Wieder einmal steht er still, der ehemalige Stolz
unserer Nation. Auf Hochgeschwindigkeitstrassen des Bahnverkehrs tut sich
genauso wenig wie bei den Regionalzügen und bei den S-Bahnen deutscher Großstädte.
Die Deutsche Bundesbahn, einst weltweites Paradebeispiel moderner Mobilität ist
zu einem maroden Sauladen mutiert. Fahrpläne sind nur noch dekoratives Element
auf unseren Bahnhöfen.
Hat der gemeine Fahrgast mit der Deutschen Bahn zu tun
und bucht sich ein ICE-Ticket erster Klasse, kann man das „Gesamtpaket Beförderung“
mit einem Besuch in einer unbewohnbaren Messi-Wohnung vergleichen, in dem der übelriechende
Verhau mit einem Blumen-Bukett aufgepimpt worden ist. Nur die wichtigsten Wege
auf die Toilette, in die Küche und zum Matratzenlager sind schnell erreichbar,
Synonym für die ICE-Trassen eines Dreckfingers, dem die Meinung über den Zustand seiner Wohnung vollkommen egal ist.
Zwar kann man in unserem überteuerten „Dritte-Welt-Laden
schienengeführter Verkehrswege“ jederzeit Fahrkarten buchen und bezahlen und
wer des Lesens mächtig ist, kann jederzeit auf riesigen, elektronischen
Infotafeln seine wahrscheinliche Abfahrtszeit erfahren. Wie, wo oder wann man
das Ziel erreicht oder überhaupt befördert wird, unterliegt letztendlich jedoch
dem Zufall. Manchmal klappt es, meistens nicht.
Zum wiederholten Male streiken Eisenbahner. Und das
nicht ohne Grund. Der massive Personalabbau verbunden mit verantwortungslosem Kahlschlag
in nahezu allen Bereichen des Bahnverkehrs, hat inzwischen zu chaotischen
Zuständen im Unternehmen geführt. Es herrschen desolate Zustände bei der
Wartung der Züge und auf den Bahntrassen, die wegen defekter Locks oder Waggons,
Signalanlagen und Weichen, wegen unterirdischer Personalplanung und rigider
Arbeitsbelastung Zustände wie beim Turmbau zu Babel ausgelöst haben.
Und wieder einmal finden wir den Auslöser dieser verkehrspolitischen
Pleite bei unseren Politikern, die mit Zielstrebigkeit und maximaler
Unfähigkeit den gesellschaftlichen Mobilitätsauftrags zum nationalen Trauerfall
eigenen Daseins herbeiführten. Die große Bahnreform im Jahr 2000 ist
gleichzeitig auch der größte Betrug am steuerzahlenden Bürger in der deutschen
Geschichte. Denn der hat über seine fiskalischen Leistungen die Bahn bezahlt,
die vom Bund an die Privatwirtschaft verhökert wurde. Ganze zwei Großbahnhöfe
blieben im Besitz des Bundes.
Fortan ging es nur noch um Gewinnmaximierung. Unter Inanspruchnahme
öffentlicher Sozialkassen, verbunden mit einem dramatischen Personalabbau,
haben unsere Politiker bewiesen, zu was sie fähig sind. Seit 1995 wurden bis
heute 32 Prozent Bahnmitarbeiter entsorgt und damit 4,3, Milliarden Euro alleine
über den Personalabbau eingespart. Die Arbeit und der Umfang blieben jedoch die
gleichen und wurden auf den Rest der Mitarbeiter umverteilt. Wo es gar nicht
passte, wurde ausgesourct.
Doch es ging weiter. Mehr als 8 Milliarden Euro Kosten
hat man gekappt. Einher gingen damit unrentable Strecken, die man still legte,
Interregiozüge wurden aus dem Verkehr gezogen, zigtausende Güterzuganbindungen
in Firmen gekündigt und Tausende Kleinbahnhöfe unter den Hammer gebracht. Eine
wahre Meisterleistung unserer Verkehrspolitiker, die nicht nur die Bürger schamlos
enteigneten, sondern auch die neuen Aktionäre beglückten und für den exorbitanten
Zuwachs an LKW’s auf unseren Straßen sorgten. Ein umweltpolitischer Wahnsinn, der von Hartmut Mehdorn gemanagt wurde, die gleiche Pfeife, die den Flughafen BER Berlin unter Hinterlassung von Milliardensummen an Verteuerungen in den Sand gesetzt hat. Dort allerdings hat er ganze Arbeit geleistet, denn dort fliegt oder landet bis heute kein Flugzeug.
Nun ja, auf unseren Bahnhöfen sieht es inzwischen ähnlich düster aus. Dort stehen in Bahnhöfen, aber auch auf der Strecke, qualmende
ICE-Boliden, die im Zweifelsfall hektisch evakuiert werden müssen. Wenn es für die
Passagiere weitergeht, landen sie auf leeren Bahnsteigen, an denen die
Anschlusszüge stehen sollten. Zuvor bekamen sie es in unseren technischen Wunderzügen,
die manchmal mit Dreihundert Sachen nach Berlin oder Köln düsen, mit
verdreckten Toiletten, defekten Klima-Anlagen, geschlossenen Bordrestaurants
oder sich auf den Gängen auftürmenden Kofferbergen, Kinderschrei und genervtem
Zugpersonal zu tun.
Ich will es kurz machen. Irgendwie liegt es in der Natur
der Sache, wenn sich der Staat vom Tafelsilber trennt, das er einst dauerhaft
subventionierte, dann sollte er anschließend die Steuern senken. Jetzt aber
zahlt der Bürger höhere Steuern und noch höhere Fahrpreise und Transportkosten.
Seit mehr als 20 Jahren verhält sich der Staat aber nicht nur im Falle der Bahn
wie ein Straßenräuber. Schließlich gehören ihm bis heute noch 51 Prozent an der
AG. Nur gut, dass sich ausgemusterte Politiker noch rechtzeitig die
Vorstandsposten bei der Bahn gesichert haben.
Nahezu alle öffentlichen und sozialen Einrichtungen,
die dem Gemeinwesen und einer funktionierenden Gesellschaft dienen sollen, wurden
ausgebeint und verscherbelt. In dieser Hinsicht haben sich Politiker wie ein
Wegelagerer benommen, die ihr Ofer auf dem Hin und Rückweg gleich zwei Mal ausrauben.
Man scheint vergessen zu haben, dass es die Aufgabe des Staates ist, für das Gemeinwohl
zu sorgen.
Ähnlich verhält es sich mit den erbarmungswürdigen
Zuständen in Schulen und Bildungseinrichtungen. Obwohl unsere Politiker längst
bewiesen haben, dass sie es nicht mit den Steuern ihrer Wähler haushalten
können, privatisierten sie auf Teufel komm raus: Krankenhäuser und die Post. Als
nächstes dürfte die Wasserwirtschaft an der Reihe sein. Kommunale Leistungen
müssen inzwischen teuer bezahlt werden und wer sich heute einen neuen Pass
ausstellen lassen will, ist schnell 100 Euro los.
Ob öffentliche Freibäder oder Museen und Kultureinrichtungen,
ehemals vom Staat getragen, damit auch das „einfache Volk“ teilhaben konnte,
sie sind für den Geringverdiener nicht mehr erschwinglich oder werden
geschlossen. Panzer, Schiffe, Hubschrauber unserer Armee verrotten still und leise Milliardenwerte, während der Bürger blutet, auch bei so genannten Kleinigkeiten. Es gibt kaum noch einen Antrag bei der Behörde, für den ich nicht
einen horrenden Obolus entrichten muss. Mehr und mehr stellt sich die Frage,
für was genau wir eigentlich noch Steuern bezahlen.
Deutschland hat unendlich viele Baustellen, an denen
es mehr als hakt. Die Bahn und das dort herrschende Chaos ist nichts weiter als
ein Bekenntnis unserer Politik, dass nicht der eigene Bürger im Fokus steht, sondern
der Staat sich zum Diener des Großkapitals gemacht hat. Nun ja, Hauptsache,
unsere Kanzlerin kann nach Marrakesch reisen und unter der Sonne und Palmen
einen Pakt unterschreiben.
Dort schwingt sich gerade unsere Angie auf, darüber zu
schwadronieren, wie großartig innerhalb der EU Migration gelänge und für den
gegebenenfalls auch wieder ihre Untertanen zur Kasse gebeten werden. Wenn das
ihr einziges Problem ist, werden wohl die elektrischen Eisenbahnen unter
deutschen Christbäumen die Einzigen sein, die pünktlich ankommen.
Selbst bei Messies herrscht mehr Ordnung als im deutschen Wirtschaftssystem.
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