Welch ein Auftrieb…! Ob
Markus, der Halbseidene, Anne, die niemand will, oder Maybritt, die
Superschlaue, ob nun Panorama, Aspekte oder Monitor, die heutigen
TV-Inquisitionen heißen Talkshows. Sie sind die Bühnen der überflüssigen
Geschwätzigkeit auf dem Markt der Beliebigkeiten. Zwar war in den Talkshows
schon längst alles gesagt, aber noch lange nicht von jedem. Doch gab es endlich
die einmalige Chance - seit zwei Tagen darf jeder mal,
weil die üblichen Kanaillen nicht verfügbar sind.
Die Präsidentschaftswahlen in den USA
haben eine wahre Trumpmania ausgelöst. Wie Schmeißfliegen, die bekanntlich auf
jedem Scheißhaufen sitzen, hat sich die gesamte Medienlandschaft mit der
Wiedergutmachungs-Attitüde auf den unvermuteten Wahlsieger geworfen. Der rechte
Wähler - in den USA "white trash" genannt, hat sich
überraschenderweise durchgesetzt. Wir in Deutschland sind da schon viel weiter,
den "white trash" kennen wir schon seit Jahren. Er sitzt allabendlich in unseren beliebten
Talkshows.
Schockstarre allenthalben. Etwa weil alle Demoskopen, Wahrsager und Insider völlig danebengelegen haben? Nein! Schockstarre, weil unseren weitsichtigen Politikern plötzlich klar wurde, mit welchen Attributen sie den zukünftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten belegt hatten und mit welchen Beleidigungen sie öffentlich hausieren gegangen waren. Ich wills mal so sagen, ich mag den Kerl auch nicht, aber meine Meinung wird kaum politische Nachteile auslösen.
Alles hatte sich auf Clinton eingeschossen und man hatte es sich mental schon mal bequem gemacht. Und von einer
auf die andere Stunde war alles anders. Jetzt galt es, auf die Sensation schnell
zu reagieren. Ganz gleich, ob Nachrichtensender, Polit-Magazine oder
Talkveranstaltungen, dem Fernsehvolk musste jetzt haarklein erklärt werden, wie dieses
Unglück passieren konnte. Alles, was an Meinungsbildnern herhalten könnte und auch greifbar
war, wurde in die Arena der Eitelkeiten getrieben. Psychologen, Kabarettisten, Politik-Experten,
Sänger, Soziologen, Fußballer und Insider wurde vor die Kamera gezerrt, um das
Phänomen Trump zu filetieren. Selbst der Papst musste herhalten, freilich in
Vertretung durch das Maschinengewehr Gottes Andreas Englisch. Aber der darf das.
Auffällig dabei…, die erste Garde unserer Politikelite, die
gewöhnlich die Sender als willfährige Hure nutzen, geben sich, von ein paar
blöden Ausrutschern einmal abgesehen, auch jetzt noch erstaunlich schmallippig.
Kaum einer dieser mediengeilen Phrasendrescher traut sich aus seinem Loch. Einzig Frau
Merkel, der inneren Not gehorchend, erging sich in Empfehlungen, wie sich
der ungehobelte Bauer aus den USA im Politikgeschehen zu benehmen hat. Auf der Basis
Demokratie, Respekt und Freiheit. Dabei übertrumpften sich noch vor wenigen
Tagen gegenseitig die Trump-Beleidiger, deren verbalen Ausfälle locker als Schimpfwort-Hitliste
ein Bestseller auf dem Buchmarkt hätte werden können.
Nun ja, wenn an Stammtischen
in Bayern Mr. Trump als Arschloch bezeichnet wird, dürfte ihn das kaum
interessieren. Wenn sich allerdings „gestandene Politiker“ nicht so lange
diplomatisch zurückhalten können, bis eine Entscheidung dieser Tragweite
gefallen ist, da darf man dann schon mal die Frage stellen: Wenn Siggi der
Dicke oder Steinmeier der Faltenfreie Donald Trump als Supergau bezeichnen und
ihn als Hassprediger und Rassisten beschimpfen, auf welche Stufe darf man dann
unsere peinlichen Politiker stellen?
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