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Maischbergers Flaschensammler moralischer Sieger

Wieder einmal eine kontroverse Runde bei Maischberger, bei dem es dem Normalbürger nur noch schlecht werden konnte. Fazit: Die Moral fiel der feindlichen Übernahme durch Banken und Staat zum Opfer. Die einstmals perfekte CDU-Parole der Wirtschaftswunder-Kanzler Erhard, Gott hab ihn selig -, ist längst durch optimierte Raffgier und amoralische Schlaumeier obsolet geworden.


Wie sagte der Altkanzler so schön? „Jeder sollte in Wohlstand leben, und zwar durch eigene Leistung und nicht etwa, in welchem sozialen Milieu er geboren ist.“ Doch die Bedeutung dieses Satzes scheint nur zwei Gästen etwas zu sagen, die Restlichen drei Anwesenden stellten sich selbst ein Armutszeugnis aus. Bevorzugt der Staat Reiche und benachteiligt Arme? – so die Headline der Diskussionsrunde bei Maischberger. Es ging um Abzocker, die 55 Milliarden an Steuern durch „Cum Ex-Geschäfte“ den Staat erleichterten, ohne dass man ihnen bis jetzt etwas anhaben konnte - oder wollte.

Welchen Sinn Sendung und Titel haben sollten, war mir bis zum Ende nicht klar, zumal nahezu jedem Bürger von vorneherein ersichtlich ist, welche Nachteile mit echter Armut einhergehen. Ich finde es ja geradezu beglückend, wenn gut situierte Menschen aus der Abteilung Top-Verdiener über Armut talken, um mit ihrer profunden Erfahrung herauszufinden, was der unhaltbare Zustand beim Prekariat so alles auslöst. "Was macht das mit dir" - gewiss, die Frage wird nicht gestellt, aber sie schoss mir in den Kopf.

Da saßen sie nun, Unternehmer Ralf Dümmel mit seiner Kapitalistensendung „Höhle des Löwen“. Anja Kohl, Börsenexpertin durfte natürlich auch nicht fehlen. Dann war da noch Rainer Hank, ehemaliger Wirtschaftsredakteur und Fleisch gewordener Moralkrüppel, einer, den man schon seiner schrägen Argumente wegen am liebsten in einer düsteren Ecke im Frankfurter Bahnhofsviertel mit einem Baseballschläger abpassen möchte. Als einzige Politikerin saß Sarah Wagenknecht in der Runde, deren Outfit in krassem Missverhältnis zu Kick-Klamotten steht, derer sich Arme bedienen müssen.

Highlight allerdings war ein 17-jähriger junger Mann, Jeremias Thiel, der mit 11 Jahren aus einer Problemfamilie ins SOS-Kinderdorf flüchtete und gerade vor seinem „internationalen Abitur“ steht. Er will mit einem Stipendium in Harvard studieren. Ruhig, sachlich und mit einer für sein Alter überdurchschnittlich souveränen Rhetorik – er wuchs in prekärer Armut auf -, ließ er mit seiner Lebensbeschreibung den Wirtschaftsredakteur Hanke alt aussehen, indem er ihm den Begriff Moral näherbrachte. Ich fürchte nur, bei dem Kerl, so charmant er sein kann, ist Hopfen und Malz verloren. Dennoch, der Vorzeigearme, der es dennoch geschafft hat, war ein Fremdkörper in der Runde, ein Einzelfall, der es die Armutsfalle wohl überwinden wird. Er ist wahrlich kein Musterbeispiel für fair verteilte Chancen und sozialem Engagement in unserer Gesellschaft.

Zeitweise konnte man bei Maischberger das Gefühl nicht loswerden, dass die an den Tag gelegte Empörung über das beispiellose Versagen des Sozialstaates bestenfalls das Niveau dämlicher Lippenbekenntnisse erreichten. Ob nun Frau Kohl alleinerziehende Mütter und deren Los beklagte, oder anprangerte, dass in Berlin jedes dritte Kind von Armut bedroht sei, und sich gleichzeitig fragte, was die SPD eigentlich seit 100 Jahren mache. Im Anschluss schwadronierte sie mit einigen Statistiken und der Botschaft durch die Sendung, dass es nur 8 Prozent der Bevölkerung schlecht ginge.

„Wer Hartz IV bekommt, ist nicht arm“, stimmte Rainer Hank von der FAZ ein. „Absolute Armut würde man international erst ab 5 Dollar je Tag einordnen, das gibt es in Deutschland nicht, nur in Afrika.“ Ah ja, denke ich mir. Ich vermute aber, dass ein Negerkral im Eritrea kaum Miete kostet und die die Lebenshaltungskosten vergleichsweise gering sind, sofern man dort überhaupt etwas zu Essen findet. „In München bekäme eine Hartz IV-Familie mit zwei Kindern 2.700 Euro netto“, so fährt dieser Dödel fort, vergießt dabei aber zu erwähnen, dass zwei Millionen Einwanderer nicht nur seine Statistik schwer verzerren. Ich wünschte, er müsste einmal an der Tafel anstehen und Flaschen sammeln, um sein Einstecktüchlein zu finanzieren.

Auch unser Postfuzzi Appel wurde kurzzeitig Thema, einer, der 230 Mal mehr verdient als ein Postmitarbeiter. Ach ja, es ist wirklich zu Tränen rührend, wenn sich bei Maischberger die Gutverdiener über Armut und Ungerechtigkeit echauffieren. Mehr am Rande wurde zuletzt das Cum Ex-Fass aufgemacht, bei dem sich Aktienhändler und Banken rund ums Dividendengeschäft die Steuergutschriftpakete hin und herschieben. Immerhin wusste Sarah Wagenknecht zu berichten, dass das idiotische Gesetz im Auftrag des SPD-Komiker Steinbrück (SPD) von Banken geschrieben wurde. Und jetzt wundert man sich, dass ein paar Banken und Bankkunden um 55 Milliarden Euro reicher sind. Tja, „wenn der Staat so dumme Gesetze macht“, wirft Hank ein, - na, dazu sage ich jetzt lieber nichts, außer, dass auch er das Word Ethik, Moral und Menschenwürde irgendwie nicht richtig verstanden haben kann.

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