkeit und Verantwortung begründen. Natürlich im
Alleingang. Nun hat er sich bis auf die Knochen blamiert. Der Vorgang ist eine
Blamage für alle Beteiligten. Nun ja, ich wills mal so sagen. Gabriel ist
routiniert genug, seine politischen Bruchlandungen wie einzigartige soziale
Errungenschaften der SPD aussehen zu lassen.
Wie resistent er gegen jeden juristischen Sachverstand ist, beweist sein unterirdischer Aktionismus, Wählerstimmen zu
retten. Gegen alle Warnungen boxte der ehemalige Lehrer die Kaisers-Übernahme
von Edeka mit einer Minister-Entscheidung durch. Scheinbar hat er sich gedacht,
er müsse Merkels Arbeitsstil imitieren und sich über jedwede demokratischen
Gepflogenheiten hinwegsetzen. Die Einschätzung der Richter war vernichtend.
Jetzt, da ihm das Oberlandesgericht dessen Minister-Erlaubnis mit Schmackes um
die Ohren gehauen hat, die er in Geheimgesprächen mit den zwei Großunternehmen
EDEKA und TENGELMNN ausgekungelt hatte, wartet er mit einer grandiosen
Verteidigung auf. „Es ist absurd zu behaupten, dass es ein Geheimgespräch gab.
Es handelt sich vielmehr um einen üblichen Vorgang“. Ja sowas, Herr Minister!
Was, lieber Herr Gabriel verstehen Sie denn unter „üblich“?
Nicht nur mir, sondern jedem
Wirtschaftsunternehmen ist es neu, dass ein Minister sich an
Fusionsverhandlungen beteiligt, insbesondere dann nicht, wenn sie bereits vor
einem Jahr vom Oberlandesgericht und vom Bundeskartellamt abgelehnt wurden.
Jetzt muss er sich vom höchsten deutschen Gericht sagen lassen: "Die
Entscheidung des Bundeswirtschaftsministers, Edeka zu erlauben, den
Konkurrenten Kaiser's Tengelmann zu übernehmen, war rechtswidrig. Es kann nicht
Aufgabe des Ministers sein, nach dem Fusionsantrag Bedingungen auszuhandeln -
noch dazu, ohne mit Konkurrenten zu reden. Zudem dürfe er nicht zur Auflage
machen, Mitbestimmungsrechte zu erhalten."
Gabriel diskreditiert damit das
Instrument der Ministererlaubnis, das mit Bedacht genau für den Fall vorgesehen
ist, wenn wirklich das Gemeinwohl einmal über dem Wettbewerbsrecht stehen
sollte. Hier hat Gabriel mit maximalem Einsatz seiner politischen Weitsicht den
maximalen Schaden verursacht. Das muss man Gabriel erst mal nachmachen.
Gabriels Erlaubnis fußte auf der Annahme, dass ohne die Fusion jeder zweite
Tengelmann-Job verloren wäre.
Alle Wetter... Minister treffen also
schwerwiegende Entscheidungen aufgrund von Mutmaßungen, Annahmen oder
Spekulationen. Schön und gut, wenn Herr Gabriel das Gemeinwohl verteidigen
will. Aber wenn klar ist, dass die Fusion die Marktmacht der größten
Lebensmittelkette EDEKA noch mehr steigert, leidet er vermutlich unter einer
Verzerrung der eigenen Wahrnehmung, denn Entlassungen und Preiserhöhungen wären
die zwingende Folge gewesen. Sozialverträglich - versteht sich.
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