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Es kann nur einen geben!

Es geschah an einem Mittwochabend, an dem eine jener unbedeutenden Ejakulationen etwa 80 Millionen Spermien freisetzten, wie sie täglich hunderttausendfach geschahen. So auch bei der jungen Braut Gudrun, die sich mit Harald zum vorehelichen Verkehr entschlossen hatte! Und nun?

Der gnadenlose Wettlauf durch ihre dunkle Feuchte in Richtung Eizelle hatte begonnen. Schnell bildete sich eine Spitzengruppe. Detlef und Paule, zwei kräftige Schwimmer, ehrgeizig und zielorientiert lagen derzeit an der Spitze. Dicht bei dicht kämpften sie um den ersten Platz, sich argwöhnisch beäugend und mit unbändigem Überlebenswillen vorwärtsdrängend, während das Feld abgeschlagen hinterher paddelte.

    »Verdammt, lass die Drängelei! Ich bin ohnehin schneller als du«, versuchte Detlef seinen Konkurrenten zu demoralisieren.

    »Das könnte dir so passen!«, presste Paule angestrengt durch die Zähne.

Doch keiner von beiden vermochte sich einen entscheidenden Vorsprung verschaffen. Detlef bemerkte, dass er ausgerechnet heute nicht ganz so gut drauf war wie sonst. Wollte er den Wettlauf gewinnen, musste er sich jetzt ins Zeug legen.

    »He, du«, meinte Paule, »weißt du, was mir die Prostata vorhin erzählt hat?«

    »Die erzählt viel, wenn der Tag lang ist«, presste Detlev atemlos heraus und schwänzelte unbeirrt weiter.

Paule holte tief Luft und versuchte mit einem doppelten Rittberger einige Zentimeter gutzumachen. Detlev konterte geschickt mit einem rückwärts eingesprungenen Salchow. »Also, sie hat erzählt«, keuchte Paule, »dass, wenn man das Ei erreicht hat, so als erster, versteh’ste, dass man dann damit verschmilzt und... «

    »Boa, is doch cool, verschmelzen«, erwiderte Detlev und versuchte links vorbeizuziehen, wurde jedoch erneut von Paule ausgebremst.

    »Ja, und dann gibt man sein Erbmaterial ab oder so. Und danach fängt ne' Scheiß Teilerei an... «

    »Hört sich echt unterirdisch an.« Detlevs Versuch, durch eine unerlaubte Rolle an der oberen Vaginalwand Paule auszutricksen, um noch vor dem Muttermund auf die Innenbahn zu gelangen, schlug fehl. Aber er konnte das Tempo halten und blieb auf gleicher Höhe.

    »Ja, und dann soll man angeblich aufgehen wie ein Hefekuchen. Monatelang geht das so. Du wirst größer und größer«, fuhr Paule unbeirrt fort. »In der Fruchtblase soll’s am Ende verdammt eng zugehen«, fügte Detlev an.

    »Hört sich ziemlich ungeil an. Ich hab’s eigentlich gern geräumig und warm«, keuchte Detlev, und machte ein paar schnelle Flossenschläge.

»Und wenn du denkst«, fuhr Paule fort, »du packst es nicht mehr und willst dich frei strampeln, wird’s gefährlich. Anscheinend soll man sich ziemlich leicht in der Nabelschnur verheddern.«

    »Sagt wer?«, erwiderte Detlev.

    »Die Prostata! Manchmal knallen sie einem so 'ne Saug-Glocke an die Rübe. Da kann's dir blühen, dass du regelrecht entkorkt wirst...!«

    »Du spinnst«, erwiderte Detlev und tippte sich mit der Schwanzflosse an die Stirn.

    »Wenn ich’s dir doch sage! Und ist man erst einmal draußen, soll es erst richtig abgehen...! Schreien, essen, schlafen, kacken. Wer weiß, was für Eltern du kriegst. Wenn du Pech hast, ist der Stecher ein Syrer oder Marokkaner. Aber das wäre ja noch nicht das Schlimmste.«

    »Wieso?«, keuchte Paule und wischte sich den Angstschweiß von der Stirn.

    »Klar. Nicht auszudenken, wenn der Kerl, der uns hier reingeschickt hat, mit Nachnamen Hofreiter heißt. Dann haben wir nichts mehr zu lachen, das sag' ich dir!« 

       »Erzähl keinen Scheiß.« Paules Stimme hatte nun einen panischen Unterton angenommen.

    »Und dann erst noch seine Verwandten! Die Prostata hat mich gewarnt, ich soll mich besser nicht so anstrengen. Es brächte sowieso alles nichts. Kaum bis’te draußen, fummeln alle möglichen Leute in deinem Gesicht herum und brüllen dich an: Eia, Eia, wo isser denn?«

    »Echt? Obwohl sie dich sehen können…?«, meinte Detlev und kicherte.

    »Ich versteh’s auch nicht«, erwiderte Paul kopfschüttelnd.

    »Jedenfalls schwenken dich alle möglichen Leute ziemlich oft in der Luft herum, stechen dir mit dem Zeigefinger in den Bauch und nerven dich mit Rasseln und machen Hoppe-Hoppe-Reiter. Da muss‘te echt aufpassen, dass du normal bleibst!«

    »Du übertreibst…“, presste Detlev durch seine noch nicht vorhandenen Zähne.

    »Du wirst dich noch wundern«, raunzte Paule. »Wenn‘s ganz blöd läuft«, haben die da draußen gerade 'ne Pandemie und verpassen dir 'ne Maske.«

Detlev kicherte belustigt. »Spinner!«

»Lach nur«, prustete Paule völlig außer Atem, »es dauert nicht mehr lange, dann hast‘e nichts als Probleme am Hals. Kindergarten, Schule, Lehre, Arbeitsamt, Hartz vier, und …und ...und...! Es kann dir auch passieren, dass  du ein Geschäft erbst. Dann kriegst es mit dem Finanzamt oder dem Gewerbeaufsichtsamt zu tun! Angeblich soll das überhaupt nicht mehr aufhören.«

Detlev hatte genau zugehört. Hatte er Paule richtig verstanden? »Arbeit? Stress? Finanzamt?«

Paule nickte.

»Du, sag mal?«, murmelte Detlev …, man konnte ihm die Verunsicherung anhören. »Was hat die olle Zicke von Prostata denn noch so alles von sich gegeben?«

    »Dass das Leben da draußen echt heavy ist, also absolut kein Zuckerschlecken«, entgegnete Paule düster. »Bis jetzt hatten wir es ja noch ganz gut. Bist'e erst mal draußen, musst'e malochen, bis die Schwarte kracht und alle zocken sie dich ab. Lohnsteuer, Kirchensteuer, Gewerkschaftsbeiträge, Krankenkasse, Erbschaftssteuer, Versicherungen, Gemeindeabgaben, CO₂-Abgaben, Müllgebühren, Kreditzinsen, teure Freundinnen und nörgelnde Ehefrauen, von deinen Kindern will ich gar nicht reden!«

    »Ich hab' aber gehört, dann würde man später von den Sprösslingen versorgt.«

     »Du hast vielleicht Vorstellungen! Ein deiner Stelle würde ich mir jede Fortpflanzung verkneifen«, knurrte Paule und hielt für einen Augenblick inne. Er konzentrierte sich jetzt erneut auf den Endspurt. Doch dann schien ihm etwas einzufallen. »Das Schärfste von allem ist, deine eigenen Kiddies liegen dir ein Leben lang auf der Tasche. Taschengeld, Smartphone, Markenklamotten, Sportwagen. Du kommst gar nicht mehr nach mit dem Bezahlen. Und kaum has‘te die Raten für dein Haus abgestottert, wirs’te von den Gören ins Altersheim abgeschoben. Es dauert nicht mehr lange, dann brauch‘ste ein neues Hüftgelenk und neue Zähne, und kein Schwein interessiert sich dafür. Meins’te, das zahlt dir jemand? Frag mal diesen Lauterbach, der hustet dir was! Dann ist es aus! Ex und hopp.«

    »Was meinst du mit ex und hopp?« Detlev stand jetzt die blanke Angst im Gesicht geschrieben.

    »Na, man nippelt halt ab, ohne Zähne im Mund, Pinkeln kann'ste auch nicht mehr richtig, versteh’ste!«, erklärte Paule mit frustrierendem Unterton. »Keine Chance...! Schau sie dir doch an! Unsere Kollegen hinter uns. Millionen Loser! Die können uns nicht mal annähernd das Wasser reichen. Mein'ste, da kommt auch nur einer so weit wie wir?«

    »Und du meinst, die hat Ahnung?«, entgegnete Detlev panisch.

    »Wer?«

    »Na die Prostata! Woher will die denn das alles so genau wissen!«

Paule warf Detlev einen wissenden Blick zu. »Diese Dingsbums hat’s mir bestätigt.«

»Dingsbums?«, fragte Detlev und in seiner Stimme schwang die schiere Verzweiflung.

»Jah, doch..., diese Vagina. Sie hat mit allen möglichen Typen verkehrt und waaahnsinig viel Erfahrung, bis dieser Anton endlich auf sie reingefallen ist. Kaum hatte der Idiot etwas von ewiger Liebe gefaselt, war er geliefert! Jetzt will die Inhaberin von dieser, ... du weißt schon..., also, Gudrun unbedingt Nachwuchs und wir sollen dafür herhalten.«

Detlev hielt schockiert inne und stellte jede weitere Schwimmbemühung ein. »Du meinst also, ich könnte später mal Hofreiter heißen?« 

    »Keine Ahnung«, brummelte Paule. 

    »Und ich dachte immer, dass ich irgendwann mal Karriere mache und einen Haufen Kohle verdiene.«

    »Mach dir keine Hoffnungen«, brummelte Paule. »Bei der Wirtschaftslage hättest du nur 'ne Chance, wenn du saublöd bleibst und dann in die grüne Partei eintrittst oder wenn der Kerl, der uns hier abgeladen hat, Parteivorsitzender oder Banker wäre.«

    »Und…? Isser nich…?«

    »Ich bin mir nicht sicher!«, ächzte Paule und warf Detlev einen mitleidigen Blick zu. »Soweit ich weiß, arbeitet er bei den Stadtwerken oder beim  Umweltschutzverband.« 

Wie es schien, machte sich jetzt Detlev ernsthafte Sorgen. »He, was is’n los Alter! Schwimm weiter!«, maulte eraufmunternd und paddelte beherzt weiter. »Schau Detlev, Muttermund in Sicht! Ich weiß, nur einer von uns kann’s schaffen. Lass es uns gemeinsam zu Ende bringen. Wenigstens konnten wir nett miteinander plaudern. 

    »Nee du! Weißt’e, ich hab' ich echt keinen Bock auf Stress, Arbeit und so’n Trallala«, meinte Detlev demoralisiert. »Ich trau' dem Frieden nicht mehr! Schwimm du mal weiter zu deinem Ei, okay? Das Risiko ist mir zu groß. Ich glaub es ist besser, wenn ich dir den Hofreiter überlasse. Ich bleib' hier und werde in aller Seelenruhe abwarten, bis ich absterbe.«

    »Quatsch..., Komm', stell dich nicht so an, weiter geht's.«

Detlev nickte müde und machte ein paar traurige Schwimmstöße. Die Eizelle lag direkt vor seinen Augen. Er warf seinen Ruderschwanz ab, klammerte sich am Ei fest und sinnierte: Wenn ich da nur mal nichts falsch gemacht habe! Vielleicht hatte Paule recht mit allem, was er erzählte. Aber vielleicht hatte er ihn aber auch nur hereingelegt. Er fasste einen spontanen Entschluss. Er würde umkehren und einen anderen den Mist auf der Erde ausbaden lassen.

Zu spät. Die Verschmelzung hatte begonnen und er lief allmählich rot an. Er sah überrascht an sich herunter. Knallrot...! Dann kam ihm sein letzter Gedanke: Hoffentlich muss ich nicht in die SPD einreten.

Claudio Michele Mancini

                                        

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Kommentare

  1. Und die Moral von der Geschicht, traue einer Vagina nicht.

    Danke für den Spaß zum Vatertags Morgen :-)

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