Im Februar 1963 erblickte er als Hypochonder das Licht der Welt. In Birkesdorf – ein völlig unbedeutendes Kaff bei Düren, in dem die Einwohner gewöhnlich ebenso unbedeutenden Nachwuchs großzogen. Nur Karl – der war anders.
Schon als Jugendlicher fiel er mit seherischen Fähigkeiten auf. Überall lauerten Gefahren. Selbst in der Grundschule von Niederzier, wo ihm Klassenkammeraden auf dem Schulhof das Leben schwer machten. Allgegenwärtige Risiken motivierten ihn mehr und mehr, auch über nicht vorhandene Gefahren nachzudenken und Unheil abzuwenden, bevor es drohte. Im Dorf nannten die Einwohner den pubertierenden Karl „Nosferatu von Birkesdorf“, der mit seinen düsteren Prognosen nicht nur bei seinen Eltern und Verwandten Angst und Schrecken verbreitete, sondern auch im weiten Umkreis seine Nachbarschaft in Panik versetzte.
Für den kleinen Karl stand früh fest: Er wollte Medizin studieren, um sich selbst und die Menschheit zu retten. Die Jahre vergingen und aus dem anämischen Kerlchen war inzwischen Karl geworden, und sein Traum Wirklichkeit. Doch die Befähigung der Anamnese, Diagnose und Therapie blieb für ihn stets ein Buch mit sieben Siegeln und ihm die Approbation als Arzt in Deutschland verwehrt. Was blieb, war seine Angst vor schrecklichen Gefahren, Weltuntergängen, Seuchen und dauerhaftem Siechtum.
Nichtsdestoweniger: Die Wege Gottes waren schon damals unergründlich. Sein beruflicher Weg führte ihn in die „Gesundheitsökonomie“ und er wurde Professor – eher versehentlich als vorsätzlich. Im Jahr 1996 berief ihn die Universität zu Köln an den Lehrstuhl der klinischen Epidemiologie ohne dass Lauterbach Genaueres über Infektionskrankheiten, Seuchen und Wirkweisen von Viren oder Bakterien wusste. Wieder war Lauterbachs Talent aus Jugendjahren und seine angeborene Angst hilfreich. Sein Gespür für dunkle Vorahnungen.
Fortan war seine Karriere vorgezeichnet. Er engagierte sich in der SPD und brachte seine ihm in die Wiege gelegten Begabungen als furchterregender Warner und weitsichtiger Prognostiker in die Partei ein. Sein politischer Aufstieg zwangsläufig. Die Universität Köln beurlaubte ihre wissenschaftliche Koryphäe und Lauterbach mutierte, ähnlich kompetent wie sein Vorgänger Spahn, zum Gesundheitsexperten.
Seine große Stunde war gekommen. Die SPD gewann die Bundestagswahl und inthronisierte ihren aufsteigenden Stern als Gesundheitsminister. Binnen kürzester Zeit schaffte der begnadete Epidemiker Fakten, ja, man könnte sogar sagen, er etablierte sich als "Jeanne d’Arc" der Pharma-Industrie. Nichts und niemand konnte ihn bei der millionenfachen Bestellung von Impfdosen aufhalten.
Endlich hat Deutschland wieder einen Politiker von Rang und Namen, einen, der das pandemische Armageddon ganz im Sinne von Herstellern mit wunderwirkenden Vakzinen und energischer Einfalt in die richtigen Bahnen lenkt. Man kann mit Fug und Recht behaupten: Karl Lauterbach – Verfechter des Guten, Schönen und Geimpften, ist unermüdlicher Virenbekämpfer mit übersinnlichen Fähigkeiten.
Befand sich unser Gesundheitssystem mitsamt der deutschen Ärzteschaft bislang in der Diaspora steinzeitlicher Unwissenheit, rückwärtsgewandt und provinziell – so hat uns Professor Dr. Lauterbach medizinisch und auch gesundheitspolitisch dorthin gebracht, wohin der Bürger nie hinwollte. Der Aphorismus: „Manche müssen zu ihrem Glück gezwungen werden“, kann nur mit Hilfe von Karl Lauterbach Wirklichkeit werden, und auch hier geben ihm die bisherigen Erfolge wieder einmal recht.
Die Volksimmunisierung ist dank konsequenter Bürger-Internierungen, Maskenzwang, Sozial-Distancing und Dreifach-Booster zum Erfolgsmodell avanciert. Lauterbachs Weitsicht hat sich nicht nur für die Pharma-Industrie bezahlt gemacht, sie hat dort auch eine Innovation im Bereich neuer und unbekannter Viren in Gang gesetzt, für die nun spektakuläre Endlösungen entwickelt werden. Mittlerweile sind die Studien und Forschungsbemühungen auf Affen, Leoparden, Giraffen, Schildkröten und Nilpferde prophylaktisch ausgeweitet worden. Dieser innovative Schub erinnert uns wieder an dessen Kindheit, versetzt uns zurück an den Ort seiner Jugend und seinen Spitznamen.
Nosferatu von Birkesdorf. Es scheint, als sei „Die Symphonie des Graues“, ein Spielfilm von Friedrich Wilhelm Murnau in fünf Akten aus dem Jahr 1922, wie eine Fleisch gewordene Re-Inkarnation deutscher Gesundheitspolitik und als Fanal zukunftsweisender Impfbemühungen, verbunden mit unwirksamen Immunisierungen mit Karl Lauterbach wieder auferstanden. Gut, dass es Politiker wie wie ihn gibt. Mit Lauterbach hat die SPD wieder Zukunft.
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