Seit einigen Wochen verzeichnen die italienischen
Behörden einen gut organisierten Pendelverkehr auf dem Mittelmeer, genauer
gesagt zwischen der tunesischen Küste und Lampedusa. Bei den Fahrgästen der
kleinen Boote handelt es sich um Europa-Urlauber aus Syrien, Libyen, aber auch
Reisende aus Eritrea oder gar Ghana oder dem Sudan.
In Lampedusa landen im Tagesdurchschnitt etwa 500
Feriengäste, die es allerdings versäumt haben, auf der italienischen Insel
rechtzeitig Zimmer zu buchen. Derzeit wird das kleine Eiland von interessierten
Weltenbummlern vollständig überrannt. Die italienische Küstenwache ist
gezwungen, die Besucher aus Afrika in Lager und Zeltstädten unterzubringen, in
denen es so gut wie keinen Komfort gibt. Die Beschwerden der Anreisenden werden
immer lauter, da die Kapazitäten der Gästebetten im Lager auf 150 Personen limitiert
sind.
Derzeit teilen sich aber mehr als 15.000 afrikanische
Touristen die verfügbaren Plätze, was für eine unangenehme Enge sorgt. Daher
hat die italienische Regierung beschlossen, den Schiffsverkehr nach Lampedusa
einzuschränken, was auf gewisse Widerstände stößt. Immerhin haben die
Passagiere der Schlauchboote und kleinen Trawler jahrelang gespart, manche
sogar bei Kumpels Geld geliehen, um langersehnte die Passage ins Urlaubsgebiet finanzieren
zu können.
Unmut macht sich in den Lagern breit. Der Frust ist
groß. Das Essen miserabel, die schöne Aussicht aufs Meer versperrt und der
Service miserabel. Weder gibt es Sonnenschirme, noch ausreichend Schattenplätze
oder Liegen, auch von fließendem Wasser oder sanitären Anlagen kann keine Rede
sein. Selbst Mülleimer sollen Mangelware sein, und haben dazu geführt, dass die
Besucher nicht in der Lage sind, wenigstens ihren Müll zu trennen und
ordentlich zu entsorgen. Nun harren Abertausende gestrandete Weltenbummler aus
dem Süden bei glühender Hitze und infernalischen Gestank in den gut beschützten
Auffangstationen.
Mittlerweile hat die Coastguard damit begonnen, die
gestrandeten Gäste nach Sizilien überzusetzen. Der Bewohner des kleinen,
beschauliche Ortes Porto Empedocle, unterhalb von Agrigento gelegen, sind angesichts
des riesigen Ansturms reisefreudiger Sommerfrischler völlig überfordert. So ist
es nicht verwunderlich, wenn sich die Gastfreundschaft der Einheimischen in Grenzen hält. Im Gegenteil. Rufe nach Salvini werden wieder laut,
der nur Fremde ins Land lassen will, die sich selbst versorgen
können, beispielsweise Gäste aus Wanne Eikel, Bottrop, Wien oder auch Recklinghausen.
Erfreulich für die Bürger der kleinen Hafenstadt ist
allerdings, dass sich die Ankömmlinge auch in Sizilien nicht mehr ganz so
wohlfühlen, wie gedacht und sich deshalb die Allermeisten entschlossen haben,
nach Österreich, Deutschland und Frankreich weiterzureisen. Aufgrund der angenehmen Lebensumstände in Deutschland erwägt die Mehrheit der reisefreudigen Urlauber, ihren Aufenthalt in Deutschland auf unbestimmte Zeit zu verlängern.
Claudio Mancini, ganz wunderbar geschrieben, aufklärend, erschreckend und teilweise ergötzend. Ein Tatort-Kriminalroman-Schreiber und Buchautor, der sein Handwerk glänzend versteht. Bleibe uns noch lange erhalten und schränke deshalb dein Rauchen ein.
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