Man stelle sich vor, zwei deutsche Terroristen stürmten eine Moschee, zerrten den 86jährigen Imam von seiner Kanzel, und schnitten ihm vor der versammelten muslimischen Gemeinde die Kehle durch. Und um den blasphemischen Gedanken noch auf die Spitze treiben, filmten diese blutrünstigen Christen ihre Untat.
Ich will mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, welche
Reaktionen ein solches Gemetzel unter den drei Millionen Muslimen in unserem
Lande hervorrufen würde, das überlasse ich der Phantasie der Leser. Oder doch
besser nicht?
Die Aufregung in unseren Medien jedoch kann ich mir
durchaus ausmalen, besonders die Kommentare unserer Experten, Psychologen,
Soziologen und politischen Meinungsbildnern. Ganz sicher würde die halbe
Regierungsbank einen bußfertigen Kniefall vor der Welt hinlegen, der an
triefender Betroffenheit kaum zu überbieten wäre. Sofort würde von beflissenen
Moderatoren die kollektive Frage aufgeworfen, was der Deutsche wohl falsch
gemacht habe, wenn eine solche Bluttat von aufgeklärten Christen begangen worden
wäre.
Nicht Asche über das deutsche Haupt wäre die Botschaft an
uns, nein, Asche über die Häupter eines ganzen Volkes. Die ganze, schwere der
Schuld unserer Vergangenheit, Sippenhaft inclusive, würde auf den Deutschen
niederprasseln.
Ich möchte nicht falsch verstanden werden, denn es handelt
sich um ein Gedankenspiel aus aktuellem Anlass. Ich bin weit davon entfernt,
Gleiches mit Gleichem vergelten zu wollen, aber es muss erlaubt sein, den
Unterschied der Kulturen in ein deutliches Licht zu rücken. Im Falle von
Saint-Étienne-du-Rouvray hat sich meiner Kenntnis nach noch nicht ein Einziger,
hochrangiger Muslime bedauernd über diesen außerordentlichen Tabubruch
geäußert. Keiner der wichtigen Prediger oder muslimischen Vertreter hat sich
von dem Verbrechen distanziert.
Während die betroffene Gemeinde in Frankreich in
Schockstarre, in tiefe Depression und entsetzte Hilflosigkeit gefallen ist,
weigern sich meine moralischen Überzeugungen und mein Verstand immer noch, zu
glauben, was die Sender berichtet haben. Mir schnürt es einfach die Kehle zu.
Es scheint, als ginge die muslimische Welt über diese schamlose Infamie hinweg,
als handele es sich um den legitimen Anspruch ihres Glaubens, im gastgebenden
Land schändliche Morde an verhassten Christen zu begehen.
Halten wir einmal fest: In der arabischen Welt, in Afrika
und Indonesien sind in den vergangenen Jahren viele Hundert Priester, Pastoren
und Ordensleute – darunter Europäer, die vor Ort besonders Muslimen viel Gutes
getan hatten – ermordet und zu Märtyrern gemacht worden. Kaum anzunehmen, dass
christliche Bürger aus Gelsenkirchen, Dortmund oder Recklinghausen auf die Idee
kämen, aus Hass oder Wut, die Moscheen in ihrer Stadt zum Schauplatz eines
Blutbades zu machen. In solch blutrünstigen Kategorien der Schändung denkt kein
deutscher, kein Europäer und kein Christ. Keinesfalls. Oder bin ich etwa zu
blauäugig?
Obwohl ich meinen inneren Zustand nur beschreiben und meine
Gedanken zu Papier bringen kann, bleibt meine ohnmächtige Hilflosigkeit, weil
mir bewusst ist, dass ich vermutlich mit meinen Worten kaum etwas bewirke,
schon gar etwas verändere. Das lässt mich in Anbetracht dieser Entwicklungen
nahezu verzweifeln. Soll die deutsche Bevölkerung unseren "muslimischen
Freunden" weiterhin mit Kerzen, Blumen, Hashtags, Trauerzügen und
Verständnis begegnen, nur weil es keine absolute Sicherheit gibt, werte Frau
Merkel?
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