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Merkels leiser Abschied

Angela Merkel wird voraussichtlich an keiner Wahlveranstaltung des Europawahlkampfes teilnehmen, obwohl für die Parteien derzeit nichts so fundamental, so essentiell - ja so lebenswichtig ist, als den drögen Bürger auf die Wahlurne einzuschwören. Selbst Greta Thunberg und die Rettung der Welt müssen wegen substantieller Job- und Versorgungs-Prioritäten unserer Politiker in die zweite Reihe zurücktreten.  



Während die Vertreter der „Union der Mitte“ schon mal darüber beraten, welche „merkellose“ Strategie – nicht zu verwechseln mit makellos - , einzuschlagen ist, scharren die Hinterbänkler schon mal mit ihren Karrierefüßen. CDU-Generalsekretär Paul Zimiak bemüht sich auf Anfrage um eine geschmeidige Formulierung für den „französischen Abschied“ unserer Angela. Sie würde – so erklärte er elegant, lediglich „einige ausgewählte Termine“ im Ausland wahrnehmen, die sie mit Manfred Weber, dem blutarmen Spitzenkandidaten der Europäischen Volkspartei (EVP) geplant hat. Das dürfte mit den beiden ein empathisches Feuerwerk werden.

Merkel, einst bedeutendste und mächtigste Frau der Welt und angrenzender Planeten, sie scheint als Zugpferd ausgemustert worden zu sein. Zimiak begründete ihre Zurückhaltung, - um ein Haar hätte ich „Stallhaltung“ – geschrieben -, mit dem verschämten Hinweis, dass sie nicht mehr die Parteivorsitzende sei. Alle Wetter, jetzt verursacht sie nur noch Futterkosten. Sie seien ihr gegönnt angesichts ihres epochalen Einsatzes für unsere neuen Sozialhilfe-Empfänger.

Geradezu lyrisch hieß es aus Unionskreisen: Die CDU hätte nichts gegen Auftritte der Kanzlerin im deutschen Wahlkampf gehabt. Aber Merkel habe kein Interesse gezeigt. Nun ja, mit charmanter Höflichkeit kann man sogar die gemeinsten Kränkungen einigermaßen erträglich loswerden. Ich erspare mir die Übersetzung dieser Formulierung in die gewöhnliche Wählersprache auf der Straße. Immerhin, so zitiert die Süddeutsche Zeitung, beteilige sich Angela, das Zugpferd, in München an der EVP-Abschlusskundgebung in München, jedoch mit dem bissigen Verweis, dass es auch die Abschlussveranstaltung der CDU/CSU sei.  

Die neue Distanz der CDU und Merkel, so die Terminologie der SZ, zeigt sich auch an den Plakaten der Partei für die Europawahl. Man hat ihr Konterfei nachhaltig verbannt, als sei die Cholera im CDU-Stall ausgebrochen und beginnt mit der Plakatierung am heutigen Samstag. Nicht auf einem einzigen Poster der am Freitag vorgestellten Motive ist unsere Angela zu sehen, obwohl sämtliche Mitglieder der CDU im Brustton der Überzeugung jedem erklären würden, ob er es hören will oder nicht, dass Angela die wichtigste Politikerin der europäischen Union ist. Sozusagen unverzichtbar...!

Das klingt so, als wolle man sagen: Wir lassen die Kanzlerin noch einmal auf die Bühne, dann reicht es aber auch. Und schon folgt die Überleitung zu den wirklich gravierenden Themen unserer Zeit, die vorzutragen einstmals Merkel vorbehalten waren. Der Bürger wird sich damit zufriedengeben müssen, dass Angela nunmehr als spiritueller Geist die Geschicke des Wahlkampfes positiv befruchten dürfte.

Stattdessen prangt zehntausendfach das Abbild des Spitzenkandidaten Weber (CSU) auf den Plakaten und wird uns mit einem charismatisch-mitreißenden Lächeln motivieren, mit Freude an der Wahl teilzunehmen. „Für Deutschlands Zukunft- Unser Europa“ – so lautet die Botschaft ohne Merkel. Ja, ja, jetzt weht ein anderer Wind bei den Unionisten. Das wird besonders deutlich an der klaren Kante, die der Vorsitzende der Werteunion Alexander Mitsch die Medien spüren ließ: Die CDU müsse ihren "Schmusekurs" verlassen und wieder klar machen, was sie anders mache als "die Ökoideologen". Doch – das hat er genau so gesagt. Idioten, und dass „schwarz-grüne Träume sich schnell auch zu Albträumen mutieren würden.

Man kann es vielleicht am besten so zusammenfassen. Kaum sind die Poster gedruckt, die Kanzlerin abserviert und Manfred Weber zum Rennpferd der EU ernannt, schon verbreitet sich geradezu euphorische Stimmung beim Wähler. Auf Manfred Weber haben alle gewartet.


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