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Die Macchiato Generation und die sophistische Öko-Bewegung


Arm sein und Klima schützen, das ist in etwa so, wie ein Sozialhilfe-Empfänger, dem man empfiehlt, im Bio-Laden seine Lebensmittel einzukaufen oder ihm zumutet, morgens eine Stunde mit der S-Bahn zum Sozial- oder Arbeitsamt zu fahren. Dort holen sie ihre Stütze, fahren den selben Weg wieder zurück, um sich hinterher im Supermarkt mit Hühnerfleisch und Billighack einzudecken. 


Es gehört zu den Binsenweisheiten, dass Menschen mit guten Einkommen privilegiert sind und es ihnen erheblich leichter fällt, ökologisch bewusst zu leben – ohne Unterstützung des Staates, versteht sich. The world goes Öko. Immer, wenn ich es mit den selbstgefälligen Lifestyle-Ökos zu tun habe, die glauben, mit ihrem Bio-Gedöns könnten sie die Welt retten, ballt sich in meinem Magen die Faust. Stets suchen sie die Diskussion oder gar den Streit, wenn man nicht genau nach ihren Vorstellungen lebt, selbst aber in einer Welt voller Kompromisse und Selbstbetrug leben..

Das von den Grünen militant vertretene, ökologische Leben ist sozusagen das Projekt für Besserverdiener, besseres Gewissen eingeschlossen. Ein Blick auf die Macchiato-Generation mit hohem Einkommen lohnt sich. Deren Verbrauch von Strom, Heizung oder Benzin steigt exponentiell, den sie gleichzeitig mit vielerlei Argumenten als nachhaltig-schonende Lebensweise verkaufen. Sie kaufen Autos, die vermeintlich effizienter aber doppelt so groß sind als jene zwanzig Jahre alten Dieselschleudern, die ein Geringverdiener aus dritter Hand erworben hat. Sie sparen im Verhältnis zu den anderen kleinen Krücken ein, die sich mit ihnen durch den Verkehr quälen.

Seien wir ehrlich: Arme können sich einen nachhaltigeren Lebensstil, zum Beispiel mit energieeffizienten Geräten, gar nicht leisten. Oft genug werden gerade von Gutverdienern die teuren Stromsparer oder Spritverbraucher auch noch von der Steuer abgesetzt. Das sozialromantische Geschwätz über den sparsamen Umgang mit wertvollen Ressourcen findet sein jähes Ende an der Gemüsetheke des anspruchsvollen Veganers.

Immerhin funktioniert das Marketing der Öko-Aktivisten. Halb Europa jubelt Greta Thunberg zu, deren Eltern das Mädchen bis zum Fleisch gewordenen Klimawandel gedrillt haben und sie dann der eigenen Überzeugungen wegen instrumentalisierten. Die Grünen freilich lassen sich diese Chance nicht entgehen, wenn es darum geht, mit einem frühreifen Teenager eigene Interessen zu plakatieren, anstatt sie in die Schule zu schicken. Die Scheinheiligkeit der Erwachsenen kennt keine Grenzen mehr und irgendwann wir das pubertäre Ökomädchen ausgedient haben.

Während der militante Öko-Freak mit einem Monatseinkommen jenseits von 6.000 Euro beim Bio-Markt seines Vertrauens Papaya aus Mexico, Zucchini und Auberginen aus Italien und ein paar Mangos ersteht und anschließend mit Bananen, Avocados und Litschies für seinen ausgeglichenen Vitaminhaushalt sorgt, muss sich die Rentnerin mit monatlichen 350 Euro an der Tafel mit gerade noch Genießbarem eindecken. Dass der Öko-Gourmet dagegen in Kauf nimmt, dass seine exotischen Früchte auf einem Frachter 10.000 Seemeilen zurückgelegt haben, tut nichts zur Sache, wenn es um die gepflegte Gesundheit geht.

Sebstredend kauft der Grüne, der etwas auf sich hält, nur Fair-Trade-Kaffee, und glaubt allen ernstes, sein Euro, den er mehr ausgibt, landet beim "Fronarbeiter" an der Kaffeestaude. Dass sein handgezupfter "Darjeeling" oder "Lapsang Suchong aus Indien, Ceylon oder China stammt, sein Edel-Reis in Asien unter bejammernswerten Umständen geerntet und nach Europa transportiert wird, haben diese Öko-Prediger gar nicht auf dem Schirm. Sie ernähren sich ohne Rücksicht auf Verluste mit sündhaft teuren Produkten aus biodynamischen Anbau und verteufeln jeden, der sich bei McDonald einen Cheesburger in den Schlund stopft. 

Die grüne Dekadenz feiert fröhliche Urständ. Da man heute in der individualisierten Welt auch etwas Besonderes sein will, kauft der umweltbewusste Grüne eben seine Steaks vom Angusrind, das sich von gesundem Graß auf der Weide ernährt und nicht von irgendeiner Kuh, die aus der Massenproduktion stammt. Sodann ersteht er noch ein Kilo Bio-Getreide, schrotet seine Backmischung in seiner elektrischen Energiesparmühle, um in seiner Luxus-Brotbackmaschine das maximale Öko-Feeling beim Frühstück mit frischem Brot auszukosten. Alleine für die Anschaffung jener Gerätschaften kann die Oma mit schmaler Rente ein Jahr ihr Brot bei Lidl kaufen.

Es beißt die Maus den Faden nicht ab, Bio-Lebensmittel sind im Schnitt 70 Prozent teurer als konventionelle, wenn man sie mit gleichwertigen Markensegmente vergleicht. Auch wenn uns von der Lebensmittelindustrie gesponserten Ernährungswissenschaftler, Politiker und Vertreter gesunder Ernährung weiß machen wollen, man könne auch mit einem Sozialhilfe-Budget zur nachhaltigen Schonung unserer Umwelt beitragen, hat nie mit 300 Euro auskommen müssen.

Unsere Industrie sorgt schon dafür, dass auch die Verfechter der ökologischen Lebensweise ausreichend Gelegenheit dazu haben, sich ein gutes Gewissen kaufen können, um anschließend den renitenten Armen zu beweisen, dass man auch mit dem Fahrrad die Arbeitsstelle erreichen kann. Selbstredend werden die Kinder allmorgendlich in der Kita oder in der Schule mit dem SUV abgeliefert, während Papa mit gutem Beispiel voran strampelt.

Den Alltag nachhaltig gestalten, das ist das Ziel der “open minded peoples“ mit Hang zum ökologischen Diktat, das sie dem Rest der Welt aufoktroyieren. Mit Verve wird der Müll getrennt, der auf den Deponien wieder munter zusammengemischt wird. Noch umweltfreundlicher sind die Millionen von ausrangierten Kühlschränken, Computern, Waschmaschinen oder Fernseher, die von Müllmännern sachgerecht entsorgt, anschließend in Bremerhaven mit Containern nach Afrika geschippert werden. Zwar ist der Grüne hoch sensibilisiert, wenn es darum geht, seinen Strom fressenden Kühlschrank durch einen Neuen mit Super-Ökosiegel zu ersetzen und beschwert sich gleichzeitig darüber, dass währenddessen die Afrikaner im Elektroschrott ersaufen.

Erstaunliches ergibt eine Analyse eines Soziologen aus Hamburg. Sie hat ergeben, dass die ökologisch unbedenkliche lebende Spezies der Grünen meist auch der Gattung „Gutmenschen“ angehören, die keine Ahnung haben, dass es Rentner und Hartz-IV-Empfänger gibt, die Junkfood aus der Chemieküche kaufen müssen, um über die Runden zu kommen.

Die gleiche Grünen-Klientel liebt auch schwarze Kinder mit großen Kulleraugen, kaufen nichtsdestoweniger ihre Delikatessen vorzugsweise im Feinkostgeschäft, das 17 Kilometer entfernt in einem anderen Stadtteil domiziliert. Dort ersteht er unter anderem teuren Salat mit Unbedenklichkeitszertifikat. Hoch lebe die Macchiato-Generation, die sich Öko leisten kann und Grün wählt.




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