Da saß er nun, unser Vizekanzler Robert aus Deutschland, demutsvoll, unterwürfig und ehrfurchtsvoll. Mit Bückling, wie ein gut erzogener Sohn aus gutem Haus, erwies er dem katarischen Minister für Handel und Todesstrafe die Referenz, nahm auf dem golden Stuhl Platz und nahm die Bittstellerhaltung ein.
Die Absurdität des Bettel-Besuches übertraf seinerzeit den Bitt- und Bußgang des römischen Kaisers mit seinem Gang zu Canossa. Von Überwindung, Ablehnung oder gar Ekel keine Spur. Eigentümlich, waren es doch insbesondere die Grünen, die sich über den unmenschlichen Staat nicht nur mokierten, sondern die sklavenähnlichen Lebensbedingungen lautstark und pöbelnd anprangerten. „Mit einem solchen Staat macht man keine Geschäfte", tönte es noch bis vor Kurzem vorwurfsvoll aus deren Reihen. Die Fußballweltmeisterschaft sei gar ein Affront für Deutsche Demokratie und müsse deshlab abgesagt werden.
Was haben sich die Herrschaften des Fußballweltverbandes FIFA alles an den Kopf werfen lassen müssen. Ja, von Baoykott war sogar die Rede. Der Weltverband sei in seinem Demokratieverständnis zutiefst verrottet. Die katarischen Scheichs hätten die Edelkicker einfach gekauft und von Millionensummen an Schmiergeldern war die Rede. Die Grünen glichen einem gackernden Hühnerhaufen, der empört den Fußball-Zuschlag an die Wüstensöhne als "Tiefschlag" gegen zivilisierte Länder ettikettierte.
So gesehen, darf man Habecks Besuch, Chef-Prediger der reinen, grünen Leere, als Highlight deutscher Scheinheiligkeit und Heuchelei bezeichnen, die man weder in dieser Perfektion, noch in seinem medialen Anspruch erwartet hätte. Damit ist die Welt der Grünen auf dem Höhepunkt vollkommen verhunzter Politik aufgestiegen. Mit ein wenig Anstrengung und selbstverleugnenden Überwindung geht einfach alles.
Nun ja, die Golfstaaten sind auch nicht gerade zimperlich, wenn es um die Überwindung für massenhafte Todesurteile und Exekutionen missliebiger Regierungskritiker geht. So spielen für die Emire des Wüstenstaates auch die nahezu 16.000 Toten bei den Gastarbeitern im Zusammenhang mit der Fußball-WM in diesem Jahr so gut wie keine Rolle. Und da unsere Regierung dem deutschen Bürger wegen Putins unmenschlichen Angriffs auf die Ukraine den Energiehahn so sehr abgestellt hat, dass wir Gefahr laufen, frieren zu müssen. Nach den staatlich angeordneten, pandemischen Vernichtungsversuchen laufen wir überdies Gefahr, nun auch die Restbestände einer funktionierenden Wirtschaft riskieren, muss man eben auch mal Verbrecher hofieren.
Wir müssen Kompromisse eingehen, hat sich unser Robert gesagt. Unmenschliche Lebensbedingungen hin, Todesstrafen her. Es ist immer noch besser, mit den Scheichs in Katar, die im Jemen seit Jahren auf grausamste Weise alles zusammenbomben, was nicht niet- und nagelfest ist, Gasgeschäfte für Deutschland anzukurbeln, als diesem Putin auch nur noch einen Liter Öl zu viel abzunehmen. Da spielen Blut, Tod, Verwüstung und zehntausendfaches Leid im Jemen, aktiv durch Katar, Saudi Arabien und den Emiraten durchgeführt, nur eine marginale Rolle.
Und während Habeck für die Öffentlichkeit semantisch geschickt, filigrane Unterschiede zwischen dem russischen Unmenschen Putin, den Unmenschen aus Katar und den Unmenschen in den Emiraten zeichnet, unterstützt die grüne Außenministerin Baerbock mit großem Engagement die Waffenlieferungen in die Ukraine, in der ebenfalls ein kriegstreiberischer Unmensch agiert. Wo kämen wir hin, wenn der unmenschliche Russe glaubt, er könne sich alles erlauben? Da kaufen wir doch lieber bei unmenschlichen Verbrecherstaaten ein, die uns ihr Flüssigerdgas zu unmenschlichen Bedingungen überlassen.
Gut möglich, dass unser lieber Robert gar nicht weiß, dass Katar zu den Großsponsoren der Hamas zählt, dass die Scheichs Top-Terroristen finanzieren und Israelis partout nicht leiden können. Auch so mancher Botschaftsbesucher verschwindet auf Nimmerwiedersehen, obwohl er nur einen Pass verlängern wollte. Aber das ficht einen deutschen Politiker von grünem Schlage nicht an.
Moral scheint bei Politikern nicht nur ein wohlfeiles Handelsgut zu sein, das man je nach Angebot und Nachfrage verhökert. Russland wird gewissenlos durch Katar ersetzt und die Menschenrechte durch Gas und Fußball. Politiker-Moral ist in Deutschland dermaßen inflationär, dass sogar schon jeder dahergelaufene Minister oder Abgeordnete mit privaten Maskendeals oder Provisionsgeschäften seine kargen Einkünfte aufbessert. Man lebt schließlich nur einmal. Doch seit gestern Abend weiß der Bundesbürger Bescheid. Habeck hat verkündet, man habe »großartigerweise« eine langfristige Energiepartnerschaft zwischen Deutschland und Katar vereinbart. Welch ein Segen!
Doch halt, noch dürfen wir uns nicht entspannt zurücklehnen. Wie erklärte Habeck schmallippig? Man müsse nun LNG-Terminals in Deutschland bauen. „Das dauert zwar ein bisschen, aber damüsse man Geduld haben. Ich darf in diesem Zusammenhang nicht an den Berliner Flughafen denken. Allerdings vergaß er zu erwähnen, dass es weltweit nur drei Schiffe gibt, die größere Mengen über die Weltmeere schippern könnten. Da darf man gespannt sein, wann Deutschland die erste Gaslieferung erhalten wird. Schwamm drüber, wir haben jede Menge stillgelegte und in Pleite gegangene Werften, in denen man solche Schiffe in den nächsten 5 Jahren bauen könnte, wenn man könnte. Mir scheint es besser zu sein, dieses Thema hier nicht zu vertiefen.
Alternativ scheint mir erwähnenswert zu sein, dass nun unser hurtiger Robert in die Vereinigten Emirate weiterreist, um dort „grüne und energie-effiziente Gas-Kooperationen“ eingehen will, um den Kauf von „grünem Wasserstoff“ in die Wege zu leiten. Der irreale Populismus feiert gerade fröhliche Urständ. Nun ja, Araber verkaufen auch braune Kühe als grüne Kamele, wenn es denn sein muss. Doch ein Blick in die Mimik unseres Wirtschaftsministers während des Interviews verdeutlichte, dass er seine Gesichtszüge im Griff hatte und nicht lachte. Ein weniger geübter Zeitgenosse als Habeck hätte sich vermutlich vor Scham versteckt.
Mich
lauste der Affe, als unser Vizekanzler im Interview folgendes ausführte. ZITAT: "Aber
zwischen einem nicht demokratischen Staat, bei dem die Situation der
Menschenrechte problematisch ist, und einem autoritären Staat, der einen
aggressiven, völkerrechtswidrigen Krieg vor unserer Tür führt, gibt es noch mal
einen Unterschied. Wir können nicht alle Länder von Lieferungen
ausschließen." Zweiundzwanzig Wirtschaftsvertreter, die ihn begleiten,
spendeten unproblematischen Applaus.
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