Für manche mag das eine provokative Frage sein. Andere
wiederum werden im Brustton der Überzeugung „ALLES“ ausrufen. Und dann gibt vielleicht
auch Menschen, die geneigt sind, mein Postulat differenzierter zu bewerten und
möglicherweise sogar das angebliche Chaos in USA mit den Verhältnissen in Deutschland
oder Frankreich zu vergleichen. Deutschland, der Weltmeister in Sachen
gesetzlicher Akkuratesse, der peniblen Ordnung, dem Land der
Gewissenhaftigkeit, Zuverlässigkeit und Präzision, der Sauberkeit und
geregelten Kehrwoche, ausgerechnet wir maßen uns ein Urteil über den
Trump‘schen-Arbeitsstil und die neuesten Entwicklungen in den USA an.
Ich wills mal so sagen: Aus Sicht vieler europäischer
Politiker hat man einen hemdsärmeligen "Proleten" aus dem
amerikanischen Geldadel zum Präsidenten der mächtigsten Nation unseres Globus
gewählt, der ganz nach dem Gusto seiner Wählerschaft sagt was er denkt und tut
was er sagt. Hierzulande ist die Meinung unserer Politexperten und Medien eine
nicht weniger provokative: Trump verbreite Unsicherheit. Was, so frage ich,
verbreiten dann unsere Regierenden? Ich wage zu behaupten: Tragfähige Lösungen
hinsichtlich Migration, Einwanderung und Flüchtlinge finden die Konsorten in
unserem Bundestag auch nicht. Im Gegenteil. An unseren Außengrenzen werden es
Italiener, Türken oder Griechen schon richten. Nur wie, das ist bis heute nicht
klar. Bei vielen unserer Amtsträger kommt eher das Gefühl auf, dass sie nicht
wissen, was sie tun.
Politiker, Intellektuelle und Großkapitalisten in ganz
Europa jaulen auf wie geprügelte Hunde, rotten sich in Talkshows, Kongresse und
Konferenzen zusammen, und hauen phrasendreschender Weise - wie zu Zeiten des
Turmbaus zu Babel -, auf diesen Parvenü ein. Gewiss, man könnte kritisieren,
dass Trump nicht die Sprache der Diplomaten spricht, der Presse den Marsch
bläst, und in der Öffentlichkeit seine Finger wie der ungläubige Thomas von
Caravaggio in die blutende Wunde offensichtlicher Missstände legt. Nun ja, es
ist eben nicht der Ton der Etablierten, so what...! Jedoch trifft er den Nerv
vieler seiner Bürger, übrigens auch jenen der Europäer.
Ja, er redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, ganz
anders unsere Polit-Elite, die mit verklausulierten Formulierungen und
erhobenem, pseudo-intellektuellen Zeigefinger unseren Bürgern erzählt, was zu
tun ist. Trump hält sich nicht mir Märchenstunden auf, wenn er in jedes
Mikrofon aufzählt, was das Gebot der Stunde ist. Aber nur, weil Donald - der
Rustikale - mit unverwechselbarem Arbeitseifer eine Rhetorik benutzt, die seine
Wähler beglücken, und Politiker irritieren, sind seine Ziele aus Sicht der USA
weit weniger dumm, als man uns das vormachen will.
Muslime, illegale Migranten, Staatsgefährder und
Terroristen raus aus den USA. Es wird eine Mauer gebaut. Die Nato ist obsolet.
Nun ja…, wenn man solche Aussagen auf Deutschland überträgt, entspräche das
weitgehend dem Denken unserer Bürger und inzwischen auch den weitgehend
hilflosen Bemühungen unserer Politiker, wenngleich sie andere Vokabeln für die
Anforderung an die Sicherheit verwenden. Während Trump sich gerade den Nimbus
des knallharten Erneuerers hart erarbeitet, schwingen sich deutsche Politiker
mit geradezu überragender Geisteshaltung und exklusiver Ethik zu Welt-Lehrern
auf. Deutscher Politiker zu sein heißt auch differenzierter zu argumentieren. Na sowas! In Wahrheit verpackt man die eigene Bigotterie in humanitäres Geschwafel.
Wer heute Morgen die Europäischen Polizeikongress im
Phoenix mitverfolgt und genau zugehört hat, fühlt sich an die fetzigen Slogans
von Trump erinnert. Gefährder und Straffällige, Illegale und Kriminelle müssen
abgeschoben werden. Außengrenzen müssen geschützt werden. Die Balkanrute ist
dank Frau Merkel dicht! Was allerdings Frau Merkel mit der Grenzschließung von
Ungarn, Polen, Österreich oder den anderen Balkanstaaten zu tun hat, erschließt
sich mir nicht. Spielt ja aus der Sicht unserer Politiker bei der Argumentation
unter Wahrung des wirklichen Sachverhaltes keine besonders große Rolle.
Lange Rede, kurzer Sinn, in einer Gesellschaft von
politischen Warmduschern, Duckmäusern, Heuchlern und Speichelleckern ist man es
eben nicht mehr gewöhnt, offene, klare und ehrliche Worte zu formulieren. Man
könnte ja diskriminiert, angegriffen, zurechtgewiesen oder gar diffamiert werden.
Was ist das für eine Regierung, die Angst davor hat, Fehler zu machen und
deshalb nicht das vorantreibt, was notwendig wäre und dem Bürger Sicherheit und
Wohlstand vermittelt?
Aber wie sagte unser zukünftiger Heilsbringer Martin Schulz
vorgestern auf der Arbeitnehmerkonferenz so schön? Es ist nicht ehrenrührig,
Fehler zu machen. Ja, so ist das. Auch Trump macht den einen oder anderen
Fehler, vielleicht auch deshalb, weil er seine Klappe manchmal zu weit
aufreißt. Aber hat er nicht irgendwie recht?
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