Gestern stockte mir der Atem. Das US-Magazin „Forbes“ kürte
unsere Angela zum achten Mal in Folge zur mächtigsten Frau der Welt. Den
Statistik-Freaks wie mir schießen angesichts solch Fleisch gewordenen
Illuminationen der Macht sämtliche Auswahlkriterien und Kenngrößen durch den Kopf,
mit denen man Macht verknüpfen könnte.
Ich gehe den Dingen ja gerne auf den Grund, was ja
nicht ausschließt, dass man während der Recherche mir schon allerlei einfällt.
Zum Beispiel auch, dass das Magazin im Jahr 2011 zum ersten Mal die so
genannten „30 unter 30“ – also Listen der wichtigsten Menschen aus den
Bereichen Medien, Industrie, Wirtschaft, des Geldadels oder auch der Politik -
publizierte. Und wieder geht Angela als Siegerin der Macht durchs Ziel, dicht
gefolgt von der blutarmen Theresa May.
Nun ja, das mit der Macht ist immer so eine Sache. „Macht
macht nichts, wenn die Macht nichts macht.“ Nähme man den Aphorismus des
Schriftstellers Erhard Blanck wörtlich, würde Angela zu Recht gekürt worden
sein, zumal Sie schon damals mit herausragenden Entscheidungslähmungen und mit
„kohlschem“ Aussitzen politischer Problemstellungen den Juroren aufgefallen
sein musste. Immerhin, unter den 10 wichtigsten Menschen der Welt rangiert
Merkel, obwohl sie Protestantin ist, noch vor dem Papst.
Ganz nach dem schönen Hexameter aus dem 16.ten Jahrhundert
-, Tempora mutantur, nos et mutamur in illis („die Zeiten ändern sich und wir
ändern uns in ihnen") -, mutierte auch Angela. Denn gleich nach der
Nominierung zur „mächtigsten Frau der Welt“, bewies sie der Weltbevölkerung, wie
viel Tatendrang in ihrem Innersten schlummerte. Im Handstreich legte sie gleich
acht Atomkraftwerke still und mit ihnen auch ihren Umweltminister Nobert
Röttgen. Im Anschluss gratulierte sie Barak Obama zur Liquidierung von Osama
Bin Laden und bekundete dabei ihre große Freude. Das hätte den manischen
CDU-Wählern zu denken geben müssen. Schwamm drüber.
Ihre erneute Wahl zur Hyperfrau des Jahres 2013 machte
Angela mit einem bahnbrechenden Gesetz alle Ehre, indem sie dem ESM per Dekret erlaubte,
in Schwierigkeiten geratene Banken mithilfe der Schröpfung fleißiger
Steuerzahler vorzugsweise griechische, spanische, französische oder
portugiesische Pleitebuden zu rekapitalisieren. Höchst vorsorglich hörten die
Amis nahezu alle Gespräche unserer Kanzlerin ab, um sicher zu gehen, dass
Forbes mit ihrer Ernennung richtig lag. Wie sagte Angela in einem
Spiegelinterview so griffig? „Sie wisse zwar nichts davon, dass ihr
Mobiltelefon abgehört wurde aber das Ausspähen von Freunden ginge gar nicht.“
Fortan kümmerte sich Angela nur noch darum, die Welt
zu retten und mischte sich mit bemerkenswerter Kurzsichtigkeit so ziemlich in
jeden Weltkonflikt ein, obwohl sie nur die Hälfte mitbekam. Merkel zeigte sich
überrascht, dass Gaddafi einen Krieg gegen die eigene Bevölkerung führte,
stellte sich auf die Seiter der Opposition in Syrien, aus der der IS erwuchs,
meinte überdies, dass man Putin wegen des Krim-Konflikts mit Sanktionen belegen
sollte.
Ab 2015 lief ihre Majestät Angela zur Hochform auf.
Noch im Jahre 2013 hat sie sich auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos darüber
beklagt, dass Europa nur 7 Prozent der Weltbevölkerung stellt und nur
25 Prozent des weltweiten Bruttosozialproduktes erwirtschaftet, aber für
fast 50 Prozent der weltweiten Sozialleistungen aufkommt. Vermutlich
befürchtete sie, dass sie wegen dieser knallharten Aussage von Forbes nicht
mehr zur Allergrößten gewählt werden würde. Deshalb zeigte sie den Juroren zwei
Jahre später, was eine Harke ist und öffnete mit dem Satz „Wir schaffen das“ die
Grenzen, um 1,5 Millionen Hilfsbedürftige in unser Land zu lassen.
Chinesische Hersteller von Plüschbären produzierten
auf Teufel komm raus, zumal auf deutschen Bahnhöfen jede Menge dieser Teddys
benötigt wurden. Gelebter Humanismus in Form von Plüschtieren und
Vollalimentierung unserer Sozialgäste, das öffnete die Herzen der elf
unabhängigen Journalisten, die bei Forbes die Auswahl der Kandidaten treffen
und das Ranking festlegen.
Ich vermute nun, dass Merkel deshalb wieder in den
erlauchten Kreis der Allermächtigsten gewählt wurde, weil sie der westlichen
Welt dieses Armageddon erspart hat und wir nun aufopferungsvoll die Rechnung
für unsere europäischen Nachbarn bezahlen. Gottlob, es ist ihre letzte Amtszeit
und weitere Nominierungen bei Forbes bleiben überschaubar.
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