Nach Hundert Tagen
Regierung ist es erlaubt, erste Bilanz zu ziehen. Bereits bei dem Begriff
Bilanz in Zusammenhang mit den bis dahin abgelieferten Arbeitsleistungen und Ergebnissen unserer Volksvertreter, lässt sich bei der Mehrheit der Bevölkerung der Impuls
nicht mehr unterdrücken, Trauerkleidung aus dem Schrank zu holen. Denn das
„Ei des Kolumbus“, anders ausgedrückt – die geniale Lösung, lässt auf sich
warten. Das ist wie Warten auf Godot.
Während der ersten 80 Tage kann man selbst bei
optimistischer Betrachtung und höchstmöglicher innerer Milde nicht erkennen,
was nur ansatzweise nach Fortschritt, nach Lösungsansatz, Erfolg oder gar nach
Umsetzung unerlässlicher Maßnahmen aussieht. Eher ist man mit ungläubigem
Erstaunen geneigt, unseren politischen Protagonisten vorsätzliche Behinderung
beim gemeinsamen Eierlegen unterstellen.
Eigentlich hätten die vom Bürger beauftragten
Volksvertreter alle Hände voll zu tun, in ihren eigenen Dreckstall, den sie
jahrelang haben verludern lassen, mit Engagement, Gummistiefeln und Forken
auszumisten. Aber in den letzten drei Jahren hat sich dermaßen viel Gülle
angesammelt, dass sich kaum noch jemand in der eigenen Kloake bewegen kann, die
politische Jauche endlich nachhaltig zu beseitigen.
Ob Flüchtlinge, Renten, Digitalisierung, ob Bildung,
Pflege oder schlüssige Konzepte für Europa, man wird das Gefühl nicht los, dass
jeder jedem die Verantwortung fürs Eierlegen zuschiebt, von sich selbst aber
behauptet, er könne XL-Eier legen. Doch seien wir mal ehrlich - 70-Gramm-Eier
aus dem Hintern zu pressen ist nur den ganz großen Arschlöchern vorbehalten. Mir
scheint, dass das derzeitige politische Personal ihre Ärsche gar nicht so weit
aufreißen können, um den Bedarf auf bundesdeutschen Frühstückstischen zu
befriedigen. Denn niemand, weder die Bürger, noch der Jean-Claude in Brüssel
und schon gar nicht die CDU vermag zu erklären, was diese „europäische Lösung“
genau sein soll, außer: Eier für alle.
Hilf- und ratlos streiten sich die politischen Lager
wie die Kesselflicker, welche Aufgabe die Dringlichste ist und welches Problem
die größte Bedeutung hat, anstatt einfach die Mistgabel in die Hand zu nehmen.
Zugegeben, es gibt auch buntes Federvieh, das den eigenen Unrat als wertvollen Rohstoff versteht und sich gerne im eigenen Saft suhlt, anstatt sich auf die Stange zu hocken und
erst dann zu gackern, wenn das Nest voll ist.
Seit 14 Tagen ist allerdings hektischer Aktionismus im
Bundestag zu verzeichnen, ähnlich wie in einem riesigen Hühnerstall, in den
nächtens ein Dutzend Füchse eingedrungen sind. Mit stiebenden Federn flattert
unsere Kanzlerin von Gipfel zu Gipfel, von Symposium zu Meeting, von Sitzung zu
Tagung, ohne dass einer der Gockel in den Nachbarställen Angela erlauben
wollen, ihren „Mist“ in fremde Nester zu verschieben.
Wer will schon die übel riechenden
Hinterlassenschaften auf der eigenen Wiese, auf der man freudig scharrt und mit
höchster Motivation einer schmackhaften Zukunft als gebratenes Hühnerbrüstchen
in der Pfanne entgegensieht? Nein, nicht einmal die Nordländer, ein
bekanntermaßen reinliches Volk, möchte sich mit den politischen Ausscheidungen
verdächtig riechender Exkrementen befassen.
Ohne Frage, der größte Misthaufen heißt
Flüchtlingskrise, den die Bundes-Glucke Angie am liebsten „europäisch“ auf die
Nachbarn gleichmäßig verteilen möchte. Söder und Seehofer, die beiden
Obergockel, machen mächtig Druck, weil sie den infernalischen Dreck in der
eigenen Hütte nicht mehr ertragen und stehen mit der Schubkarre bereit. Sie
würden am liebsten mit dem Ausmisten sofort anfangen, sehen sich aber dem
Problem ausgesetzt, dass die Stalltür versperrt ist. Angela hat sie vorsorglich
abgeschlossen und den Schlüssel mitgenommen. Und den will sie partout nicht
mehr herausrücken.
Jetzt hat sich Angi, das Super-Huhn, mit den vier
Visegrád-Chefs verabredet, um sie zu davon zu überzeugen, ein paar Fuhren Mist
zu übernehmen. Ungarn, Polen, Tschechien und die Slowakei sind jedoch harte
Brocken. Aber wie ich die Hardliner kenne, werden sie ihre Ställe sauber halten
und nicht im Entferntesten daran denken, auch nur eine einzige Schaufel
deutsche Gülle in ihrem Land zu verteilen. Die EU-Kommission will sogar die renitenten
Flüchtlingsverweigerer verklagen, weil sie sich an der weiteren Verunreinigung
vor der eigenen Haustür nicht beteiligen wollen.
Gestern hat Angi bei den Italienern angeklopft, ist
aber beim Regierungschef Conti auch abgeblitzt. Der und sein Partner Salvini
haben auch keine Lust mehr, noch mehr Geld für immensen Futterkosten auszugeben. Jetzt
ist die Bundeshenne nach Jordanien und den Libanon weitergeflogen und will sich
über die dortigen Stallverhältnisse kundig machen. Es sind zwei Länder,
die über die deutschen Probleme wohl nur müde lächeln können, zumal sie selbst
gerne das loswerden wollen, was wir schon haben.
Einzig der französische Gockel zeigt sich wie gewohnt
und charmant. Mit stolz geschwellter Brust und gespreizten Federn hat er Angi
eingelullt und sich einsichtig für eine gemeinsame Lösung des zum Himmel
stinkenden Problems gezeigt. Doch auch nur dann, wenn Merkel den Deal mit
Zig-Steuer-Milliarden für den EU-Fond versüßt. Ich fürchte, das wird aber auch
nix und es ist zu befürchten, dass die beiden bayerischen Zuchtgockel ihre
Henne aus dem Stall jagen, sollte sie je ohne eine gute Idee wieder
zurückkommen.
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