Herbstzeit ist Jagdzeit, die Saison ist eröffnet. Kaum
hat sich Friedrich Merz zum Kandidaten für den CDU-Vorsitz erklärt, haben die
Untergrundkämpfer der Parteien sich zusammengerottet und ihre Waffen in
Anschlag gebracht.
Doch machen wir uns nichts vor, irgendeiner der grauen
Eminenzen muss das Halali geblasen haben. Wie sonst ließe sich erklären, dass just zu
dem Augenblick, als der Aufsichtsratsvorsitzende der Blackrock Ambitionen für
den CDU-Vorsitz anmeldete, die Staatsanwälte die Büros von Merz auf den Kopf
stellten.
Wer je mit dem Finanzamt zu tun hatte, der kennt das
Motto der Prüfer:
Und auch unsere Jäger kennen
die Usancen bei der Jagd. Denn die Treiber müssen schon aus Sicherheitsgründen
Signaljacken tragen, was bei politischen Hetzjagden tunlichst vermieden wird.
Schließlich wollen die Hosenscheißer ja vermeiden, dass gleich jeder weiß, wer
die Sau durchs Dorf treibt. Nur allzu leicht gerät man selbst in die
Schusslinie und die Gefahr ist groß, versehentlich von den eigenen Leuten
erlegt zu werden.
Irgendetwas finden wir immer.
Eines muss man konzedieren, mit Finanzen kennt er sich
aus, der Friedrich. Noch besser beherrscht er als Cheflobbyist der weltweit
größten Fondsgesellschaft mit einem Anlagevolumen von 6,3 Billionen Dollar die
Verknüpfung mit einem Zweitjob bei der Düsseldorfer Privatbank HSBC Trinkaus. Auch
dort sitzt er in der Chef-Etage als Aufsichtsratsvorsitzender. Ganz nebenbei
ist Friedrich Merz auch Mitglied der renommierten Steuerkanzlei Meyer &
Brown, die den großen und diskreten Bankhäusern in komplizierten Steuerangelegenheiten
hilfreich zur Seite steht. Stichwort: Steuern erleichternde Cum Ex-Geschäfte,
die sich bei den Superreichen großer Beliebtheit erfreuen.
Wie rührig Friedrich Merz ist, kann man ein seinen
zahlreichen Jobs ablesen. Beispielsweise leitet er das Kontrollgremium des
Flughafens Köln-Bonn, sitzt zudem im Verwaltungsrat des Schweizer Zugbauers und
Siemens-Konkurrenten Stadler Rail. Interessanterweise führt er auch den
Aufsichtsrat des Arnsberger Unternehmens Wepa, Hersteller von Toilettenpapier.
Bei letzterem Job liegt die Vermutung nahe, dass er als Lobbyist in der Lage
wäre, dem Bundestag und den angrenzenden Behörden mit jenen Produkten unter die
Arme zu greifen, wenn man bedenkt, wie viel Scheiße dort gebaut wird.
Wenn also ein solcher Mann, wie Phönix aus der Asche,
in die Politik zurückkehrt, braucht es keine Phantasie, um sich auszumalen, was
im Kanzleramt los ist, zumal Merz noch einige unbeglichene Rechnungen mit
Angela und einigen seiner ehemaligen Kollegen hat. Da wird so mancher die Hosen
gestrichen voll haben. Da greift man der Not gehorchend schon mal zum Telefonhörer und
plaudert ein wenig mit dem Finanzminister. Wie schon gesagt: "Irgendetwas finden
sie immer."
Dass Merz nicht nur ein Feindbild für jeden Grünen und
Roten darstellt, muss nicht erwähnt werden, ist er doch ein Ausbund an
Kompetenz, was Wirtschaftsfragen und Rechtsangelegenheiten angeht. Bei so einer
Type entgleisen selbst dem Pinscher wie Heiko, der das Beinchen am Baum nicht
hoch genug heben kann, die lässigen Gesichtszüge. Nur ein Roter hält Friedrich Merz
mit maximaler Süffisanz die Stange, auch wenn er nicht dessen Stallgeruch
verbreitet. Gerhard Schröder, Ex-Chef der SPD, einstiger Bundeskanzler und
heute Chef und Aufsichtsratsvorsitzender von Putins Gasprom. Angesichts dessen
müsste sich Andrea Nahles eigentlich von der nächsten Autobahnbrücke stürzen.
Verdächtig ist auch, dass sich Flintenuschi derzeit
nicht aus der Deckung wagt. Offenkundig hat sie als Verteidigungsministerin und
eines zahnlosen Heeres gelernt: Wenn du nur Platzpatronen hast, solltest du
dich nicht an Grabenkämpfen beteiligen. Ja, ja, es ist Herbst und die Messer
sind gewetzt. Und wenn da diese Kachelhubers, diese Spänchen und deren Helfershelfer
wie Armin der Lasche glauben, sie könnten das Fell vor dem Abschuss verteilen,
die sollten sich vorsehen, dass sie nicht selbst zum Wild und damit zum
Abschuss freigegeben werden. Es gibt in der Tat noch einige offene Fragen. Wo
laufen die heißen Telefondrähte zusammen? Etwa auf der Kanzlerinnen
Schreibtisch?
Ich will ja
nicht ketzerisch sein, aber die Tatsache, dass es keine Lauer gibt, auf der
unsere politischen Pappnasen nicht liegen, darf man auch von einer Beteiligung
der roten und grünen Jagdhelfer sprechen. Denn noch wurde das Signal „Sau tot“
nicht geblasen.
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